Wilferd Madelung war unermüdlicher Forscher der Islamwissenschaft und schiitischer Studien
Professor Wilferd Ferdinand Madelung, ein berühmter deutscher Islamologe und einer der erfahrensten Forscher der zeitgenössischen Islamwissenschaft starb am Dienstag, dem 9. Mai. Madelung wurde 1930 in Stuttgart/Deutschland geboren. 1953 schloss er sein Bachelorstudium in islamischer Geschichte und Literatur an der Universität Kairo ab und promovierte anschließend in Islamwissenschaften an der Universität Hamburg unter der Leitung von Bertold Spöller.
20 Jahre lang hatte er den Lehrstuhl für Islamwissenschaft an der Universität Oxford inne und lehrte als Gastprofessor an vielen amerikanischen und europäischen Universitäten darunter auch an der Columbia University.
Mit seinem Verfassen oder Korrigieren von etwa 200 Büchern und Artikeln in zahlreichen Forschungspublikationen und Enzyklopädien sowie von 160 Buchrezensionen und Rezensionen spielte Madelung eine wichtige Rolle bei der Kenntnis des islamischen Denkens und der islamischen Geschichte insbesondere des Schiismus im Mittelalter. Seine Werke sind eine Sammlung theologischer, historischer, juristischer, Unterschiede und Religionen, Charakterstudien und Bibliographie.
„Mohammed Kazem Rahmati“, außerordentlicher Professor der Islamic Encyclopaedia Foundation, sagte in einem Interview mit IQNA über die Persönlichkeit diese prominenten Islamwissenschaftler: Professor Madelong war eine der Persönlichkeiten, die jeder, der sich mit Islamwissenschaft beschäftigt auf jeden Fall kennenlernen muss wegen des breiten Umfangs seiner Werke, die im Prinzip zwangsweise benutzt werden.
Madelung, Unermüdlicher Forscher
Rahmati fuhr fort: Aufgrund meines Interesses an theologischen Themen und der Geschichte von Zaidiyyah lernte ich seine Werke sehr bald kennen. Glücklicherweise wurden die meisten Werke Madelungs ins Persische übersetzt und sind nützliche Übersetzungen. Die von „Astan Quds Razavi“[Verwaltung von Heiligem Schrein Imam Rida (as.) in Mashhad) mit Hilfe von Javad Qasemi veröffentlichte Sammlung seiner Artikel machte mich mit seinen Werken und seiner Persönlichkeit vertrauter. Später las ich das Original seiner meist auf Englisch verfassten Artikel und lernte ihn dadurch noch besser kennen.
Über Madelungs wissenschaftliches Tätigkeitsfeld sagte er: Er war Schüler von Rudolph Strottmann und Bertold Spühler, einem der bedeutendsten Islamwissenschaftler in Deutschland und promovierte auf dem Gebiet der Zaidiyyah. Andererseits verfügte die Berliner Bibliothek über eine einzigartige Sammlung von Manuskripten mit Bezug zu den Zaydiyyah, die es Madelung ermöglichte 1956 seine Doktorarbeit über Ibrahim bin Qasim Razi (einen Juristen und Theologen des dritten Jahrhunderts n.H. im Jemen) als eine zentrale Figur der Zaydiya in zu erstellen. Strotman hatte gute Artikel über Zaydiyah und Zayd Bin Ali geschrieben und diese bildeten den Grundstein für Madelung. Danach war Madelung einige Zeit als Kulturberater in Bagdad und Beirut tätig und erweiterte den Umfang seiner Studien zu den Zaidiyyah, Ismailiyyah und Imamiyyah und veröffentlichte weitere Arbeiten in diesen Bereichen.
Rahmati fügte hinzu: Im Allgemeinen verfügt er über wertvolle Werke auf dem Gebiet der Geschichte des Schiismus und insbesondere der Geschichte von Zaidiyyah. In den letzten zwanzig Jahren setzte er obwohl er im Ruhestand war seine Forschungsarbeit fort und arbeitete sogar viel im Bereich der Textkorrektur. Viele der von ihm verwendeten Quellen wurden erst in den letzten Jahren veröffentlicht.
Korrektur seltener historisch-theologischer Texte
Er leistete wertvolle Arbeiten auf dem Gebiet der Textkorrektur und veröffentlichte einen großen Teil, der über die Geschichte der Alawiten Tabaristans und der Zaiditen Irans verfassten Quellen in dem Buch „Akhbar Imams of the Zaidis in Tabaristan, Dilman, und Jilan“. Dieses Buch handelt von den Zaidi-Herrscherfamilien im Norden Irans in Gilan, Mazandaran und Dillman und wurde 1987 am Deutschen Zentrum für Orientalistik in Beirut veröffentlicht.
Madelung veröffentlichte auch wertvolle Werke im Bereich Mu'tazili Kalam, von denen nur wenige Manuskripte verfügbar sind, wie zum Beispiel „Al-Matidam fi Usul al-Din“ und „Al-Faiq fi Alam al-Kalam“.
Er fügte hinzu: Madelung hinterließ neben Recherchen und dem Verfassen von Artikeln auch wertvolle Arbeiten im Bereich der Textkorrektur.
„Nachfolge Mohammeds (SAS“, das wertvolle Werk von Madelung)
Rahmati betrachtete Madelongs wegweisendes Werk, das im Iran zum Buch des Jahres gewählt wurde und Beachtung fand, das Buch „Die Nachfolge Mohammeds (PBUH)“ und sagte: „Dieses Buch ist eines der wichtigsten Bücher auf dem Gebiet des Islam. Geschichte, deren Bedeutung in der Aufmerksamkeit des Autors liegt. Es gibt viele Überlieferungen auf deren Grundlage die frühe Geschichte des Islam (d. h. nach dem Tod des Propheten bis zum Imamat vom edlen Imam Ali) ausführlich diskutiert und untersucht wurde.
