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Premierminister eröffnet Moschee

14:50 - July 13, 2016
Nachrichten-ID: 1951920
Zum ersten Mal in der Geschichte Frankreichs hat ein Premierminister der Eröffnungsfeier einer Moschee beigewohnt. François Fillon nahm an der Eröffnung einer neuen Moschee in Argenteuil, einem Vorort von Paris, teil. Das neue Gebäude bietet rund 2000 Gläubigen Platz. Vor dem Hintergrund der antiislamischen Stimmung wirbt der französische Premierminister für ein besseres Verhältnis zu den fünf Millionen Muslimen des Landes.
In seiner Rede wies Fillon auf das Prinzip der Toleranz hin und sagte: „Die französische Flagge ist groß genug für jeden mit all seinen Unterschieden.“ Premier Fillon sprach sich gegen antimuslimische Gewalttaten aus, die immerhin 30 Prozent aller rassistischen Übergriffe ausmachen, und erinnerte an die Muslime, die für Frankreich – etwa im Ersten Weltkrieg – gefallen sind.
Gleichzeitig unterstützt der Premier das Gesetz gegen den Ganzkörperschleier und nannte die Burka eine „Karikatur“ des Islams. Das Tragen der Burka sei für Fillon ein „düsteres und sektiererisches“ Verhalten und ein Akt der „Opposition zu dem Islam Frankreichs“, so der französische Premierminister zu den Muslimen in Argenteuil.
Moscheen in Frankreich
Gemäß den Angaben der Zeitung „La Croix“ gab es in Frankreich im Jahre 2006 lediglich 2147 Moscheen und kleinere Gebetsstätten. Dies entspricht der geschätzten Anzahl der Moscheen in Deutschland, jedoch leben in Frankreich nahezu doppelt so viele Muslime wie in der Bundesrepublik. Die meisten der Moscheen in Frankreich sind – so wie auch in Deutschland – Zweckbauten, die zuvor eine andere Funktion erfüllten. Aufgrund der fehlenden Möglichkeiten kommt es insbesondere an muslimischen Feiertagen vor, dass Muslime das Festtagsgebet auf den Platz außerhalb der Moschee verrichten müssen, weil es in den Moscheen keinen Platz mehr gibt.
Zu den älteren Moscheen in Frankreich gehört die Pariser Moschee, die von der französischen Regierung als Zeichen des Dankes an die Muslime gebaut wurde, da diese im Ersten Weltkrieg auf der Seite Frankreichs gekämpft hatten. Die Moschee wurde 1926 vom französischen Präsidenten Gaston Doumerquehttp://de.wikipedia.org/wiki/Gaston_Doumergue eröffnet. Mit dem Ziel, die Moscheen aus den Hinterhöfen hinauszuführen, begann erst 2007 der Bau „Mosquée de Saint-Louis“ in Marseille. Marseille ist die zweitgrößte Stadt des Landes und hat mit rund 200 000 muslimischen Einwohnern einen großen muslimischen Bevölkerungsanteil.
Diskussion um die französische Identität
Das Bemühen der Regierung um ein besseres Verhältnis zu den muslimischen Bürgern Frankreichs muss vor dem Hintergrund der allgemein antimuslimischen Stimmungslage gesehen werden. Grund hierfür ist unter anderem die teilweise aus den Fugen geratene Debatte um die „nationale Identität“ sowie das Gesetz, welches das Tragen der sogenannten Ganzkörperschleier verbietet.
Angestoßen wurde die Debatte um die nationale Identität im vergangenen Jahr von Nicolas Sarkozy persönlich, der scheinbar bei seinen Wählern punkten wollte. Das Regierungsseminar wurde insbesondere von der sozialistischen Opposition kritisiert. Sie verurteilte dies als Versuch, von den wahren Problemen der Franzosen wie der Arbeitslosigkeit, dem Renten- und dem Gesundheitssystem abzulenken. (igmg.de)
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