IQNA

Bürochef von Großayatollah Fadhlalah: Erziehung und soziale Themen bilden die Basis der Koranexegese des Gelehrten

21:21 - July 07, 2016
Nachrichten-ID: 1953237
Der verstorbene Großayatollah und Rechtsbefugte der Schiiten „Seyyed Mohammad Hussein Fadhlalah“ hat sich in der Koranexegese bestimmten Diskursen gewidmet; Ausgangspunkt seiner Interpretationen waren soziale und moralische Themen und Erziehungsansätze.
Hodschatolislam Yasser Ghatisch, der das Büro für religiöse Anfragen von Großayatollah Fadhlalah leitet, an der theologischen Schule von Ghom unterricht und Mitglied des Forschungskomitees der globalen Universität Al-e Beyt (a. S.) ist, sagte bei einem Telefonat mit der Koran-Nachrichtenagentur IQNA: „Ayatollah Fadhlalah trug in den sechziger Jahren seine Koraninterpretationen hauptsächlich in Bereichen der Erziehung, Moral und Ethik und gesellschaftlichen Themen vor. Seine Standpunkte, die aus den Lehren des Korans hervorgingen, verlangten vom Menschen Läuterung und Reinigung der Seele und des Geistes.“
Er fügte hinzu: „Ayatollah Fadhlalah war vom Koran als ein Buch zur Erziehung und Läuterung der islamischen Umma überzeugt. Er vertrat die Ansicht, dass der heilige Koran herabgesandt wurde, um die Ausbildung und Erziehung und das persönliche, soziale, moralische und sogar politische Leben der Menschen zu regeln, was dem Buch auch gelungen ist. Aus diesem Grund hielt er jede Woche zwei Vorträge, in denen er den Koran in der Öffentlichkeit und für die Bürger auslegte. Bei seinen Vorträgen ging er auf die sozialen Probleme und Schwierigkeiten bei Ausbildung und Erziehung ein. Lösungen fand er stets aus dem Koran.“
Ghatisch betonte: „Ayatollah Fadhlalah legt in seiner Koranexegese `Min wahy-el Qoran` Wege zur Lösung der sozialen und ethischen Probleme sowie Probleme in der Erziehung vor, dabei beruft er sich auf den Koran, der für sich spricht. Seine Methode hat Ayatollah Fadhlalah vom Märtyrer Großayatollah Seyyed Mohammad Bagher Sadr erlernt. Demnach werden Fragen aufgeworfen, deren Antworten im Koran gesucht und gefunden werden und so spricht dann der Koran für sich.“
Ghatisch wies ferner darauf hin, dass Ayatollah Fadhlalah keine Exegese vornahm, die mit dem Verlauf des Korans und nach der Ordnung der Verse voranging: „Sein Ziel war es, eine Exegese nach Themen vorzunehmen und dabei die Ansicht des Korans zu verschiedenen Themen zu erforschen, die als Lösung dienen.“
In einem weiteren Teil seines Interviews betonte Ghatisch: „Ayatollah Fadhlalah sah in der Offenbarung die wichtigste Quelle zum Verständnis der religiösen und rechtlich-religiösen Gebote. Er glaubte nicht an die traditionelle Methode bei der Erforschung von religiös-rechtlichen Ansichten. Daher wichen auch einige seiner Ansichten in der Rechtslehre von Ansichten und Lehren anderer Gelehrten und Rechtsbefugten ab. Angesichts seiner Standpunkte gegenüber der Realität und Tatsachen setzte er sich sehr dafür ein, den Schriftsatz des Korans diesen Tatsachen anzupassen. Er war für seine innovativen Methoden bei der Auslegung und Erforschungen von Inhalten und Bedeutungen berühmt.“
Ghatisch erinnerte daran, dass dieser schiitische Rechtsbefugte innovative und neuartige Ansichten hatte, wobei er sich bei Rechtsfragen nicht besonders auf eine Anpassung einließ, was jedoch bei seinen bekannten und berühmten Kollegen auf Widerstand gestoßen ist.
Ghatisch wies auf eine Fitwa von Ayatollah Fadhlalah hin, in der er sich auf die Astronomie und Himmelskunde stützt, um den Beginn und das Ende des Fastenmonats Ramadan festzustellen: „Ayatollah Fadhlalah berief sich dabei auf ein Hadith. Er war aber de Ansicht, dass die Feststellung Neumondes mit bloßem Auge nicht möglich und auch nicht angebracht sei. Das sei nur ein Weg, um den Neumond festzustellen. Wenn es also nicht möglich sein sollte, den Mond mit bloßen Auge zu sehen, dann seien noch andere Wege da, um dies festzustellen. Himmelskunde und Astronomie sind da Mittel, mit denen man Anfang und Ende der Monate im Mondkalender festlegen kann.“
Hodschatoleslam Ghatisch sprach am Ende des Gesprächs der islamischen Umma sein Beileid zum Dahinscheiden von Ayatollah Fadhlalah aus und betonte: „Dieser Rechtsbefugte der Schiiten diente seinem ganzen Leben lang dem Islam, den Menschen und seinem Ahnen Imam Ali (a.s.) und war davon geprägt. Er hat sein Leben der Erhabenheit des Islam und der Muslime gewidmet.“
Ayatollah Fadhlalah, schiitischer Rechtsbefugter im Libanon, wurde wegen innerer Blutungen in das Bahman Krankenhaus im südlichen Teil Beiruts eingeliefert. Er segnete am 4. Juli in den Morgenstunden das Zeitliche.
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