Er fügte hinzu: „Das herausragende Merkmal dieses Buches ist die Aufmerksamkeit des Autors für die verschiedenen Trends und Anliegen in der islamischen Gesellschaft und er war in der Lage, diese gut zu analysieren, welche Arten von Berichten das Ergebnis historischer Ereignisse sind und welche Teile dieser Berichte in Wirklichkeit das Bemühen verschiedener Gruppen sind die eigene Rolle zu verbergen oder gegnerische und rivalisierende Gruppen zu beschuldigen.“
Weiter fuhr fort: Wie Madlung in diesem Buch zeigte ist ein wichtiger Teil der historischen Nachrichten im Zusammenhang mit den Ereignissen in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach der Hijra mit weit verbreiteten Invasionen und Besetzungen verbunden und es ist wichtig historische Nachrichten zu erkennen und erfahren, was wirklich passiert ist. Es ist notwendig, auf die Dokumentenkette der Erzähler zu achten und die Texte miteinander zu vergleichen. Tatsächlich ist es erst durch sie möglich die Berichte verschiedener Gruppen bei der Rekonstruktion der Ereignisse des ersten Jahrhunderts der Hijri weitgehend zu identifizieren.
Er fuhr fort: Das Buch „Nachfolger vom edlen Muhammed (SAS)“ ist das wichtigste Buch, das zu diesem Thema in der Geschichte des Islam geschrieben wurde. Dieses Buch wurde von der Islamic Research Foundation des Bezirks Quds veröffentlicht.
Madelungs einzigartige Forschung zur Einführung von Zaidiyyah
Rahmati fügte hinzu: Die einzige umfassende Arbeit über Zaidiyyeh ist bisher Madelongs Doktorarbeit, die 1956 veröffentlicht wurde und da sie sich auf Quellen aus erster Hand stützte von denen die meisten noch nicht veröffentlicht wurden, ist diese Arbeit sehr wertvoll. Arbeitstechnisch lässt sich sagen dass er auf dem Gebiet der Textkorrektur, Textzuordnung und Datierung von Texten unersetzlich ist. Auf dem Gebiet von Qasim bin Razi gelten seine Meinungen immer noch als völlig gültig und zutreffend und je mehr Texte veröffentlicht werden desto deutlicher wird die Stärke und Genauigkeit von Madelongs Gedanken auf diesem Gebiet.
Er fuhr fort: Im Allgemeinen sind alle seine Forschungsergebnisse wertvoll und nutzbar. Natürlich kann jeder Forscher Meinungen geäußert haben, von denen einige nicht korrekt sind und Madelung ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Aber alle seine Werke sind vertretbar und gültig und er ist der erste Forscher, der in vielen Bereichen Ansichten äußerte.
Zu der Tatsache, dass einige Forscher Einwände gegen Madelongs Forschung im Bereich der schiitischen Studien erheben sagte Rahmati: „Was die Quellenkenntnis betrifft ist Madelung einer der prominentesten Forscher. Deutsche Forscher und Orientalisten sind in der Islamwissenschaft unersetzlich, da sie über einen guten Zugang zu schiitischen Quellen aus erster Hand verfügen. Sie haben Quellen im Bereich der Iranistik gut genutzt.“
Er fügte hinzu: „Er versuchte seine Meinung zu bilden darzulegen indem er die Geschichte des Islam kritisch studierte und das Studium des Korans berücksichtigte, so dass im Allgemeinen gesagt werden kann ,dass der Prophet (Friede sei mit ihm) seine Vorliebe mit Ali (Friede sei mit ihm) als seinen Nachfolger richtete.“
In dem Buch „Sukzession von Muhammad (SAS)“ untersuchte er als unvoreingenommener Forscher die Verse des Korans unter diesem Gesichtspunkt und untersuchte die Geschichte der im Koran diskutierten Propheten und kam zu dem Schluss, dass im Koran immer einer der engsten Verwandtten des Propheten zum Nachfolger ausgewählt wurden. Nachdem Madelung jedoch das Buch „Nachfolger von Muhammad (SAS)“ veröffentlicht hatte in dem er gute Kommentare abgab, machte aber auch einige seltsame Kommentare
Einfluss politischer Trends auf schiitische Studien im Westen
Dieser Forscher der islamischen Geschichte sagte über die Erforschung der Schiiten im Westen und die gängigen Ansätze in diesem Bereich: „Bei der Erforschung der schiitischen Geschichte insbesondere derjenigen, die nach der Revolution entstand sind natürlich bestimmte Strömungen entstanden und wurden stärker und es gesagagt werden kann, das diese den Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten hervorheben. In diesem Sinne betonen Forscher, die in den besetzten Gebieten Palästinas arbeiten diesen Aspekt auch in ihren Doktorarbeiten.“
Er fügte hinzu: Es gibt Wechselwirkungen in wissenschaftlichen Zentren und Trends in schiitischen Studien und diese Strömungen konnten im Laufe der Zeit die Menschen stärken, die ihnen verbunden sind. Aus diesem Grund ist diese Theorie bedeutsam weil in diesen Studien manchmal politische Überlegungen eine Rolle spielen.
Das Interview führte Mohsen Haddadi
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