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Kein Iftar mit Coca-Cola: Warum wir darauf verzichten

12:34 - May 13, 2019
Nachrichten-ID: 3001220
Seit 1966 ist die Coca-Cola Company ein vehementer Unterstützer Israels. 1997 zeichnete die Israel Economic Mission, die als direktes Bindungsglied zwischen der israelischen und der amerikanischen Wirtschaft dient, die Coca-Cola Company für ihre langanhaltende Unterstützung aus. Ein Beitrag von Sadik Özoguz

Datteln und Milch soll der Prophet zum Iftar zu sich genommen haben. Datteln gibt es bei uns immer noch. Doch die Getränke haben sich in viel zu vielen Haushalten symbolträchtig schwarz gefärbt. Sogar in manchen Moscheegemeinden soll es die unsäglich ungesunden und unverschämt teuren roten Flaschen geben. In einem ihrer Werbespots wird eine Muslima gezeigt, die auf einer einsamen Brücke ihr Fasten mit Coca-Cola bricht. Diese zur Schau gestellte Weltoffenheit darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Coca-Cola beim Iftar nichts zu suchen hat. Ungesund und teuer sind nur zwei Argumente, die auch auf andere Colasorten zutreffen. Die Firma Coca-Cola Company hat darüber hinaus einen so üblen Beigeschmack, der es jedem Muslim verbietet, dieses Getränk auf seiner Sofra (Esstisch) anzubieten.

Die Coca-Cola Company verfolgt das Ziel, Coca-Cola für jeden auf der Welt in „Armreichweite des Verlangens“ bereitzustellen.[1] Diese ständige Präsenz verschafft der Firma jährlich einen Milliardengewinn. Dennoch sind die Umsatzzahlen in den letzten Jahren gesunken, von 48 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 auf 31 Milliarden US-Dollar im Jahr 2018.[2] Grund dafür ist die hohe Konkurrenz, aber auch der weltweite Boykott. Die Marken der Coca-Cola Company, also auch Fanta, Sprite, Schweppes, mezzo mix, Bonaqa, Apollinaris und andere, werden von verschiedenen Organisationen rund um den Globus boykottiert.

Die Gründe sind dabei sehr vielfältig. Einigen geht es um den Umweltschutz, weil die Coca-Cola Company genau wie der Nestlé-Konzern weltweit Süßwasserquellen plündert. Für relativ geringe Lizenzgebühren erkauft sich die Firma das Recht, die Quellen exklusiv zu nutzen und die Hand darauf zu halten. Beispielsweise hat die Coca-Cola Company in der südindischen Provinz Kerala – eine der wasserreichsten Gegenden der Welt – im März 2000 eine Lizenz zum Abpumpen des Grundwassers erhalten. Zwar durften sie nur leistungsschwache Dieselpumpen benutzen, doch der Konzern hielt sich nicht an die Abmachung, bohrte heimlich neue Brunnen und verwendete besonders leistungsstarke Elektropumpen. Der Grundwasserspiegel sank von einer Tiefe von 45 auf 150 Metern. Die ganze Gegend trocknete aus. Nachdem ein Brunnen abgeschöpft war, wurden Produktionsabfälle hineingeleitet, die das verbliebene Wasser verschmutzten.[3] Die Coca-Cola Company behauptet, dass sie zum Ausgleich stets mindestens die gleiche Menge an Trinkwasser aufbereitet, die sie für die Herstellung verbraucht, wenn auch nicht unbedingt am gleichen Ort.[4]

Anderen geht es beim Boykott der Firma um die Arbeitnehmerrechte, die systematisch verletzt werden. Dass ihre Mitarbeiter eine Gewerkschaft gründen, um sich gemeinsam für gerechte Löhne und Arbeitsbedingungen einzusetzen, verhindert der Konzern aktiv. Betrachtet man die Koalitionsfreiheit in den Artikeln 23 und 24 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, wird deutlich, dass das allein bereits eine Menschenrechtsverletzung darstellt.[5] Dazu steht der schwerwiegende Verdacht im Raum, dass die Coca-Cola Company Gewerkschafter in Südamerika ermorden ließ.[6]

