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Von Thora-Legenden bis zu politischen Versprechen: Welchem Abraham folgen wir?

14:33 - October 18, 2025
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IQNA- Es stellt sich die Frage: Welcher der beiden Abrahams wird angesichts der von USA geförderten Abraham-Abkommen die Grundlage für diese Abkommen bilden? Der Abraham der Bibel oder der Abraham des Korans?

IQNA: Der irakische Analyst Luay Abdel-Ilah schrieb in einer in Al-Quds Al-Arabi veröffentlichten Notiz über die Abraham-Abkommen oder Abraham-Pakt (eine Reihe von Vereinbarungen zwischen arabischen Ländern zur Normalisierung der diplomatischen Beziehungen mit dem zionistischen Regime):

 

Nach den jüngsten Äußerungen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu über den Traum von der Schaffung eines Großisraels (selbst wenn wir akzeptieren, dass die Abraham-Abkommen noch immer Teil der Vereinbarungen sind, die für künftige Verhandlungen zwischen den arabischen Ländern und Israel auf dem Tisch liegen), ist es notwendig zu klären, auf welchem Abraham diese Abkommen basieren: auf dem Abraham der Thora oder auf dem Abraham des Korans?

 

Abraham, der in der Thora erwähnt wird, begleitete seinen Vater Terach auf dessen Wanderung von Ur nach Harran (heutiger Süden der Türkei), ohne dass dafür ein Grund angegeben wurde. Nach dem Tod seines Vaters erschien ihm sein Gott im Traum und forderte ihn auf in das fruchtbare Land Kanaan auszuwandern in dem Milch und Honig flossen. Dort hießen ihn die Kanaaniter herzlich willkommen und boten ihm Sicherheit, Land und gute Nachbarn.

 

Doch trotz der großzügigen Gastfreundschaft der Kanaaniter gegenüber Abraham aus der Thora, die ihn schnell reich machte und ihm Vieh, Sklaven, Diener, Gold und Silber im Überfluss bescherte, war es sein Traum das Land seiner Gastgeber zu besitzen. Wie sonst lässt sich das unumstößliche Versprechen seines Gottes interpretieren seinen Nachkommen das gesamte Land Kanaan zu geben?

 

Es scheint dass Abraham aus der Thora so alt war, dass sein Wunsch dieses Land von seinen Besitzern in Besitz zu nehmen unmöglich war, sodass sein Traum erst zur Zeit seiner Kinder in Erfüllung gehen würde.

 

Abraham, der in der Thora erwähnt wird, forderte die Landbesitzer nicht auf an seinen Gott zu glauben und sich seinen religiösen Riten zu unterwerfen. Auch lud er außer seiner eigenen Familie niemanden zu seiner Religion ein. Daher herrschte eine Art Koexistenz und Akzeptanz zwischen den verschiedenen Stämmen und ihren Göttern.

 

 

Von Thora-Legenden bis zu politischen Versprechen: Welchem Abraham folgen wir?

 

Die Heirat von Abrahams Nachkommen mit den Kanaanitern weckte die große Angst sein Sohn Isaak könnte eine Kanaaniterin heiraten. Dieser tiefe Hass auf Abrahams kanaanitische Gastgeber (trotz seiner vorgetäuschten Freundschaft) verstärkte sich noch als seine Frau Sara starb und Abraham sich bei einer Gruppe kanaanitischer Ältester darüber beschwerte ein Fremder im Land zu sein. Laut dem Buch Genesis sagte Abraham zu ihnen: „Ich bin ein Fremder in diesem Land. Gebt mir eine Grabstätte damit ich dort begraben werden kann.“ (Genesis 23). Die Ältesten des Volkes sagten ihm großzügig: „Wenn du stirbst werden wir dich in unserer erlesensten Gräber begraben.“ Doch Abraham bat um einen besonderen Platz für sich selbst und kaufte schließlich einen Platz von einem von ihnen für 200 Silberschekel und sie schlossen einen Vertrag.

 

Diese Thora-Geschichte wurde zur Grundlage für die großflächige Ansiedlung zukünftiger Juden aus aller Welt, für die Enteignung riesiger Landstriche in der Stadt Hebron von ihren Einwohnern Palästinas und für Bau von fünf Siedlungen dort. Außerdem wurde die Ibrahimi-Moschee zu einer gemeinsamen Pilgerstätte für Juden und Muslime.

 

Im Gegensatz dazu war der im Koran erwähnte Abraham ein Prophet für alle Menschen, der sie zur Zeit Nimrods, des Königs von Babylon, zur Einheit (und Einzigkeit) Gottes aufrief. Er lehnte sich gegen seinen Vater auf, der für den Tempel verantwortlich war und die Götzenbilder bewachte. Er zerschlug alle Götzenbilder außer dem großen und legte diesem die Axt auf die Schultern.

