IQNA

Malaysischer Denker betonte:

Diplomatische, rechtliche und strategische Instrumente: Muss wiederholte Aggression gegen islamische Länder verhindern

10:30 - July 10, 2025
Nachrichten-ID: 3013126
Teheran (IQNA)- Der malaysische islamische Analyst und Aktivist betonte die Stärkung islamischer Institutionen und die Notwendigkeit diplomatische, rechtliche und strategische Instrumente einzusetzen, um eine Wiederholung der Aggression des zionistischen Regimes und des Westens gegen islamische Länder zu verhindern.

Am 13. Juni startete das zionistische Regime eine umfassende Aggression gegen iranisches Territorium und zielte dabei auf verschiedene Militär- und Atomanlagen. Das Regime ermordete zudem mehrere hochrangige Militärkommandeure, Atomwissenschaftler und Zivilisten. Die USA beteiligten sich an dieser Aggression und griffen die friedlichen Atomanlagen Irans im Zentrum des Landes an.

Als Reaktion darauf zerstörten die iranischen Streitkräfte zionistische Militär- und Industrieinfrastruktur mit Raketen der neuen Generation in den besetzten Gebieten, die ihre vorgesehenen Ziele präzise und erfolgreich trafen. Der Iran reagierte auf die US-Aggression außerdem mit dem Angriff auf den wichtigen Luftwaffenstützpunkt in Katar.

Nach 12 Tagen musste das Besatzungsregime in einer von Washington vorgeschlagenen Vereinbarung einen einseitigen Waffenstillstand erklären.

Ein malaysischer Forscher kritisierte die unzureichende Reaktion muslimischer Länder auf die illegale Aggression des Zionisten und der USA. Mohammad Ezzami Abdul Hamid, Leiter des malaysischen islamischen Beratungsrates (MAPIM), sagte in einem Interview mit IQNA: Die Reaktion der islamischen Welt war schmerzhaft unzureichend. Während viele muslimische Länder Aussagen und einige diplomatische Maßnahmen abgaben, wurden in diesem kritischen Moment zwischen den islamischen Ländern die erforderliche Koordination und Entschlossenheit nicht gesehen.

Folgend der vollständige Text dieses Gesprächs:

IQNA: Die malaysische Regierung verurteilte die jüngste und unangemessene militärische Aggression der USA und Israel gegen den Iran, insbesondere die Angriffe, die auf die nukleare und zivile Infrastruktur abzielen. Wie sehen Sie diese Reaktion?

MAPIM verurteilt nachdrücklich die jüngsten illegalen und unangemessenen militärischen Aggressionen der USA und Israel gegen iranischen Boden, einschließlich gegen nukleare und zivile Institutionen. Solche Maßnahmen sind ein klarer Verstoß gegen das Völkerrecht, der Souveränität des Iran und der UN-Charta.

Die malaysische Regierung bezog eine klare und entschiedene Haltung, indem sie eine offizielle Verurteilung aussprach und eine Krisensitzung der UN und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit beantragte, um diese schwere Provokation zu behandeln.

Malaysia schweigt nicht, wenn Länder ungestraft gegen das Völkerrecht verstoßen. Die Doppelmoral, die es Israel und den USA ermöglicht außerhalb jeglichen Rechtsrahmens als selbsternannte Vollstrecker des Rechts zu agieren wurde ausdrücklich angeprangert.

IQNA: Was sind die potenziellen Folgen dieser Spannung für regionalen Frieden und Stabilität in Westasien und in der muslimischen Welt?

Diese Verstärkung der Spannung birgt die Gefahr der Flammen eines regionalen katastrophalen Krieges. Das absichtliche Targeting der nuklearen Infrastruktur des Iran ist insbesondere nicht nur provokativ, sondern kann auch zu entsprechenden Vergeltungsmaßnahmen führen, zu denen die gesamte Region gehört, einschließlich Irak, Syrien, Libanon und der Persische Golf.

