Am 13. Juni startete das zionistische Regime eine umfassende Invasion iranischen Territoriums und griff dabei verschiedene Militär- und Atomanlagen an. Das Regime ermordete zudem mehrere hochrangige Militärkommandeure, Atomwissenschaftler und Zivilisten. Die USA beteiligten sich an der Aggression und griffen die friedlichen Atomanlagen des Iran im Zentrum des Landes an.
Als Reaktion darauf griffen die iranischen Streitkräfte besetzte Gebiete an sowie zerstörten zionistische Militär- und Industrieinfrastruktur mit Raketen der neuen Generation, die ihre vorgesehenen Ziele präzise trafen. Der Iran reagierte auf die US-Aggression auch mit dem Angriff auf den wichtigsten Luftwaffenstützpunkt Mittelasiens in Katar.
Nach zwölf Tagen war das Besatzungsregime gezwungen, in einem von Washington vorgeschlagenen Abkommen einen einseitigen Waffenstillstand zu erklären.
Ahmad Farouk Musa, Gründer und Leiter der Islamic Renaissance Front und Professor an der Monash University in Malaysia, erklärte gegenüber IQNA über die jüngsten Aggressionen der USA und Israels gegen den Iran: Indem die internationale Gemeinschaft eklatante Verstöße ignoriert schwächt sie die Institutionen, die sie angeblich unterstützt, wie die UN und den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) und macht sie unfähig künftige Aggressionen zu verhindern. Dies läuft im Grunde Gefahr zu einem Modell für künftige Aggressionsakte zu werden! Ein Modell in dem Länder Gerechtigkeit nach ihrem Belieben interpretieren und das globale System sich der Verantwortung entzieht.
Um Folgenden die deutsche Übersetzung des Interviews:
IQNA – Welche potenziellen Folgen könnten eskalierende Spannungen Ihrer Meinung nach für den regionalen Frieden und Stabilität in Westasien und der islamischen Welt haben?
Meiner Meinung nach ist die wichtigste Folge einer Eskalation zwischen dem Iran und Israel ein regionaler Krieg an mehreren Fronten. Wir wissen, dass der Iran im Nahen Osten viele Verbündete hat, auch wenn einige von ihnen wie die Hisbollah und Syrien, Schaden erlitten. Die Huthis im Jemen sind jedoch weiterhin potenziell aktiv und stellen eine essentielle Bedrohung für das Regime dar. Darüber hinaus besteht in der Region das wachsende Risiko eines Atomkonflikts. Dies ist umso bedrohlicher als Israel vermutlich über rund hundert Atomwaffen in ihren Arsenalen verfügt. Andererseits wird der Iran sein Atomprogramm mit Sicherheit beschleunigen und möglicherweise sogar den Bau von Atomwaffen in Erwägung ziehen.
Meiner Meinung nach muss für einen echten und dauerhaften Frieden im Nahen Osten jedoch ein Gleichgewicht der Atommächte sichergestellt werden. Dem Iran muss diese Fähigkeit zur Abschreckung und zur Eindämmung Israels zugestanden werden. Als Muslim sage ich, dass der Koran uns zu einer Militärmacht ermutigt, die Feinden Gottes und folglich auch unseren Feinden Angst einjagt. In Vers 60 der Sure Anfal sagt Gott: «Und rüstet gegen sie, was ihr an Wehrmacht und einsatzbereiten Pferden auf bieten könnt, um damit den Feinden Gottes und euren Feinden Angst zu machen, sowie anderen außer ihnen, die ihr nicht kennt, aber Gott kennt sie.
Meiner Meinung nach könnten die in diesem Vers erwähnten Pferde im alltäglichen Sprachgebrauch auch eine nukleare Fähigkeit darstellen.
IQNA – Glauben Sie, dass das Versäumnis des UN-Sicherheitsrates die israelischen Angriffe zu verurteilen eine strukturelle Voreingenommenheit in den internationalen Institutionen widerspiegelt? Wie sollten mehrheitlich muslimische Länder auf eine solche Untätigkeit reagieren?