 

Abraham war Prophet für die gesamte Menschheit und seine Mission war der Glaube an den einen und einzigen Gott und das Land, das Gott ihm versprach gehörte allen Gläubigen.

 

Nun stellt sich die Frage: Welcher der beiden Abrahams wird angesichts der von USA verkündeten Abraham-Bündnisse die Grundlage dieser Abkommen bilden? Der Abraham der Thora, dessen Herr ihm ein Land vom Nil bis zum Euphrat für seine Nachkommen versprach? Oder der Abraham des Korans, der seine Nachkommen vererbte damit dieses Land vom Nil bis zum Euphrat allen Gläubigen einschließlich Juden, Christen und Muslimen gehört und nicht nur seinen Nachkommen?

 

 

Von Thora-Legenden bis zu politischen Versprechen: Welchem Abraham folgen wir?

 

Der Völkermord, den Israel heute an den Palästinensern im Gazastreifen begeht, der fortgesetzte Siedlungsbau im Westjordanland und Ostjerusalem, die Vertreibung Hundert Tausender Palästinenser seit der Machtergreifung dieses Regimes und zahlreiche Massaker, die dieses Regime verübte um sie aus ihrer Heimat zu vertreiben sind eine Politik, der sowohl nicht-religiöse als auch religiöse Juden folgen. Sie versuchen das Versprechen Gottes an Abraham in der Thora zu erfüllen, dass das Land vom Nil bis zum Euphrat den Nachkommen Abrahams gegeben werden soll, nicht denen die an Gott glauben. Und genau das sehen wir heute in der uneingeschränkten Unterstützung der USA für Israel, um das Versprechen Gottes an Abraham aus der Thora zu erfüllen, nicht an Abraham aus dem Koran.

 

In dieser Hinsicht sind die von Trump unterstützten Abraham-Abkommen der erste Schritt zur Erfüllung des göttlichen Versprechens an Abraham in der Thora! Und natürlich wäre die Normalisierung der Beziehungen zu Israel der erste Schritt zur schrittweisen Beherrschung der gesamten Region und zur Verwirklichung von Netanjahus Traum von „Großisrael“.

 

Wenn der Abraham der Thora heute auf den Abraham des Korans treffen würde, gäbe es sicherlich einen großen Unterschied zwischen den beiden und niemand weiß wie weit dieser führen würde.

 

Was wir in Gaza und im Westjordanland erleben – fortschreitende Zerstörung der Infrastruktur und wiederholte Erklärungen des zionistischen Regimes es wolle die Region wieder besetzen und jede Möglichkeit der Gründung eines Staates Palästina zunichte machen – gefährden die Zukunft der Bewohner Palästina dieses Landes.

 

Natürlich wird es in den arabischen Ländern viele Verurteilungen dieser Aktionen geben, aber diese sind nutzlos! Und das führt dazu, dass die israelische Regierung sich auf die Macht der Araber und der ganzen Welt verlässt und das Versprechen des Gottes der Thora vergisst, dass das Land vom Nil bis zum Euphrat den Kindern Abrahams gehört.

 

Daher gibt es heute überall auf der Welt jüdische Fundamentalistengruppen, die auf der Suche nach Anhängern mosaischer Abstammung sind. Ihre Vorfahren waren jedoch irgendwann aus Angst vor Anhängern anderer Religionen gezwungen ihre Religion aufzugeben und die Religion der Mehrheit der in ihrer Region lebenden Bevölkerung anzunehmen. Dies führte dazu, dass sie zum Judentum zurückkehrten.

 

Um dieses riesige Gebiet zu besetzen muss sich dort eine Bevölkerung ansiedeln nachdem Israel große Kriege gegen die Armeen Ägyptens, des Iran und der Türkei gewann.

 

Man schätzt, dass diese Bevölkerungszahl 80 Millionen erreichen wird. Wenn diese jüdischen Gruppen die Hälfte dieser Zahl erreichen wird sich Gottes Versprechen an Abraham in der Bibel erfüllen. Dies wird jedoch auch mit der Unterstützung der US-evangelikalen Christen gelingen die ebenfalls bestrebt sind die Juden nach Palästina zurückzubringen, damit sie die Ankunft des Messias miterleben können.

 

Die Herrscher der arabischen Länder mussten sich die Frage nicht stellen: Welcher der beiden Abrahams würde die Umsetzung dieser Abkommen überwachen, bevor sie umgesetzt wurden? Denn das Versprechen des Tora-Gottes ist auf dem Weg zur Erfüllung und alles was Israel braucht ist formelle Zustimmung seiner Nachbarn, damit sich alle unter dem Dach der Tora Abraham versammeln können.

Übersetzt ins Persische von Fereshteh Seddiqi

Übertragen vom Persischen ins Deutsche von Stephan Schäfer

 

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