William Gallois ist Assistenzprofessor an der University Exeter im Vereinigten Königreich und Experte für die Geschichte der islamischen Welt mit Schwerpunkt Mittelmeerraum.
In einem Interview mit IQNA sprach Galois über Islamophobie und die Rolle des interreligiösen Dialogs bei deren Reduzierung.
IQNA: In den letzten Jahren erlebten wir das Anwachsen der Islamophobie in verschiedenen Ländern mit. Einige glauben, dass diese Islamophobie auf die Angst der Veränderung des kulturellen Kontextes westlicher Gesellschaften aufgrund der Präsenz von Muslimen in diesen Gesellschaften zurückzuführen ist. Ist dies korrekt?
Mein Gefühl ist, dass dieses Thema von Land zu Land unterschiedlich ist, aber in allen europäischen Ländern gibt es ein gewisses Maß an Islamophobie, weil (diese Länder) mit der Idee eines "islamischen Europas" nicht fertig werden. Diese Ablehnung ist kulturell und historisch unbegründet, weil Länder wie Albanien und Kosovo europäisch und überwiegend muslimisch sind. In der Vergangenheit waren die Muslime in Spanien, Portugal und Sizilien hoch aber die Regierung und das Volk ziehen es vor, diese expliziten Fakten zu ignorieren. Stattdessen wird der Islam als Anwesenheit eines fremden Elements dargestellt das nach Europa eindringt. Ist aber bedeutungslos, weil Europa ebenso jüdisch und islamisch wie christlich ist.
IQNA: Einige glauben, dass die Rolle der Muslime bei der Entstehung der menschlichen Zivilisation von westlichen Historikern weitgehend ignoriert wurde. Nach ihrer Meinung hat dies welche Autentizität?
Ich denke das ist absolut wahr und es schadet unseren Gemeinschaften sehr. Das Versäumnis von Historikern und anderen Gelehrten, die Rolle der Muslime bei der Gestaltung der menschlichen Zivilisation zu erklären, bedeutet,dass Bereiche wie Bildung, Kultur und Medien die Geschichte des Islam nicht tiefgehend genug verstehen, insbesondere die Art und Weise wie die europäische und die islamische Geschichte miteinander verflochten sind.
IQNA: Neben religiösen Spannungen (zwischen Anhängern verschiedener Religionen) erleben wir die Ausbreitung des interreligiösen Dialogs, insbesondere zwischen Christen und Muslimen. Inwieweit glauben Sie, dass diese Maßnahmen die negative Einstellung der Anhänger dieser beiden großen Religionen zueinander verringern mögen?
Ich halte den interreligiösen Dialog für einen sehr positiven Schritt, aber kann sagen dass er die breite Öffentlichkeit nicht betrifft. Die Zahl der Menschen, die an solchen Aktivitäten teilnehmen, ist tatsächlich sehr gering und die Debatten, die Veränderungen bewirken, sind Debatten der säkularen Welt nicht in der Welt der religiösen Menschen.