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Imam Chameneis Hinweise zum Corona-Virus

0:41 - March 06, 2020
Nachrichten-ID: 3002311
Teheran (IQNA)- Ein Beitrag von Yavuz Özoguz: Die Finger auf der Tastatur meiner Wenigkeit sind viel zu verdorben, als dass ich die gesegneten Worte der Heiligkeit unserer Zeit richtig verstehen oder gar für andere deuten könnte. Auch habe ich keinerlei Legitimation dazu. Daher bitte ich den wissbegierigen Leser die folgenden Zeilen sehr kritisch zu lesen und lediglich als Anregung zum Nachdenken und zur Vertiefung der Thematik zu verstehen. Zudem verweise ich vorab darauf hin, dass den folgenden Text – anders als meine sonstigen Texte – nur diejenigen verstehen werden, die mindestens einen Respekt gegenüber der Heiligkeit unserer Zeit verspüren.

Ein Beitrag von Yavuz Özoguz

Anlässlich der Nationalen Woche der natürlichen Ressourcen hat das Oberhaupt der Islamischen Revolution Imam Chamenei am letzten Dienstag (3. März 2020) zwei Baumsetzlinge gepflanzt, wie er es jedes Jahr tut. Alljahresroutine könnte man auf den ersten Blick meinen. Allerdings hat er im Anschluss eine Rede gehalten, die dieses Jahr weit über den Naturschutz hinausging [1].

Zunächst hat er sich zutiefst und mit großer Liebe bei den Ärzten, Krankenschwestern und dem medizinischen Personal bedankt für ihren außerordentlichen Einsatz im Rahmen der Corona-Situation. Nachdem er für die Genesung der Kranken und um göttliche Gnade und Vergebung für diejenigen gebetet hat, die an dieser Krankheit gestorben sind, und den Familien sein Beileid ausgesprochen hat, gab er den Menschen mehrere Empfehlungen.

Es fiel allerdings auf, dass er sehr beschwichtigen wirkte. So sagte er: „Augenscheinlich ist diese Tragödie nicht sehr groß. Wir haben größere Tragödien durchgemacht. Ich glaube jedoch fest an die Wirksamkeit der Gebete, die aus den reinen und makellosen Herzen der Jugendlichen und frommen Menschen kommen, um große Tragödien abwehren zu können. Denn wenn man Gott anfleht und um die Fürsprache des Propheten Muhammad (s.) und der Heiligen Imame (a.) bittet, kann dies viele Probleme lösen … Selbstverständlich behaupte ich nicht, dass dieses Problem unwichtig sei, aber wir sollten es auch nicht zu groß machen. Dieser Vorfall wird das Land für einen vorübergehenden Zeitraum treffen, und dann wird es verschwunden sein. In der Zwischenzeit können die daraus gewonnenen Erfahrungen und die Handlungen von Menschen und Regierungssektoren, die wie eine öffentliche Übung wirken, als Errungenschaft bleiben. “

An dieser Stelle musste ich gleich mehrfach aufhorchen. Denn tatsächlich geben die Zahlen weder im Iran und noch weniger in der Welt eine Sachlage wieder, die jene Maßnahmen rechtfertigen würden, die überall in der Welt getroffen werden. Immer noch gilt, dass jede normale Grippe in jedem normalen Winter das zehn- bis hundertfache (teils noch viel mehr) an Todesopfern fordert!

