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US-Schriftstellerin im Interview mit IQNA:

Die edle Fatima (Friede sei mit ihr) leuchtendes Vorbild und Wegweiser für alle + Video

11:22 - November 14, 2025
Nachrichten-ID: 3013899
Teheran (IQNA)- Mary Thurlkill, christliche Autorin und Professorin für Religionswissenschaft an der Universität von Mississippi, sagte: Die Persönlichkeit der edlen Fatima (Friede sei mit ihr) hat viele lehrreiche Aspekte, die als leuchtendes Vorbild dienen und alle Menschen, Frauen wie Männer, in der heutigen Welt leiten können.

Mary Thurlkill ist Professorin für Religionswissenschaft an der Universität von Mississippi und Spezialistin für die Geschichte des Islam und des Christentums im Mittelalter.

Nach seinem Bachelor- und Masterabschluss in Geschichte an der University of Arkansas promovierte sie in Religionswissenschaft an der Indiana University. Seit 2003 ist sie an der University of Mississippi tätig und veröffentlichte Bücher zu vergleichenden Studien des Christentums und Islams sowie zahlreiche Artikel.

Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Christentum und Islam sowie seit Kurzem auch im Bereich der Pilgerfahrt. Sein demnächst erscheinendes Buch „Abundant Bodies of Pilgrimage“ untersucht die körperlichen Erfahrungen während der Pilgerreise zu heiligen Stätten. Sie interessiert sich zudem für „heilige Klänge“, insbesondere für Musik, Gesang und die Rezitation des Korans. Ihr nächstes Forschungsprojekt befasst sich mit der Frage wie religiöse Traditionen „heilige Klänge“ als therapeutische Methode einsetzen.

Zu den Werken dieser amerikanischen Autorin gehören: Chosen Among Women: Mary and Fatima in Christianity and Shi`ite Islam (Notre Dame), Sacred Scents in Early Christianity and Islam (Lexington Press) und Holy Heads: John the Baptist and Imam Husayn in early Christian and Islamic Pilgrimage, für Routledge Handbook on Religion and the Body.

„Die Auserwählte unter den Frauen“ verbindet historische Analyse mit Methoden der Geschlechterforschung und Religionswissenschaft, um die Rolle der Jungfrau Maria im mittelalterlichen Christentum mit der Rolle Fatimas (Friede sei mit ihr) im Schiismus zu vergleichen. Das Buch untersucht die Verbreitung von Marienbildern in der Spätantike anhand der Kirchenväter und populärer biografischer Darstellungen.

Thurlkill beleuchtet zudem die Bedeutung Fatimas (a) für die Entwicklung der schiitischen Identität im Nahen Osten. Sie untersucht wie Gelehrte wie Allama Muhammad Baqir Majlisi (renommierter schiitischer Gelehrter und Jurist des 11. Jahrhunderts n.H.) Fatima (a) als Symbol der schiitischen Heiligen Familie und ihrer erhabenen Stellung im Himmel förderten und sie gleichzeitig als Vorbild einer beispielhaften Mutter darstellten. Diese wichtige vergleichende Betrachtung weiblicher Ideale im schiitischen Islam und im mittelalterlichen Christentum ist auch in der heutigen Welt relevant und wertvoll und wird von Wissenschaftlern und Studierenden der Islamwissenschaft, vergleichender Religionswissenschaft, mittelalterliches Christentum und der Gender Studies begrüßt werden; ein ambitionierter Versuch, Bilder heiliger Frauen im mittelalterlichen Christentum und im schiitischen Islam zu vergleichen.

Eine der Stärken von Thurlkill Studie ist die Verwendung von Konzepten aus einem breiten Spektrum von Disziplinen. Die Arbeit unterstreicht das Potenzial für zukünftige vergleichende Studien.

In einem Interview mit IQNA sprach Mary Thurlkill über die Persönlichkeit der edlen Fatima (Friede sei mit ihr) und Lehren, die Frauen heute von ihr lernen können.

Auf die Frage welcher Aspekt von Fatimas Charakter Sie als Wissenschaftlerin außerhalb der islamischen Tradition am meisten beeindruckte und welche Lehren ihr Leben für Frauen heute (muslimische wie nicht-muslimische) bereithält, die mit Fragen wie Vereinbarkeit von Religion, Familie und Moral ringen, antwortete Thurlkill: Fatima Zahra (Friede sei mit ihr) ist ein Beispiel für große Beharrlichkeit! Sie leuchtet selbst unter schwierigsten Umständen. Die islamische Tradition ermöglicht es uns meiner Meinung nach im Vergleich zur frühen christlichen Tradition und Geschichte auf einzigartige Weise die Kämpfe, denen sie und die muslimische Gemeinschaft ausgesetzt waren klar zu erkennen, anstatt sie lediglich als idealisiertes und heiliges Bild zu betrachten. Sie liebte ihre Familie und blieb ihr inmitten von Herausforderungen absolut treu. Es ist unmöglich einen Tag auf dieser Welt zu verbringen ohne Leid zu erfahren, aber indem wir Fatimas Beispiel folgen können wir dennoch Licht spenden. Selbstverständlich können sowohl Männer als auch Frauen Inspiration aus ihrer Persönlichkeit schöpfen.

