An diesem Donnerstag, dem 15. Dezember, hatte das „Daegu Anti-Moschee-Kommittee“ nur ein paar Meter von der im Aufbau befindlichen Moschee entfernt ein großes Fest, bei dem Schweinefleisch gegrillt wurde, gegeben.
In diesem Bezirk von Daegu, einer Großstadt in Südkorea, versammeln sich Duzende an muslimischen Studenten aus der nahegelegenen Kyungpook Universität.
Ein paar Tage vorher, am 6. Dezember, lag ein Schweinekopf auf einem Stuhl, der vor der Moschee stand. Es ist das dritte Mal innerhalb von zwei Monaten, dass ausländische, muslimische Studenten eine solche makabere Installation vorgefunden hatten, die einen Bezug zu dem Verbot im Islam, Schweinefleisch zu essen, darstellt.
In Daegu hatten sich muslimische Studenten seit 2014 in einem zweistöckigen Haus, das als Kultur- und Religionszentrum diente, getroffen. Am Ende des Jahre 2020 hatten sie grünes Lciht erhalten, um das Zentrum in eine richtige Moschee umzuwandeln.
Aber seitdem protestiert eine Gruppe Nachbarn, die regelmäßig demonstriert, um den Bau zu blockieren. Diese Demonstrationen haben bei verschiedenen Gelegenheiten eine islamfeindliche Wende angenommen, wie auf verschiedenen Fotos, die von einem der Studenten an unser Verlagsbüro geschickt worden waren, zu sehen ist.
„Sie spielen während unserer Gebetszeit sehr laute Musik.“
Muaz Razaq hatte Pakistan 2019 verlassen, um an die Kyungpook Universität in Daegu zu gehen, die, nach seinen Angaben, von etwa 100 muslimischen Studenten besucht wird. Er sagte, dass die Beziehungen zu den Nachbarn vor dem Baubeginn der Moschee im Jahr 2021 recht gut gewesen seien.
„Als wir am Anfang die Demonstranten getroffen hatten, bezeichneten sie einige von uns als Terroristen. Sie verhängten die Baustelle mit antiislamischen Schildern und verteilten auf den Straßen Flugblätter mit antiislamischem Inhalt. Die Lage beruhigte sich ein bisschen, nachdem die südkoreanische Menschenrechtskommission befohlen hatten, dass diese Form von Protest diskriminiered sei [im Oktober 2021].
Aber in den letzten paar Monaten hatten die Gegner des Moscheeprojekts angefangen, ein paar Mal laute Musik während der Gebetszeit zu spielen oder diese Schweineköpfe vor die Moschee gelegt.“
Seit nunmehr zwei Monaten waren Schweineköpfe vor dem Tor installiert worden, der erste am 27. Oktober. Muslimische Studenten, die für das Gebet zur Moschee gehen, passieren das Tor jeden Tag.
„Die Studenten, welche an den Schweineköpfen vorbeigingen, waren schockiert. Das ist nicht nur, weil es ein Schweinekopf ist, es hätte der Kopf eines jeden Tieres sein können, unabhängig von der religiösen Dimension. So eine Konfrontation ist ziemlich verbrecherisch- einem einfach so etwas vor das Haus zu setzen.
Die Gegner argumentierten in der koreanischen Presse, dass das eine Tradition sei, aber warum tun sie dies vor einer Moschee? Und wenn das eine so weitverbreitete Tradition sein soll- wie kommt es, dass ich diese niemals während der drei Jahre, in denen ich in Südkorea lebe, gesehen habe?“
Es gibt in Korea ein schamanisches Ritual, bei dem ein Schweinekopf verwendet wird, aber das macht man, um ein neues Geschäft einzuweihen. Verschiedene von der koreanischen Presse interviewte Anwohner wiesen jegliche Beschuldigung der Islamfeindlichkeit mit der Begründung zurück, dass sie einfach kein religiöses Gebäude im Herzen ihres Stadtteils haben wollen, weil es ihr Privatleben wegen des damit zusammenhängenden Verkehrs und Lärms stören würde. Eine Nachbarin sagte Korea Time, dass sie auch dann gegen dieses Projekt gewesen wäre, wenn es sich um eine Kirche gehandelt hätte. Aber für Muaz Razaq ist das eine religiöse Angelegenheit:
„Selbst wenn sie sagen, dass es keine Islamfeindlichkeit sei, sprechen ihre Handlungen für sich. Warum sagen sie denn nichts über die große Kirche nebenan? Sie beklagen sich auch viel über den Geruch und den Lärm [vor allem während der religiösen muslimischen Feiertage, Anmerkung des Herausgebers], aber eine zuendegebaute, moderne Moschee, nicht so etwas, was wir heute haben, würde das alles ändern.“
„Bevor die Moschee gebaut wurde, hatten wir ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn.“
Nach diversen von den Bewohnern initiierten Gerichtsprozessen um den Bau anzuhalten ging der Fall an das Höchste Gericht Südkoreas, dass sich zugunsten des Baus der Moschee im September 2022 entschied. Aber der Konflikt ist weit davon entfernt vorbei zu sein., und Muaz Razaq hat nur wenig Hoffnung, zu einem Dialog zurückzukehren.
„Wir haben wirklich alles versucht, aber als es immer gewalttätiger wurde, vor allem gegen unsere Religion, brach der Dialog ab. Es ist schwierig mit ihnen zu reden. Es ist schwierig mit ihnen zu reden, denn sie wollen einfach nur, dass wir gehen. Im Moment versucht das Bezirksbüro einen alternativen Platz zu finden.“
In Südkorea schürt dieser Fall die Diskussion über Multikulturalismus in einer noch immer konservativen Gesellschaft. Die Stadt Daegu, die sich in der Mitte Südkoreas befindet, hat es nicht so viel mit anderen Kulturen zu tun wie die Hauptstadt Seoul. Trotz dieser komplizierten Situation in Daegu sagt Muaz Razaq, dass er sonst keine anderen Schwierigkeiten als Muslim in Südkorea erfahren hätte.
„Bevor hier eine Moschee war, hatten wir zu der Nachbarschaft ein gutes Verhältnis gehabt, und ich hatte aufgrund meiner Religion keine Diskriminierung erfahren. Ich will das nicht verallgemeinern, und ich habe viele tolerante Leute in diesem Land getroffen. Ich denke, dass einige politische und religiöse Parteien einfach nur ein Angstgefühl unter unseren Nachbarn erzeugen wollen.“
2022 lebten 200 000 Muslime in Südkorea, die Mehrheit von ihnen waren Ausländer. Sie stellten weniger als ein Prozent der Bevölkerung dar, verglichen mit 30% Christen und 17% Buddhisten im Jahr 2021. Das Land verfügt über etwa zehn Moscheen und Kulturzentren für die Gläubigen, einschließlich der Großen Moschee in Seoul, die 1976 errichtet worden war.
Quelle: observers.france24.com
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