Eine solche Aggression würde Westasien destabilisieren und die Bemühungen um die Befreiung Palästinas, regionale Zusammenarbeit und muslimische Einheit untergraben. Sie birgt die Gefahr muslimische Länder in das Chaos zu ziehen, was USA und Israel anstrebt.

IQNA: Glauben Sie, dass das Versäumnis des UN-Sicherheitsrates die Angriffe Israels durch den UN-Sicherheitsrat zu verurteilen eine strukturelle Tendenz in internationalen Institutionen widerspiegelt? Wie sollten Länder mit muslimischer Mehrheit auf eine solche Untätigkeit reagieren?

Absolut. Das Versäumnis des UN-Sicherheitsrats entschlossen zu handeln spiegelt eine tiefgreifende strukturelle Voreingenommenheit im internationalen System wider: Einige wenige ständige Mitglieder nutzen ihr Vetorecht um ihre Verbündeten zu schützen, ungeachtet deren Verbrechen. Diese tief verwurzelte Voreingenommenheit ermöglichte Israel jahrzehntelange Besatzung, Apartheid und nun Völkermord zu begehen, ohne dass dies große Konsequenzen nach sich zog.

Muslimische Länder sollten nicht länger ein dysfunktionales System um Hilfe anflehen. Sie sollten parallele diplomatische Koalitionen über die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), die Bewegung der Blockfreien Staaten (BRIC), ASEAN, BRICS und andere multilaterale Allianzen bilden, um die Aggressoren zu entlarven, isolieren und unter Druck zu setzen.

IQNA: Der Iran verurteilte offiziell das Schweigen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zu den US-israelischen Angriffen auf seine Atomanlagen. Sollte die IAEA nicht gleichermaßen besorgt über Angriffe auf friedliche Nuklearinfrastruktur sein, unabhängig vom jeweiligen Land?

Ja. Das Schweigen der IAEA angesichts der gemeldeten Angriffe auf iranische Atomanlagen ist ein schockierendes Versagen ihrer Pflicht. Wenn die IAEA behauptet nukleare Sicherheit und Nichtverbreitung zu unterstützen, dann sollte ihr Anliegen weder selektiv noch politisch sein.

Durch ihr Schweigen verliert die Internationale Atomenergie-Organisation ihre Glaubwürdigkeit und verstärkt den Eindruck, dass internationale Institutionen lediglich Werkzeuge westlicher Mächte und nicht unparteiische Hüter von Recht und Sicherheit sind.

IQNA: Welche Rolle kann Malaysia als führendes Land mit muslimischer Mehrheit und Mitglied der nicht ausgerichteten Bewegung bei der Mobilisierung diplomatischer Bemühungen gegen die israelische Invasion einnehmen?

Malaysia hat sowohl die Glaubwürdigkeit als auch den moralischen Status, der erforderlich ist um die israelische Invasion durch diplomatische, rechtliche und strategische Instrumente zu führen. Insbesondere kann Malaysia:

Notfallversammlungen durch die Organisation der islamischen Zusammenarbeit und die nicht ausgerichtete Bewegung durchführen.

Eine Resolution bei der Generalversammlung der UN mit dem Titel „Einheit für den Frieden“ vorlegen.

Mobilisieren der südlichen Länder der Welt, um israelische Sanktionen und diplomatische Isolation zu beantragen.

Sie bemühen internationale Institutionen zu reformieren, insbesondere das Veto-System des UN-Sicherheitsrates.

Darüber hinaus sollte Malaysia der Pionier eines „weltweiten populären Gerichtshofes zionistischer Verbrechen" sein und ein dauerhaftes Sekretariat der globalen Solidarität für Palästina und Iran veranstalten.

IQNA: Manche sind der Ansicht, dass dieser Moment ein entscheidender Test für die muslimische Einheit war. Denken Sie, dass die muslimische Welt angemessen auf Israels Vorgehen reagierte, insbesondere was die Verteidigung Irans als muslimisches Land betrifft?