Da fällt mir die Geschichte des Satans im Heiligen Quran ein. Wie sehr hatte er sich gefreut, als Adam in seine Falle getapt war und daher auf die Erde herabgeschickt worden ist. Als er dann jedoch merkte, dass genau jene Falle dazu führen würde, dass der Mensch die höchste Stufe der Liebe erlangen und gereift in das Paradies zurückkehren könnte, ärgerte er sich derart, dass er um Erlaubnis bat, die Menschen irrezuführen. In seiner Verblendung merkte er nicht, dass selbst sein Angebot zur Irreführung Teil des Planes war, dass der Mensch die höchste Stufe der Liebe erlangt. Dieses satanische Prinzip ist von Adams Sohn Kain bis heute gültig. Zuerst freut sich der Satan über seinen vermeintlichen Erfolg, aber in Wirklichkeit schadet er sich damit nur selbst. Wie sehr haben sich die Geheimdienste in den USA und Israel gefreut, als General Qasim Sulaimani ermordet worden ist [2]. Dabei hat selbst der Westen diesem General viel zu verdanken [3]. Dann aber haben die USA und Israel festgestellt, dass Märtyrer Sulaimani viel mächtiger ist, als es General Sulaimani jemals hätte sein können [4]. Plötzlich wollte Israel nichts mehr damit zu tun haben, und die USA hatten 120 Gehirnerschütterungen, die bis heute nachklingen. Sie wünschten sich General Sulaimaini zurück. Aber auch jener Wunsch wird ihnen im Hals stecken bleiben, denn er könnte erfüllt werden.

Nach dem Martyrium hat Imam Chamenei die Familie von Qasim Sulaimani aufgesucht, um sein Beileid auszusprechen verbunden mit dem Glückwunsch zum Martyrium. Er tröstete die Familie und bemerkte, dass während des gesamten Aufenthalts die Tochter des Märtyrers namens Zaynab ihre innere Unruhe nicht loswurde. Imam Chamenei konnte sagen, was er wollte, Zaynab blieb aufgewühlt und unruhig. Als Imam Chamenei aufstand, um zu gehen, geschah etwas Ungewöhnliches. Imam Chamenei hatte den Raum schon verlassen, kehrte aber dann wieder zurück und sprach jene Zaynab direkt an: „Mach Sie sich keine Sorgen, Ihr Vater wird zu denjenigen gehören, die mit Imam Mahdi zurückkehren werden“. Eine Sensationsnachricht, nur von wenigen vernommen und in Mund-zu-Mund-Weitergabe verbreitet. Möge der Erlöser bald erscheinen!

Imam Chameneis Ratschläge zur Corona-Krise waren also beschwichtigend und wiesen auf eine „öffentliche Übung als Errungenschaft“ hin. Aber „öffentliche Übung“ wofür? Normalerweise trainiert man schwierige Katastropheneinsätze, ohne dass eine Katastrophe eingetreten ist. Man Simuliert nur. Ist davon auszugehen, dass es ein viel chaotischeres Szenario geben wird – und zwar zu Lebzeiten vieler, die heute leben – für das man sich vorbereiten kann? Wird diese künstliche Paniksituation, welche vor allem der Westen mit seinen Presstituierten erzeugt hat, den Panikmachern selbst schaden und hat es der Befreiungstheologie der Islamischen Revolution genützt als Simulationsszenario und damit zur Vorbereitung?

Vergessen wir nicht das Umfeld, in dem Corona im Iran ausgebrochen ist. Imam Chamenei hatte die zweite Phase der Islamischen Revolution ausgerufen, aber manche Gelehrte habe das bis heute nicht verstanden. Die zunehmenden Schwierigkeiten angesichts historisch einmaliger Sanktionen wurden von dem vom gesamten Westen mitgetragenen Massenmord am Iraker Flughafen begleitet. Massendemonstrationen zur Solidarität mit Imam Chamenei folgte das Eingeständnis eines offensichtlich versehentlichen Abschusses eines Verkehrsflugzeugs mit Schockstarre im Iran, obwohl der Iran vorbildhaft reagiert hat und andere Staaten sich am Verhalten des Iran ein Beispiel nehmen könnten [5]. Es folgten Parlamentswahlen begleitet von Corona-Gerüchten. Die Parlamentswahlen wurden zwar von den Anhängern Imam Chameneis haushoch gewonnen, aber die Wahlbeteiligung verdeutlichte, dass einige im Iran immer noch nicht den Wert der Heiligkeit unserer Zeit verstanden haben. Und dann brach der Virus vollends aus, ausgerechnet in der Heiligen Stadt Qum. Qum ist heilig vor allem aufgrund des dort befindlichen Schreins der Fatima Masuma, aber viel zu viele weniger heilige Gestalten werden unter den Gelehrten der Stadt geduldet. Auch darüber könnte man in diesem Zusammenhang einmal nachdenken!

