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Wie greift Gott in das Weltgeschehen ein?

19:11 - January 25, 2019
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Weshalb greift Er bei Ungerechtigkeit nicht ein? Wieso kommt er nicht und tröstet die Trauernden? Wieso setzt er sich nicht zu den Einsamen? Im folgenden Artikel werden diese Fragen von Hassan Mohsen behandelt.

Ja, Gott greift in das Weltgeschehen ein. „Gott hat diese Welt geschaffen und Er hat die Macht sie so zu ändern, wie Er es will“, sagen die Gläubigen. „Wo ist Gott nur?“, fragen sich die Nicht-Gläubigen in Krisenzeiten. Als gläubige Muslime wissen wir, dass Gott nur „sei!“ sagt und es wird. Aber wie greift Gott in das Weltgeschehen ein?

Im Heiligen Quran (2:117) heißt es über die Macht Gottes: „Und wenn Er eine Angelegenheit bestimmt, so sagt Er zu ihr nur ‚sei!‘ und so ist sie.“ Weder Naturgesetzmäßigkeiten noch andere Hindernisse können Gott daran hindern. Schließlich hat Gott alle Gesetze selbst erschaffen. Aber warum ändert Gott die Lage der Welt nicht einfach zum Guten? Weshalb greift Er bei Ungerechtigkeit nicht ein? Wieso kommt er nicht und tröstet die Trauernden? Wieso setzt er sich nicht zu den Einsamen?

Wer soweit kommt, diese Fragen stellen zu müssen, hat ein schwaches Gottesbild. Denn Gott ändert die Welt ständig zum Guten. Aber dafür braucht er nicht persönlich einzugreifen. Gott schickt die Gläubigen, denen Gott diese Welt vererbt hat, um diese Welt zu veredeln: „Wahrlich, die Erde gehört Allah; Er vererbt sie unter seinen Dienern, wem er will“ (Heiliger Quran 7:128). Er schickt jene Menschen, die ein kleines Fünkchen von ihm besitzen und dieses Fünkchen nicht mit Sünden versiegelt haben.

Die Gläubigen sind es, die Allahs Befehle auf dieser Erde erfüllen. Da uns diese Erde gehört, sind wir auch für das Geschehen auf dieser Erde verantwortlich. Sollten wir kein Verantwortungsbewusstsein mehr haben, dann wird sie einem anderen Volk anvertraut. So heißt es im Heiligen Quran (9:39): „Wenn ihr nicht ausrückt, wird Er euch mit schmerzhafter Strafe strafen und euch durch ein anderes Volk ersetzen, und ihr (könnt) Ihm keinerlei Schaden zufügen. Allah hat zu allem die Macht.“

Uns Gläubigen – also dir und mir – gab Gott die Erde zum Erbe. Er hat uns diese Erde anvertraut. Und wir müssen uns um diese Erde kümmern und sie beschützen. Wenn es jemand wagt, die Erde und ihre Bewohner zu unterdrücken, so ist es unsere Pflicht, den Unterdrücker aufzuhalten. Sollte jemand Hass auf dieser Erde verbreiten, so müssen wir dagegen angehen. Sobald sich jemand an die Heiligkeiten der Menschen heranmacht, um sie zu zerstören, dann stehen wir ihnen zur Seite. Sollte es jemand wagen, die Menschen von Gott zu trennen, bekämpfen wir ihn mit aller Härte.

Diese Erde gehört uns Gläubigen. Und wir werden diese Erde verteidigen gegen alle Gegner Gottes. Wir werden die Lügen der Lügner mit Gottes Wahrheit zerquetschen. Die Schwachen stehen unter unserem Schutz und wir werden sie beschützen, koste es, was es wolle. Und mit aller Kraft wollen wir diese Erde von jeder schlechten Tat befreien, inschallah.

Das heißt, durch uns greift Gott in diese Welt ein. Denn wir Gläubigen sind seine Stellvertreter auf dieser Erde. So heißt es im 30. Vers der 2. Sure: „Und als dein Herr zu den Engeln sagte: Ich werde errichten auf der Erde einen Stellvertreter.“ Wenn wir als Stellvertreter Gottes etwas tun, dann erlaubt uns Gott, in seinem Namen zu agieren.

Diese Erlaubnis, in Gottes Auftrag in diese Welt einzugreifen, wird im Heiligen Quran mit diesem Vers deutlich: „... nicht du hast geschossen, als du geschossen hast, sondern Allah hat geschossen“ (8:17). In diesem Vers wurde der Gottesgesandte Muhammad (s.) angesprochen, als er sich gegen die Unterdrücker seiner Zeit wehrte. Der Schuss des Gottesgesandten war eigentlich ein Schuss Gottes, also griff Gott direkt in diese Welt ein.

In einer heiligen Überlieferung (hadith qudsi) wird dieser Umstand noch deutlicher, darin sagt Gott: „Und mein Diener nähert sich solange durch freiwillige Taten (nafila) an mich an, bis Ich ihn liebe. Und wenn Ich ihn liebe, dann bin Ich sein Ohr, mit dem er hört, und sein Auge, mit dem er sieht, und seine Hand, mit der er zupackt, und sein Fuß, mit dem er geht.“ Wir Gläubigen sind es, die Gottes Eingreifen übernehmen dürfen. Unsere Taten sind auch der Eingriff Gottes in diese Welt.

 

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