IQNA

Amerikanischer Professor:

Brutale Siedlungspolitik behindert Lösung für Palästina

8:52 - June 08, 2022
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TEHRAN (IQNA) – Ein amerikanischer Professor der Politikwissenschaften hat den Siedlungsbau des israelischen Regimes in den besetzten Gebieten als brutale Politik, welche die Resulotion des jahrzehntelangen Konflikts behindere, bezeichnet.

In einem Interview mit IQNA sprach Professor Christopher J. Fettweis, Professor für Politikwissenschaften an der Tulane Universität, über einige Herausforderungen, denen die Außenpolitik der USA gegenübersteht, einschließlich der Probleme in der Ukraine, Palästina und dem Atomvertrag mit dem Iran.

Professor Christopher J. Fettweis ist ein amerikanischer Politikwissenschaftler und Professor für Politikwissenshcaft an der Tulane Universität. Sein Fachgebiet sind die Beziehungen Amerikas mit dem Ausland. Er ist der Autor von Büchern über die amerikanische Außenpolitk, von denen die folgenden am wichtigsten sind: Making Foreign Policy Decisions: A Presidential Briefing Book, Transactions Press, 2015 und The Pathologies of Power: Fear, Honor, Glory and Hubris in US Foreign Policy, Cambridge University Press, 2013.

 

IQNA: Es ist schon länger als zwei Jahre her, dass Joe Biden zum Staatspräsidenten der USA gewählt worden war. Was, denken Sie, sind Bidens größte Herausforderungen hinsichtlich seiner Außenpolitik gewesen?

Fettweis: Alle außenpolitischen Herausforderungen Präsident Bidens wurden zweitrangig, als Russland in die Ukraine einfiel. Im Moment ist das größte Problem in der Welt, dass sich dieser Konflikt ausbreiten könnte, zu mindest auf kurze Zeit gesehen. Auf lange Sicht hin ist vielleicht die JCPOA wichtiger, aber jetzt, im Moment, ist Putins Invasion die höchste Herausforderung.

 

IQNA: Der Mittlere Osten war für die amerikanischen Regierungen immer sehr wichtig gewesen.Wie sehen Sie Bidens Politik im Mittleren Osten, besonders in Afghanistan?

Fettweise: Ich war über die Art und Weise, wie der Rückzug aus Afghanistan stattgefunden hatte, enttäuscht gewesen. Der Fehler lag viel mehr bei der unglaublich korrupten und unfähigen Regierung in Kabul. Die Vereinigten Staaten hatten viele Leben und viele Billionen an Dollar dafür verschwendet, um einen ordentlichen Staat in Afghanistan zu errichten.

IQNA: Einige argumentieren, dass der Rückzug der USA aus Afghanistan und das Wiederaufkommen der Taliban eine Verschwendung der Gelder für die Bekämpfung der Taliban über die letzten zwanzig Jahre hinweg gewesen sei, da die poitische Arena Afghanistans den Feinden der USA wie Russland und Pakistan überlassen worden war. In wie weit stimmen Sie hiermit überein?

Fettweis: Ich glaube nicht, dass es viel ausmacht, wer gerade in Afghanistan einflussreich ist. Wenn die Russen dort Einfluss ausüben wollen, sollen sie es versuchen.

 

IQNA: Während der letzten Tage haben wir zunehmende Spannungen in den besetzten palästinensischen Gebieten zwischen den Palästinensern und Israel gesehen. Warum, denken Sie, waren bis jetzt weder die republikanische noch die demokratische Regierung in den USA erfolgreich gewesen, dieses Problem hinsichtlich Palästina zu lösen?

Fettweis: Das ist ein sehr verfahrener Konflikt. Die USA haben nur einen eingeschränkten Einfluss auf die Israelis- vier Präsidenten vor Trump hatten Israel dazu aufgefordert, die Siedlungen im Westjordanland nicht auszuweiten, und alle waren ignoriert worden. Ich bedauere, dass es zu unserer Lebzeit wohl keine Lösung für diesen Konflikt geben wird. Beide Seiten hatten in den späten 1990-er Jahren ihre Chance gehabt, und beide Seiten hatten sie weggewischt. Die Palästinenser werden weiterhin unter ungerechten Bedingungen leben, und die Israelis werden ebenfalls keinen Frieden finden.

 

IQNA: Einige glauben, dass der Zwei-Staaten-Plan zur Lösung der Palästinafrage aufgrund der israelischen Politik des Siedlungsbaus fehlgeschlagen sei. Wie nahe steht diese Annahme zur Wirklichkeit?

Fettweis: Dies ist eines der Hauptgründe, es ist brutale Politik. Übrigens hatten auch die Palästinenser nie eine Führung mit einer erleuchtenden Idee gehabt. Denken wir uns einmal, wie die Situation ausgesehen hätte, wenn eine der beiden Seiten von jemandem wie Nelson Mandela geführt wrorden wäre.

 

IQNA: Entgegengesetzt aller Erwartungen sehen wir im Fall Iran, dass die USA nicht zum Atomvertrag zurückgekehrt ist, und Unterhandlungen werden von Zeit zu Zeit suspendiert. In welchem Ausmaß, denken Sie, wird es den USA möglich sein, zum JCPOA zurückzukehren?

Fettweis: Das Wichtigste, was die Biden-Regierung machen kann, ist, dass sie den JCPOA von Neuem beginnt. Dies ist bei weitem das größte Langzeitproblem, welchem die USA gegenüberstehen- und bis jetzt bin ich über die Handhabung dieses Problems sehr enttäuscht. Der Stolperstein, dass der Führer der Republikaner als Terrorist bezeichnet wurde, ist so dumm- es ist eine symbolische Angelegenheit ohne jeglicher praktischer Wichtigkeit, daher sollten beide Seiten dies nicht im Weg zu einem neuen Vertrag stehenlassen. Das Übereinkommen noch einmal anzufangen wäre im besten Interesse beider Seiten. Ich hoffe wirklich, dass eine neue Vereinbarung bald gemacht werden kann.

Und vergessen Sie nicht, das in Unterhandlungen Verträge oft als tot erklärt werden, bevor sie unterzeichnet worden sind. Es ist nicht zu spät, um noch einen Kompromiss zu finden.

 

IQNA: Am 8. November 2022 werden in den USA die Wahlen zur parlamentarischen Regierung stattfinden. Wie wahrscheinlich ist es, dass die Verwaltung von Bidens Außenpoltik innerhalb der nächsten zwei Jahre unter der hohen Wahrscheinlichkeit des Erfolgs der Republikaner aufgrund Trumps Unterstützung wechseln wird?

Fettweis: Ich sehe keinen großen Wechsel. Der Kongress hat auf die Außenpolitik der USA, die weitestgehend vom Weißen Haus bestimmt wrid, keinen großen Einfluss- und der heutige Kongress ist fast fifty-fifty. Die Biden-Verwaltung bespricht sich ohnehin nicht viel mit dem Kongrress. Es gibt im Senat nicht ausreichend Stimmen, um den JCPOA zu ratifizieren. Wäre es zum Beispiel ein Vertrag gewesen, wäre es als Regierungsübereinkommen gehandhabt worden und wäre als solches am Kongress vorbeigegangen. Es wird sich nicht viel ändern, wenn entweder das eine Haus oder beide Häuser 2022 zum GOP gewählt werden.

 

Das Interview führte Mohammad Hassan Goodarzi

 

Die Ansichten und Meinungen in diesem Artikel gehören einzig dem Befragten und reflektieren nicht unbedingt die Position der Internationalen Korannachrichtenagentur.

 

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