Zweifelsohne soll man Schutzmaßnahmen ergreifen, wie es vernünftige Menschen immer tun. So bleiben schwer erkältete Menschen zuhause, nicht nur um sich selbst auszukurieren, sondern auch um andere nicht anzustecken. Schon immer war es in den Gemeinden so, dass auch geringer Erkältete bei der Begrüßung ihrem Gegenüber signalisieren, dass sie an dem Tag auf das Handgeben und die obligatorischen Küsse verzichten. Doch sind wirklich alle Maßnahmen sinnvoll? Ist es sinnvoll in ganzen Landstrichen Bevölkerungen einzusperren, Schulen und Universitäten zu schließen und Quarantäne zu verordnen? Ist all das angebracht angesichts 2500 Toten nach drei Monaten weltweit? Das ist die Zahl, die rein statistisch alle zwei Stunden (!!) an Hunger sterben, 365 Tage im Jahr! Gegen das Coronavirus ist derzeit noch kein wirksames Gegenmittel bekannt außer den eigenen Abwehrkräften, die aber sehr effektiv sind. Nur Alte und Menschen mit Vorerkrankungen sind schwerer gefährdet, aber nicht nur bei Corona. Gegen das Hungervirus hingegen sind mehr als hinreichend Maßnahmen bekannt und vorhanden, werden aber nicht umgesetzt, da Hunger Reiche nicht treffen kann.

Die Ermahnungsrede Imam Chameneis beinhaltete eine weitere Besonderheit. Er rief dazu auf das siebte Gebet aus dem Werk „Die Blätter der Niederwerfung“ (As-Sahifat-us-Sadschadiyya) zu beachten. Das vom Imam Sadschad, dem Sohn Imam Husains (a.) verlesene Bittgebet hat den Titel „Eines seiner Bittgebete bei Sorgen, Krisen oder Unheil“ [6]. Es ist empfehlenswert dieses vergleichsweise kurze Flehen eines reinen Imams zu lesen und zu versuchen es verstehen. Immer wieder verweist Imam Chamenei zudem auf ein anderes Bittgebet, in dem es heißt, dass wenn die Angelegenheiten einen in die Enge treiben, Gott für die Betroffenen eine Tür öffnet, an die sie niemals gedacht hätten. Selbst wenn man vor einer unlösbaren Sackgasse zu stehen glaubt, eröffnet Gott der Erhabene aus einer Ecke dieser Sackgasse einen Ausweg, für den die Vorstellung und die Gedanken der Menschen niemals gereicht hätten. Imam Chamenei klärt aber nicht darüber auf, ob damit ein Ausweg aus der Corona-Krise gemeint ist, oder ob Corona selbst ein Ausweg aus einer anderen Krise ist.

Der Hinweis Imam Chameneis an ein besonderes Bittgebet Imam Sadschads lässt an eine Rede diesbezüglich aus dem Mai 2017 erinnern: „Imam Sadschad war entschlossen, Ethik in der islamischen Gesellschaft zu lehren und zu verändern. Warum? Denn nach der Analyse des Imams war ein wichtiger Teil des Grundproblems der islamischen Welt, der zur Tragödie von Kerbela geführt hatte, auf Dekadenz und Unmoral des Volkes zurückzuführen. Wenn die Menschen islamische Moral hätten, hätten Yazid, Ibn Ziyad, Umar ibn Saad und die anderen (Verbrecher in Kerbela) die Katastrophe nicht verursachen können. Wenn das Volk nicht so grausam geworden wäre, so weit von seinen Werten entfernt und von Lastern regiert, könnten Regierungen – selbst korrupte, gottlose und bedrückende – das Volk niemals zwingen, eine solche Katastrophe herbeizuführen, die Nachkommen des Propheten (s.) zu ermorden … Eine Nation wird zur Quelle allen Übels, wenn ihre Ethik zerstört wird. Imam Sadschad (a.) untersuchte die islamische Gesellschaft dafür und beschloss, dies aus der Gesellschaft zu entfernen und durch Ethik zu ersetzen. Ich empfehle Ihnen, der Jugend, die Schriften von (dem Buch Sahifa) Sadschadiyya zu lesen und darüber nachzudenken. … Wenn Sie nachdenken, werden Sie sehen, dass jedes der Gebete … ein Manuskript der Lektionen und der Ethik des Lebens bilden.“ [7]