Nein! Die Reaktion der muslimischen Welt war völlig unzureichend. Zwar gaben viele muslimische Länder Erklärungen ab und unternahmen diplomatische Schritte, doch fehlt es in diesem kritischen Moment an der notwendigen Koordination und Entschlossenheit.

Der Iran ist, ungeachtet religiöser und geopolitischer Unterschiede, ein muslimisches Land, das illegaler Aggression ausgesetzt ist. Schweigen oder Gleichgültigkeit zeugen von moralischem Versagen und Verrat am Solidaritätskonzept der islamischen Gemeinschaft. Wenn muslimische Länder sich nicht vereinen können, wenn eines ihrer Länder angegriffen wird, wird die Glaubwürdigkeit ihrer Institutionen ernsthaft untergraben.

IQNA: Welche Botschaft sendet das Schweigen der internationalen Gemeinschaft in andere Länder, die ähnliche Aggressionen in Betracht ziehen können? Sehen wir den Zusammenbruch internationaler Normen?

Ja! Wir erleben den Zusammenbruch der internationalen Rechtsordnung des Post-World War II. Die Botschaft ist klar: Wenn Sie mächtig oder mit dem Westen vereint sind, können Sie unabhängige Länder ohne Rechenschaftspflicht einfach angreifen.

Dieses Schweigen fördert weiteren Militarismus und Gesetzlosigkeit. Es ermutigt andere Staaten und untergräbt Normen, die globale Kriege verhindern sollen. Die Immunität, die Israel und die USA genießen, sendet ein gefährliches Signal: Aggression ist nützlich und das Völkerrecht gilt nur für Schwache.

IQNA: Welche langfristigen Strategien sollten muslimische Länder Ihrer Meinung nach verfolgen um sicherzustellen, dass ihre kollektiven Stimmen gehört werden und solche feindlichen Handlungen - ob gegen Palästina, Iran oder andere - nicht normalisiert oder ignoriert wird?

Muslimische Länder sollten sich von der Reaktion auf strategische Perspektive und institutionelle Stärkung bewegen. Dies schließt Folgendes ein:

Schaffung eines unabhängigen islamischen Mediennetzwerks um zionistischer und westlicher Propaganda entgegenzuwirken.

Schaffung eines muslimischen Verteidigungs- und Sicherheitspakts, um Aggression und Koordination kollektiver Verteidigungsstrategien zu verhindern.

Schaffung wirtschaftlicher Unabhängigkeit, insbesondere in lebenswichtigen Sektoren wie Energie, Ernährungssicherheit und Technologie.

Reformieren der Organisation für Islamische Zusammenarbeit, damit es mehr als nur eine symbolische Institution wird: eine Institution mit Exekutivbefugnissen und gemeinsamen Ressourcen, die sich über den Internationalen Strafgerichtshof, den Internationalen Gerichtshof und Volkstribunale an koordinierten rechtlichen Schritten gegen Kriegsverbrechen und Völkermord beteiligt.

Letztendlich müssen muslimische Länder die strategische Einheit stärken, nicht nur die verbale Solidarität. Wir müssen uns auf den langfristigen Widerstand - intellektuell, diplomatisch und strukturell - vorbereiten, um die Würde, Rechte und Sicherheit der gesamten islamischen Gemeinschaft zu bewahren.

MAPIM ist bereit mit allen gerechten Regierungen, Zivilgesellschaften und Bewegungen zusammenzuarbeiten, um das Völkerrecht aufrechtzuerhalten, Unterdrückte zu verteidigen und eine multipolare Welt aufzubauen, die auf Gerechtigkeit und Würde beruht.

Interview von: Mohammad Ali Haghshenas

Übersetzt ins Persiche von Mohsen Haddadi

Übertragen vom Persischen ins Deutsche von Stephan Schäfer

 

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