Wieder andere konzentrieren sich auf die Marke Coca-Cola selbst. Wie kein anderes Produkt steht Coca-Cola für den American Way of Life und ist gewissermaßen die inoffizielle Flagge der USA. Kein Wunder, dass sie immer mit der US-Army transportiert wird. Im Irak zum Beispiel gibt es Coca-Cola erst wieder seit 2005. 37 Jahre zuvor hatte sich die Firma selbst aus dem Land zurückgezogen, weil die Arabische Liga einen Boykottaufruf gegen Firmen startete, die in Israel aktiv sind. Die Beziehung des Konzerns zu Israel ist ein anderes großes Thema, weshalb die Marke boykottiert wird.[7]

Seit 1966 ist die Coca-Cola Company ein vehementer Unterstützer Israels. 1997 zeichnete die Israel Economic Mission, die als direktes Bindungsglied zwischen der israelischen und der amerikanischen Wirtschaft dient, die Coca-Cola Company für ihre langanhaltende Unterstützung aus. Sie ehrte sie dafür, dass sie sich gegen den Boykottaufruf der Arabischen Liga stellte.

2009 erhielt die zionistische Lobby AIPAC einen Preis dafür, dass sie Einfluss auf den US-Senat ausübte, den Aufruf der UN zur sofortigen Waffenruhe beim militärischen Überfall Israels auf den Gaza abzulehnen. Der Preis wurde gesponsert von der Coca-Cola Company.

Ebenfalls 2009 war die Coca-Cola Company Gastgeber eines Empfangs im Coca-Cola-Hauptquartier, bei dem der Kriegsverbrecher General Ben-Eliezer ausgezeichnet wurde. Während des Sechstagekriegs richtete er mit seiner Einheit über 300 ägyptische Kriegsgefangene hin. Als Verteidigungsminister unter Scharon war er außerdem für das Massaker von Dschenin[8] verantwortlich.

Der Konzern gehört zu den größten Investoren in Israel und investiert dabei auch in die nach UN-Maßstäben besetzten Gebiete. Coca-Cola-Werke gibt es sowohl auf den Trümmern der palästinensischen Stadt Iraq al-Manschiyya (Kiryat Gat) nördlich des Gaza-Streifens als auch im Westjordanland und auf den Golanhöhen.[9] [10]

Die Verantwortung für ihre Geschwister im Islam dürfen die Muslime niemals vergessen. Am allerwenigsten in der gesegnetsten Zeit des Jahres: den Abenden des Monats Ramadan.

Aber – so lautet eine beliebte Ausrede – wenn jemand die Getränke für die ganze Moschee spendiere, könne man ihn schlecht davon abhalten. Es wäre schließlich unhöflich, diese Großzügigkeit abzulehnen. Nein! Sie bekämpfen die Muslime und wir sollen zum Dank ihre Getränke trinken und ihre Marke in der Moschee vorzeigen? Jede Gemeinde hat die Aufgabe, ihre Mitglieder zum bewussten Konsumverhalten zu erziehen. Der Spender muss lernen, dass er etwas anderes besorgen soll und den Gästen muss bewusst sein, dass es ein Skandal ist, wenn Coca-Cola in einer Moschee gereicht und getrunken wird. Es ist keine Verschwendung, Coca-Cola in den Ausguss zu schütten.

In einer Überlieferung vom Propheten Muhammad (s.) heißt es: Wer einen Muslim hört, wie der ruft: „O Muslime!“, und ihm nicht antwortet, der ist kein Muslim.

Ein Boykott, ein Verzicht, noch dazu auf ein teures und ungesundes Getränk, ist weniger als eine Antwort. Es ist das Mindeste.

 

http://advertisinghall.org/members/member_bio.php?memid=822 ↩︎

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/259159/umfrage/entwicklung-des-nettoumsatzes-der-coca-cola-company/ ↩︎

Coca-Cola löscht den Durst nicht ↩︎

https://www.greenbiz.com/article/coca-cola-and-bottlers-achieve-replenishment-all-water-they-use ↩︎

https://www.menschenrechtserklaerung.de/recht-auf-arbeit-3664/ ↩︎

http://www.iuf.org/w/?q=de/node/6218 ↩︎

https://thehimalayantimes.com/business/coca-cola-back-in-iraq/ ↩︎

http://www.eslam.de/begriffe/m/mazar_dschenin.htm ↩︎

http://www.inminds.com/boycott-coca-cola.html#r49 ↩︎

https://uspcn.ipower.com/wp/wp/wp-content/uploads/2015/01/Why-Boycott-Coca-Cola-doc-for-storeowners-FINAL.pdf ↩︎

 

https://offenkundiges.de/kein-iftar-mit-coca-cola-warum-wir-darauf-verzichten-sollten/

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