In der westlichen Welt hört man – wenn überhaupt – nur von den politischen Reden Imam Chameneis. Aber die meiste Zeit seiner Lehreinheiten widmet er der moralischen und ethischen Lehre, welche die Menschheit dringender benötigt als je zuvor. Was damals die begrenzte Welt des Orients war, ist heute eine globalisierte Weltfamilie. Diese Welt hat sich von Ethik und Moral so weit entfernt, dass selbst das Leben des Menschen nichts mehr wert ist [8]. Alle anderen Werte wurden auf den Kopf gestellt. Unmoral wird zur Moral. Die Moral wird auf dem Altar der Freiheitsstatue denjenigen geopfert, die glauben von Geburt an etwas Besseres zu sein. Rassisten und Imperialisten beherrschen die Menschheit. Jeden Tag sterben 30.000 Menschen an Hunger in einer Welt, in der durch Raubbau an Gottes Schöpfung so viel Überschuss produziert wird, dass jeden Tag mehr vernichtet werden muss, als es die Hungernden jemals essen könnten. Jene Welt wird von mörderischen Kapitalisten beherrscht aber von der Menschheit mitgetragen. Jene Welt ist nur mit Furcht und Hass aufrecht zu erhalten. Die Furcht und den Hass verbreiten eingebettete willfährige Presstituierte und zunehmend auch narzisstisch verblendete Wissenschaftler, denen ihr Ruhm wichtiger ist als die Wahrheit.

Genau in dieser Zeit verbreitete sich ein Virus mit dem Namen Corona, was so viel wie „Thron“ und „Umkreisen“ bedeutet. Er löst weltweit Maßnahmen aus, die es in dieser Form noch nie gegeben hat. Corona ist eine weitere Chance, die Menschlichkeit in sich und die Heiligkeit der eigenen Zeit zu erkennen, der – obwohl er kein Virologe ist – weiß, dass diese Krise schon bald vorüber gehen wird. Andere Krisen werden folgen, denn das System der Unmenschlichkeit kann nur mit Krisen überleben. Eine Krise aber bleibt: 30.000 Hungertote pro Tag in unserer Welt. Daran ändern auch eine Handvoll Flüchtlinge nichts! Eines Tages werden wir diese Welt verlassen. Wer nicht Märtyrer wird, der wird sterben [9]. Und spätestens dann wird jeder erfahren, auf welcher Seite er auf dem Schlachtfeld von Kerbela gestanden hat. Wer in dieser gesegneten Zeit, für die uns Generationen von Jahrhunderten beneiden, nicht endlich die Heiligkeit unserer Zeit erkennt, wird auch den Geist Gottes in seinem eigenen Herzen verraten. Gott bewahre uns davor.

Gott schütze Imam Chamenei, der uns vorlebt, wie man Hass und Furcht mit Liebe und demütiger Furchtlosigkeit überwinden kann. Und möge Gott uns miterleben lassen, wie Imam Chamenei die Flagge mit seiner dann wundersam geheilten rechten Hand an den Besitzer der Flagge überreicht – so Gott will!

[1] http://english.khamenei.ir/news/7399/Ima...-on-Coronavirus
[2] Die grandiose Chance zur Befreiung des Irak aus der Verfluchung durch Zaynab
[3] Was verdankt Europa dem Märtyrer Qasim Sulaimani?
[4] Ein merkwürdiger Flugzeugabsturz in Afghanistan und die Angst der USA vor dem Iran
[5] https://www.heise.de/tp/features/Keiner-...en-4647419.html
[6] http://www.eslam.de/manuskripte/buecher/...rwerfung_07.htm
[7] http://english.khamenei.ir/news/4789/I-k...-Sajjadieh-Imam
[8] https://www.youtube.com/watch?v=sSziHoWy05o&feature=youtu.be
[9] Wer nicht Märtyrer wird, der wird sterben

 

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