Kurz gesagt: Ja! Das Versäumnis des UN-Sicherheitsrats israelische Angriffe konsequent zu verurteilen, insbesondere in Zeiten verschärfter Konflikte in der Region, entfachte die seit langem geführte Debatte über strukturelle Voreingenommenheit in internationalen Institutionen neu. Die Frage ist, ob diese Untätigkeit einen grundlegenden Fehler in der Gestaltung und Funktionsweise globaler Governance-Strukturen widerspiegelt. Bei genauerem Hinsehen ist das Versagen des UN-Sicherheitsrats im Wesentlichen ein Symptom einer tieferen systemischen Voreingenommenheit, die in der Architektur der internationalen Macht selbst wurzelt. Ihr Kern liegt im Vetorecht der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats: USA, GB, Frankreichs, Russlands und China. Dieses Privileg erlaubt es jedem dieser Länder Resolutionen unabhängig vom Grad des internationalen Konsenses einseitig zu blockieren. Im Israel-Palästina Konflikt beispielsweise nutzten die USA ihr Vetorecht wiederholt, um Israel vor Kritik an seinen unmenschlichen Verbrechen zu schützen.
Unser ehemaliger Premierminister, Dr. Mahathir Mohamad , sprach dieses Thema bereits an. Das strukturelle Ungleichgewicht wird schon an der Zusammensetzung des Rates deutlich. Afrika, Lateinamerika und Asien sind nicht vertreten, was bedeutet, dass die Ansichten vieler Nationen, insbesondere der Länder des globalen Südens, marginalisiert werden. Infolgedessen werden Probleme dieser Regionen, darunter der Iran-Israel-Krieg und Israel-Palästina Konflikt, oft durch geopolitische Interessen einiger weniger mächtiger Länder gefiltert, anstatt sie aus der Perspektive des Völkerrechts oder humanitärer Grundsätze anzugehen.
Solche Widersprüche untergraben das Vertrauen in die UN und tragen dazu bei, dass strukturelle Voreingenommenheit real wahrgenommen wird. Wenn einige Länder wegen Menschenrechtsverletzungen verurteilt werden und andere aufgrund ihrer Allianzen mit mächtigen Staaten verschont bleiben, untergräbt dies das Prinzip gleicher Souveränität und Herrschaft des Völkerrechts. Dieser Prozess erhält ein System aufrecht, in dem die Prinzipien von Gerechtigkeit und Rechenschafts-Pflicht ungleichmäßig angewendet werden, was zu weiterer Instabilität und Frustration unter den betroffenen Nationen führt. Ich halte die Fähigkeit des Rates als unparteiischer Schiedsrichter für den Weltfrieden zu fungieren ohne sinnvolle Reformen, wie etwa die Einschränkung des Vetorechts oder Aufnahme von Ländern des globalen Südens als Mitglieder, für lächerlich.
Was den zweiten Teil der Frage betrifft, wie muslimische Länder auf diese Untätigkeit reagieren sollten, so lautet meine einfache Antwort: Muslimische Länder sollten ihre internationale Diplomatie überdenken und gemeinsam reagieren. Leider ist das leichter gesagt als getan. Wir wissen, dass die größte Schwäche muslimischer Länder ihre Zersplitterung ist. Sie scheinen in der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), die aus 57 Mitgliedern besteht eine mögliche gemeinsame Stimme zu haben, doch leider mangelt es ihnen an Einigkeit im Handeln. Meiner Meinung nach ist es das Hauptziel der Supermächte die Länder durch konfessionelle Fragen gespalten zu halten.
Einige Golfstaaten können ihren wirtschaftlichen Einfluss sogar strategisch zur Verteidigung ihrer Nation einsetzen, doch leider sind sie größtenteils den USA untergeordnet und in der Golfregion selbst gibt es etwa fünf bis sieben große US-Militärstützpunkte.
IQNA – Der Iran verurteile das Schweigen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zu den Angriffen der USA und Israels auf seine Atomanlagen offiziell. Sollte die IAEA nicht ebenso besorgt über Angriffe auf friedliche Atominfrastruktur sein, unabhängig vom Namen des Landes?
Ja! Die IAEO sollte gemäß ihrem Mandat über jeden Angriff auf friedliche Nuklearinfrastruktur besorgt sein, unabhängig vom Zielland. Die Organisation trägt eine wichtige Verantwortung: Sie muss die Sicherheit und Integrität von Nuklearanlagen weltweit gewährleisten, ohne politische Voreingenommenheit oder geopolitischen Einfluss. Das Schweigen der IAEO zu US-amerikanischen oder israelischen Angriffen auf iranische Nuklearanlagen wirft Fragen zur Stabilität und Glaubwürdigkeit der Agentur auf. Jeder bewaffnete Angriff auf eine geschützte Nuklearanlage, sei es im Iran, Ukraine oder sogar Japan, sollte mit großer Sorge oder Verurteilung beantwortet werden, insbesondere wenn er zu radioaktivem Austritt, Umweltschäden oder Bedrohung für das Leben der Zivilbevölkerung führt.
