Eine gewaltige Explosion erschütterte am Mittag eine schiitische Moschee in der nordafghanischen Provinz Kundus. Die Explosion ereignete sich Berichten zufolge, als Anwohner das schiitische Gotteshaus zum Freitagsgebet besuchten.
Der afghanische Nachrichtensender TOLOnews berichtete, dass örtliche Beamte die Explosion zwar bestätigt hätten, aber nicht in der Lage seien weitere Einzelheiten zu der Ursache sowie der Opferzahl anzugeben. Aktuellen Berichten zufolge sollen mindestens 15 Menschen getötet worden sein, und fast 90 verletzt.
Die Nachrichtenagentur Aamaj News berichtete allerdings unter Berufung auf Augenzeugen, dass bis zu 100 Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Auch die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) sprach in einer Nachricht auf Twitter von 100 Menschen, die "nach ersten Informationen bei einem Selbstmordanschlag in der Moschee getötet und verletzt" worden seien.
Zabiullah Mudschahid, ein Taliban-Sprecher, bestätigte via Twitter die Berichte über die Explosion:
"Heute Nachmittag gab es eine Explosion in einer Moschee unserer schiitischen Landsleute im Bezirk Khan Abad in Bandar, der Hauptstadt der Provinz Kundus."
Er fügte hinzu, dass es viele Tote und Verletzte gegeben habe. Eine genaue Zahl der Todesopfer nannte er allerdings nicht. Eine Spezialeinheit sei am Tatort eingetroffen und führe derzeit Ermittlungen durch.
Ursache der Explosion noch unklar
Die Explosion habe sich im Bezirk Chan Abad ereignet, sagte Taliban-Sprecher Mudschahid. Er bezeichnete die Getöteten als „Märtyrer“. Die schiitische Moschee sei das Ziel gewesen und eine „große Zahl“ Gläubiger sei getötet oder verletzt worden.
Ein örtlicher Taliban-Vertreter, Matiullah Rohani von der Regionalregierung, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt habe. Die Ursache der Explosion war zunächst unklar – keine Gruppe reklamierte die Urheberschaft an ihr.
Die Stadt Kundus war rund ein Jahrzehnt lang ein wichtiger Stützpunkt der Bundeswehr in Afghanistan. Nach dem Rückzug der internationalen Truppen übernahmen die islamistischen Taliban auch in Kundus rasch wieder die Macht.
Die Taliban sehen sich von einer wachsenden Bedrohung durch den lokalen Ableger der Terrorgruppe Islamischer Staat herausgefordert. IS-Angehörige intensivierten zuletzt ihre Attacken auf Rivalen und verübten unter anderem zwei tödliche Anschläge in der Hauptstadt Kabul. Auch die religiösen Minderheiten Afghanistans wurden vom IS attackiert.
welt.de / RT DE