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Deutscher Experte für internationale Fragen im Interview mit IQNA:

Bidens Agenda im Nahen Osten: Normalisierung saudischer Beziehungen zu Israel und Energiemarkt

14:03 - July 08, 2022
Nachrichten-ID: 3006442
Teheran (IQNA)- Der Experte für internationale Angelegenheiten, Dr. Mark Furness sagte: Trotz Bidens Dementi wird Biden zusätzlich zu der Energiefrage, die Bidens Chancen auf Wiederwahl verringern könnte versuchen Saudi-Arabien zu ermutigen die Beziehungen zu Tel Aviv zu normalisieren. Die Iraner sind jedoch sehr vorsichtig bei der Entwicklung der saudisch-israelischen Beziehungen.

In den kommenden Tagen (13. Juli) wird Joe Biden seine erste Reise als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in den Nahen Osten antreten und Saudi-Arabien und die besetzten Gebiete besuchen. Obwohl Biden selbst jede Art von Gespräch mit den saudischen Behörden über den Energiemarkt bestritt, gibt es laut Experten neben dem Energiemarkt wichtige Treffen zwischen amerikanischen und saudischen Beamten zu vielen wichtigen regionalen Themen wie der Atomenergie, Einigung mit dem Iran und der Krieg im Jemen, Zionismus stattfinden werden.

Dr. Mark Furness, Experte für internationale Angelegenheiten und Senior Researcher am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik sprach mit IQNA über Joe Bidens bevorstehende Reise in den Nahen Osten und ihre Auswirkungen.

In Bezug auf den Hauptgrund für Bidens Reise in die Region sagte Furness unter Bezugnahme auf die aktuelle Situation aufgrund des Krieges in der Ukraine dass die Hauptgründe für diese Reise anscheinend mit geostrategischen Fragen zusammenhängen. Russland ist in die Ukraine einmarschiert und die Beziehungen zu China sind angespannt. Der Besuch bekräftigt, dass Saudi-Arabien ein langfristiger Verbündeter und strategischer Partner der Vereinigten Staaten ist.

Dieser Experte für internationale Angelegenheiten fügte hinzu: In Anbetracht der aktuellen globalen geopolitischen Situation sind moralische Einwände gegen die Menschenrechtsaktionen der Saudis ein Luxus und die Vereinigten Staaten sind der Meinung, dass sie sich das nicht leisten können. Außerdem ist es eine Tatsache, dass die Energiepreise wegen des Russlandkrieges in die Höhe geschossen sind. Das ist einerseits gut für die USA, die in den nächsten Jahren Europas wichtigster Energielieferant sein werden andererseits sorgen hohe Energiepreise für Inflation, was schlecht für Bidens Wiederwahlchancen ist. Die hohen Öl- und Gaspreise haben die Auswirkungen der Finanzsanktionen gegen Russland weitgehend neutralisiert.

Er stellte klar: Obwohl Biden sagte, er werde nicht auf eine Erhöhung der Produktion drängen wird aber trotzdem wahrscheinlich viel darüber geredet wie die Energiepreise wieder auf ein überschaubares Niveau gebracht werden können und nicht nur bilateral mit den Saudis sondern auch mit anderen Mitgliedern des persischen Kooperationsrates.

 

Bidens Agenda im Nahen Osten: Normalisierung saudischer Beziehungen zu Israel und  Energiemarkt

 

Iraner beobachten die Entwicklung der saudisch-israelischen Beziehungen genau

Auf die Frage, dass einige glauben, die Joe-Biden-Regierung wolle Saudi-Arabien ermutigen die Beziehungen zu Israel zu normalisieren, bestätigte Furness dies und sagte: „Das ist eine gute Frage.“ CNN wies darauf hin, dass das Flugzeug des US-Präsidenten (Air Force One) direkt von Tel Aviv nach Jeddah fliegen werde und dies sei ein symbolisches Zeichen dafür. Die VAE und Marokko normalisierten ihre Beziehungen zu Israel und offenbar beobachten die Iraner die Entwicklung der saudisch-israelischen Beziehungen genau.