Überraschenderweise reagierte die IAEO explizit auf Bedrohungen der ukrainischen Atomkraftwerke und forderte dringend zum Schutz der nuklearen Sicherheit auf. Zu den Angriffen auf die iranischen Anlagen in Natanz und Fordo blieb sie jedoch stumm. Dies stellt im Grunde einen beunruhigenden Widerspruch oder schlicht Heuchelei dar und fördert eine verzerrte Wahrnehmung geopolitischer Angelegenheiten. Der Iran ist Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrags (NPT) und unterliegt einer umfassenden Überwachung durch die IAEO. Wenn die IAEO sich jedoch weigert Angriffe auf die iranische Atominfrastruktur zu kritisieren, untergräbt sie den Anspruch der Agentur auf Unparteilichkeit. Ich muss hier betonen, dass die Wahrung der Unparteilichkeit keine Option ist! Sie ist für die Legitimität und Effektivität der IAEO in einer instabilen Weltordnung unerlässlich!!
IQNA – Welche Rolle kann Malaysia als führendes Land mit muslimischer Mehrheit und Mitglied der Bewegung der Blockfreien Staaten bei der Mobilisierung diplomatischer Bemühungen gegen die israelische Aggression spielen?
Ich persönlich bin überzeugt, dass Malaysia als bedeutendes Land mit muslimischer Mehrheit und einflussreiches Mitglied der Bewegung der Blockfreien Staaten (NAM) in einer einzigartigen und strategischen Position ist, um diplomatische Bemühungen gegen die israelische Aggression gegen den Iran zu verstärken. Wir sind uns bewusst, dass Malaysia israelische Aktionen gegen den Iran nicht direkt verhindern kann, aber kann eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der globalen Lage, Stärkung des Völkerrechts und Mobilisierung globaler Solidarität im Süden spielen.
Ich bin der Meinung, dass Malaysia als vertrauenswürdige und Prinzipien treue Stimme in der muslimischen Welt und der Bewegung der Blockfreien Staaten über den notwendigen diplomatischen Spielraum verfügt um die Souveränität des Iran zu verteidigen, ohne dessen Politik uneingeschränkt zu billigen und militärische Immunität des zionistischen Regimes in Frage zu stellen. Damit bekräftigt Malaysia meiner Meinung nach nicht nur sein Engagement für Gerechtigkeit, sondern stärkt auch die Legitimität bedrohter internationaler Normen.
IQNA – Manche glauben, dieser Moment sei ein entscheidender Test für die muslimische Einheit. Glauben Sie, dass die muslimische Welt angemessen auf Israels Vorgehen reagierte, insbesondere was die Verteidigung des Iran als muslimisches Land betrifft?
Die Frage, ob die muslimische Welt angemessen auf den Iran reagierte, erfordert eine tiefere Betrachtung des Zustands der Einheit innerhalb der Muslime und geopolitischer Realitäten, die diese einschränken. Zwar gab es symbolische Äußerungen der Empörung, doch die kollektive Reaktion war leider nicht von kohärenter, strategischer und prinzipieller Solidarität geprägt. Wie ich bereits darlegte ist die Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten einer der Hauptfaktoren, die eine starke Unterstützung für den Iran verhindern. Diese Spaltung wurde durch jahrzehntelanges Misstrauen und Konkurrenz zwischen dem Iran und wichtigen sunnitisch-arabischen Mächten wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten verschärft. Zwar gibt es in jüngster Zeit positive diplomatische Ansätze, wie die Annäherung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien, doch schlug sich dies noch nicht in eine koordinierte Verteidigung oder gemeinsame politische Front angesichts der israelischen Aggression nieder. Infolgedessen nahmen viele mehrheitlich muslimische Länder, insbesondere jene, die mit westlichen Mächten verbündet sind oder von US-Sicherheitsgarantien abhängig sind, eine ambivalente oder neutrale Haltung ein.
Meiner Ansicht nach spiegelt dieser Mangel an entschiedener und kollektiver Verurteilung der Angriffe auf die iranische Souveränität ein politisches Kalkül wider, das nationale Interessen über islamische Solidarität stellt. Wir erleben nicht mehr den Geist des Pan-Islamismus wie zu Abduhs Zeiten. Wir sehen die Reaktion der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) geschwächt, wenn nicht gar völlig geschwächt, doch dieses Schweigen wirft eindeutig Fragen nach Doppelmoral auf. Warum wird das Leid Palästinas von vielen muslimischen Ländern zu Recht verurteilt, während der Iran nicht mit der gleichen Intensität und Inbrunst verteidigt wird?
