Im Bezug auf Krieg ist im Islam vorgegeben, dass man nicht das Recht hat einen Krieg zu beginnen. Aber klar ist, dass Verteidigung natürlich erlaubt ist. Aus manchen Seiten kommt der Begriff Präventiv-Verteidigungsangriff, der entsprechend der Konstruktion einen Widerspruch enthält. Nämlich Angriff als Verteidigung, und dies sogar bevor der Gegner angreift!
Über einen Waffenstillstand in einem Krieg weist Imam Ali (as) in diesem Schreiben folgendermaßen an:
«Und lehne einen Friedensvertrag nicht ab zu dem dein Feind einlud und Gott damit zufrieden ist, denn im Frieden gibt es Frieden für deine Soldaten, Erleichterung von deinen Sorgen und Sicherheit für dein Land. Aber sei sehr vorsichtig gegenüber deinem Feind, nachdem er Frieden schloss, denn der Feind könnte dir nahe kommen und auf deine Nachlässigkeit warten, so sei im Handeln weitsichtig und verlass dich in diesem nicht auf gute Gedanken.»
Der Vers, der bei diesem Text sofort einfällt ist der Vers 61 der Sure Anam:
وَإِن جَنَحُوا لِلسَّلْمِ فَاجْنَحْ لَهَا وَتَوَكَّلْ عَلَى اللَّهِ ۚ إِنَّهُ هُوَ السَّمِيعُ الْعَلِيمُ
[1] Und wenn sie jedoch zum Frieden geneigt sind, so sei auch du ihm geneigt und vertraue auf Gott. Wahrlich, Er ist der Allhörende, Allwissende.
Der Text des Verses ist wesentlich kürzer, aber besagt genau das aus, was Imam Ali (as) Malik Aschtar bezüglich Freiden bzw. Waffenstillstand sagte:
Der erste Teil ist klar, aber die Vorsichtsmaßnahmen, die in dem Schreiben aufgeführt werden sind anscheinen nicht in diesem Vers. Was aber viele vielleicht vergessen ist der Punkt: «… und vertraue auf Gott ...»
Warum? Eine Bedeutung des Vertrauens auf Gott ist, dass Gott z.B. den Sieg den Gläubigen versprach. Nun ist ein Frieden, bzw. Waffenstillstand nicht unbedingt ein Sieg, vor allem beim Waffenstillstand. Auch bedenke man, dass der Prophet (sas) zu einem Gefährten sagte: „Erst binde dein Pferd an, dann vertraue auf Gott.“ Dieser Gefährte ließ sein Pferd ohne es zu binden vor der Tür. Diese Überlieferung stellt klar heraus, dass Vertrauen auf Gott auch Bedingungen hat, die erst zu erfüllen sind, bevor man «auf Gott vertraut». Ganz klar ist in der Überlieferung aufgeführt, dass vor dem Vertrauen auf Gott die Vorsichtsmaßnahme gehört. Letztendlich bedeutet dies, dass man zuerst bekannte Vorsichtsmaßnahmen ergreifen muss und Nachlässigkeit vermeiden bevor man auf Gott vertraut. Imam Ali (as) beschrieb in dieser Anweisung die Vorsichtsmaßnahmen, die bei einem Waffenstillstand zu beachten sind. Und diese kann man als einen Teil der bekannten Vorbedingungen für «Vertrauen auf Gott» betrachten.
In dem Regierungsauftrag geht es weiter:
«Und wenn du ein Abkommen mit deinem Feind schlossest oder ihn unter deinen Schutz stelltest, so halte deine Versprechen und Abkommen.»
Nachdem Imam Ali (as) die Bedingungen für einen Waffenstillstand beschrieb, erinnert er an die allgemein Regel, dass man seine Versprechen und Abkommen halten muss. Und zwar allgemein! Das heißt, ein Abkommen, das abgeschlossen wurde muss eingehalten werden, selbst wenn es der größte Feind ist.
Klar ist jedoch, wenn der Feind das Abkommen bricht ist es nicht mehr notwendig sich selbst an das Abkommen zu halten! Aber man kann es, denn man muss auch die Lage der betroffenen Zivilisten abwägen, oder die allgemeinen politischen Umstände.
IQNA