 

Ziele Bidens Reise sind Normalisierung der saudischen Beziehungen zu Israel und dem JCPOA

Dieser Experte für internationale Fragen fuhr fort: Ich las, dass die Amerikaner bei der Annäherung der israelisch-saudischen Beziehungen vermittelten aber kann als Ergebnis dieser Reise nichts Wichtiges erkennen. Schließlich haben Saudi-Arabien und Israel ein ziemlich aktives Kommunikationsnetzwerk hinter den Kulissen über ihre gemeinsamen Kerninteressen.

 

Bidens Agenda im Nahen Osten: Normalisierung saudischer Beziehungen zu Israel und  Energiemarkt

 

Position der europäischen Verbündete zu Bidens Saudi-Arabien-Reise

In Bezug auf Europas Sicht auf Bidens Reise nach Saudi-Arabien, ob angesichts der Fortsetzung des Krieges in der Ukraine diese Reise und mögliche Vereinbarungen Europa zugute kommen, antwortete er: „Ich habe keine spezifischen Kommentare von europäischen Führern zu Bidens Reise. Habe nichts interessantes gesehen, wenn man bedenkt, dass er Saudi-Arabien vor einiger Zeit als „Ausgestoßene und Entrechtete“ bezeichnete.

Der Senior Researcher des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik weiter: Ich denke, die Europäer verstehen die geostrategische Logik hinter dieser Reise. Zwei weitere Aspekte, die die europäischen Regierungen begrüßen dürften, sind das Potenzial das Atomabkommen mit dem Iran wieder auf Kurs zu bringen – obwohl dieses wahrscheinlich sehr gering sein wird – und der anhaltende Waffenstillstand im Jemen den einige Medien der Bereitschaft von Mohammed bin Salman zuschreiben, machte einen guten Eindruck für Biden. Natürlich würde jedes Ergebnis das die Energiepreise senkt Europa zugute kommen.

 

Keine Wunder in iranisch-saudischen Beziehungen zu erwarten

In Bezug auf die Möglichkeit von Bidens Gespräch mit saudischen Beamten über das Ende des Krieges im Jemen und die Normalisierung der Beziehungen zwischen Teheran und Riad sagte er: Ich glaube nicht, dass die Beziehungen zwischen Teheran und Riad bald normalisiert werden, obwohl ich davon hörte, dass es in letzter Zeit Aufrufe (zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Teheran und Riad) gab.

Furness fügte hinzu: „Die Vereinigten Staaten würden sich über Verhandlungen zwischen den Saudis und den Iranern freuen, aber alle scheinen sich auf ein neues regionales Gleichgewicht vorzubereiten bei dem das JCPOA nicht mehr auf dem Tisch liegt und alle versuchen den Iran einzudämmen.“

Er stellte klar: In Bezug auf den Jemen ist ein baldiges Ende des Krieges unwahrscheinlich. Konflikte stehen auf der Tagesordnung der Gespräche in Jeddah und einige Medien berichteten, dass Mohammed bin Salman an der Verlängerung des Waffenstillstands beteiligt war, was meiner Meinung nach das Ergebnis einiger Kontakte mit Teheran sein muss. Biden wird also versuchen in beiden Fragen voranzukommen, aber wir sollten keine Wunder erwarten.

Dieser Experte für internationale Beziehungen bestätigte die europäische Vermittlung bei den Verhandlungen über das JCPOA zwischen dem Iran und den USA und sagte: Die Europäische Union und die europäischen Regierungen versuchten Amerika zurück an den Verhandlungstisch zu bringen und werden dies auch weiterhin tun, denn ohne Amerika wird es kein Abkommen geben. Das Problem ist dass Akteure, wie Saudi-Arabien, Israel und die Vereinigten Staaten den Iran isoliert und schwach halten wollen.

Das Interview führte Mohammad Hasan Gudarzi

 

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