 

Die edle Fatima (Friede sei mit ihr) leuchtendes Vorbild und Wegweiser für alle + Video

 

Die Professorin für islamische Geschichte sagte über die Bedeutung des Studiums von Persönlichkeiten wie Maria und Fatima für den Brückenschlag zwischen Christen und Muslimen und möglicherweise auch zwischen westlichen und islamischen Universitäten: Ich denke es liegt in der menschlichen Natur vergleichend zu denken. Das heißt, wenn ich die Welt um mich herum kennenlerne betrachte ich sie auch durch die Brille meiner eigenen Erfahrungen und meines kulturellen Hintergrunds. In der westlichen Welt symbolisiert die Jungfrau Maria seit jeher eine Vielzahl religiöser und moralischer Werte, von Keuschheit bis hin zu mütterlicher Barmherzigkeit. Wenn westliche Leser diese Bedeutungen mit anderen Persönlichkeiten wie Fatima vergleichen, spiegelt dies meiner Meinung nach gemeinsame moralische Grundlagen des Christentums und Islams wider.

Die US-Gelehrte antwortete auf die Frage ob manche muslimische Leser westliche Studien über islamische Heilige als unsensibel oder übermäßig kritisch empfinden: Das ist eine sehr wichtige Frage! Als Dozent für vergleichende Religionswissenschaft versuche ich im Unterricht zwei Punkte hervorzuheben. Wie können diese Persönlichkeiten Ihrer Meinung nach respektiert werden ohne die Objektivität zu beeinträchtigen?“

Zunächst einmal bin ich der Ansicht, dass wir als Menschen in den meisten Welttraditionen Weisheit finden können, insbesondere im Leben großer Heiliger, Propheten und Gelehrter. Ich beziehe mich hier üblicherweise auf Vers 13 der Sure Al-Hujurat im Koran: „Ihr Menschen! Wir erschufen euch aus Mann und Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen damit ihr einander kennenlernt. Wahrlich, der Ehrenwerteste von euch vor Gott ist der Gottesfürchtigste von euch. Wahrlich, Gott ist allwissend und allkundig!“ Gott erschuf Völker und Stämme, damit wir einander kennenlernen können! Unsere Vielfalt ist also kein Problem.

 

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Als Zweites sage ich in meinen Kursen, dass ein wenig Demut viel bewirken kann. In der katholischen Lehre, genauer gesagt in einem Dokument über die Beziehungen der Kirche zu Nichtchristen namens Nostra Aetate, findet sich die Aussage, dass kein System und keine Tradition perfekt ist, sondern dass die Menschen selbst gemeinsam nach Vollkommenheit streben müssen.

Auf die Frage: Wenn Sie dieses Thema heute mit den Erkenntnissen seit 2007 erneut aufgreifen würden gäbe es etwas, das Sie an Ihrem Bild von Fatima (Friede sei mit ihr) korrigieren oder ändern würden und entwickelte sich Ihr Verständnis von Fatima (Friede sei mit ihr) im Laufe der Recherche und des Schreibens dieses Buches weiter?“ antwortete diese US-Religionswissenschaftlerin: Wenn ich dieses Thema heute erneut aufgreifen würde, würde ich mich stärker auf muslimische Rituale und Gedenkfeiern konzentrieren. Das heißt darauf wie Muslime das Leben von Fatima (Friede sei mit ihr) sowohl historisch als auch in der heutigen Zeit begehen.

2007, als junge Forscherin, hatte ich kaum Geld für Auslandsreisen und meine Hauptquellen waren Bücher und Dokumente in Bibliotheken. Heute kann ich durch Online-Chats und wissenschaftliche Diskussionen mehr über Fatima (Friede sei mit ihr) und ihre Familie erfahren. Reisen in Länder wie Ägypten, Türkei und Jordanien sind heutzutage etwas einfacher. Der Besuch wunderschöner historischer Moscheen und die Gespräche mit den Männern und Frauen, die die Ahlul Bayt (Friede sei mit ihnen) ehren , brachten mir viel bei.

Der christliche Gelehrte fragte: Wenn Sie Fatima Zahra (Friede sei mit ihr) in wenigen Worten zusammenfassen sollten – nicht als Gelehrter, sondern als Mensch, der sich seinem Vermächtnis stellt –, wie würden Sie sie beschreiben?“ Er sagte:  Ich würde Fatima als unerschrockene Beschützerin ihrer Familie, Verfechterin der Gerechtigkeit und Hingabe zu Gott, selbst wenn es schwerfiel dies zu tun beschreiben!

Das Interview führte Mohammad Ali Haq Shenas

Übersetzt ins Persische und arrangiert von Mohsen Haddadi

Übertragen vom Persischen ins Deutsche von Stephan Schäfer

 

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