IQNA – Welche Botschaft sendet das Schweigen der internationalen Gemeinschaft an andere Länder, die ähnliche Aggressionsakte begehen wollen? Sind wir Zeugen eines Zusammenbruchs internationaler Normen?
Ich bin überzeugt, dass das Schweigen der internationalen Gemeinschaft angesichts der israelischen Angriffe auf iranisches Territorium, insbesondere auf die nukleare Infrastruktur, verheerende Folgen hat, die weit über den Nahen Osten hinausreichen. Die Untätigkeit westlicher und unabhängiger Mächte schafft einen gefährlichen Präzedenzfall, der Länder dazu ermutigt einseitige Aggressionen ohne Angst vor Konsequenzen in Erwägung zu ziehen. Dieses Schweigen ist nicht neutral! Es untergräbt aktiv die Glaubwürdigkeit des Völkerrechts und untergräbt die globale Ordnung.
Indem die internationale Gemeinschaft eklatante Verstöße ignoriert schwächt sie die Institutionen, die sie angeblich unterstützt – wie die UN und den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) – und macht sie unfähig künftige Aggressionen zu verhindern. Dies birgt grundsätzlich die Gefahr zu einem Modell für künftige Aggressionsakte zu werden: Staaten interpretieren Gerechtigkeit nach ihrem Belieben und das globale System entzieht sich der Verantwortung. Nicht nur die Souveränität des Iran steht auf dem Spiel, sondern auch die Integrität der internationalen Ordnung.
Und zum zweiten Teil der Frage: Die Antwort lautet: Ja! Wir erleben den Zusammenbruch internationaler Normen. Was einst als gemeinsamer Rahmen für Frieden und Verantwortlichkeit galt, wird zunehmend als willkürlich oder manipulierbar angesehen. Die Struktur globaler Institutionen bleibt zwar bestehen, doch ihre Autorität und Legitimität werden durch Passivität, Politisierung und selektive Durchsetzung untergraben. Meiner Ansicht nach sind die Folgen sichtbar und wenn dieser Zusammenbruch nicht rückgängig gemacht wird, könnte er den Übergang in eine neue, instabilere internationale Ära einläuten, in der Macht an Stelle von Recht und Chaos an die Stelle von Ordnung tritt.
IQNA – Welche langfristigen Strategien sollten die muslimischen Nationen Ihrer Meinung nach verfolgen um sicherzustellen, dass ihre gemeinsame Stimme gehört wird und dass solche feindseligen Aktionen – ob gegen Palästina, Iran oder andere – nicht normalisiert oder ignoriert werden?
Diese Frage bedarf einer langen Erklärung, ich möchte sie jedoch in wenigen Sätzen zusammenfassen. Meiner Ansicht nach stehen die muslimischen Nationen angesichts anhaltender globaler Ungerechtigkeiten – vom Leid der Menschen in Palästina bis zu den militärischen Feindseligkeiten gegen den Iran – an einem kritischen Scheideweg. Trotz der demografischen, wirtschaftlichen und kulturellen Macht der muslimischen Welt wird ihre kollektive Stimme in globalen Foren oft marginalisiert. Wenn muslimische Länder der Normalisierung der Feindseligkeiten entgegenwirken und die internationale Gerechtigkeit verteidigen wollen, müssen sie langfristige, koordinierte Strategien entwickeln, die über Rhetorik hinausgehen und sich auf institutionelle, wirtschaftliche und diplomatische Hebel konzentrieren.
Ich kann ohne Zweifel sagen, dass die Marginalisierung muslimischer Stimmen und Normalisierung der Aggression gegen sie anhalten werden, wenn die muslimischen Nationen nicht von Reaktion zu Strategie übergehen. Durch institutionelle Reformen, wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen muslimischen Nationen, narrative Kontrolle, diplomatische Vielfalt und prinzipielle Einheit können sie sicherstellen, dass Ungerechtigkeit nicht ignoriert wird und ihre kollektive Würde und Souveränität gewahrt bleibt. Ich glaube die Zeit symbolischer Erklärungen ist vorbei! Was jetzt gebraucht wird ist koordinierte und zukunftsorientierte geopolitische Strategie. Gott sagt in Sure Al-Baqara, Vers 143: „Und wir machten euch (die Muslime) zu einer gemäßigten Nation, damit ihr Zeugen für die Menschen seid und der Gesandte Zeuge über euch.
Interview mit Mohsen Haddadi
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