IQNA

Professor der Rutgers University im Interview mit IQNA:

Vorfall 11. September steigerte Interesse am Islam

20:42 - September 11, 2023
Nachrichten-ID: 3009015
Die größten globalen Veränderungen nach dem 11. September hängen mit der stärkeren Anerkennung der islamischen Welt zusammen, die in der Vergangenheit weitgehend ignoriert wurde. Der Westen hatte den Islam vor dem 11. September ignoriert, aber nach diesem zeigte er Interesse ihn zu studieren. Einige erkannten einfach, dass die Christen (die größte religiöse Gruppe der Welt) den Muslimen nur unwesentlich überlegen sind.

Die Darstellung eines negativen Bildes von Muslimen in den westlichen Medien kann als eine der größten Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September angesehen werden, die dazu führten dass Muslime in westlichen Ländern jahrelang mit Stigmatisierungen wie der Unterstützung des Terrorismus und fehlenden Anpassung an ihre Gastgesellschaften konfrontiert wurden. Auch wenn sich die Situation in den letzten Jahren etwas zugunsten der Muslime veränderte und der Islam besser kennengelernt wurde, sind Muslime noch immer mit den Folgen der Terroranschläge vom 11. September konfrontiert.

Michael Aaron Rockland ist Professor für Amerikanistik an der Rutgers University in New Jersey, Autor und Journalist. Er schrieb vier Bücher über die amerikanische Gesellschaft in New Jersey und gewann 1997 den Mary C. Turpie National Teaching Award im Bereich American Studies und 2003 den Scholar-Teacher Award der Rutgers University. In einem Interview mit IQNA sprach er über die politischen und sozialen Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September auf die internationalen Beziehungen und Muslime.

In diesem Interview antwortete Rockland auf eine Frage zu den größten globalen Veränderungen nach den Anschlägen vom 11. September: „Ich kann sagen, dass die größten globalen Veränderungen (und Veränderungen in den Vereinigten Staaten) mit dem gestiegenen Interesse an der islamischen Welt zusammenhängen. Möglicherweise wurde es in der Vergangenheit sehr vernachlässigt. Der Westen hatte den Islam vor dem 11. September ignoriert, interessierte sich aber nach diesem Ereignis dafür ihn zu studieren, wobei einige dann erkannten, dass die Christen (die größte religiöse Gruppe der Welt) den Muslimen nur unwesentlich überlegen sind.

Der Professor der Rutgers University fügte hinzu: „Außerdem wurde Amerika vor dem 11. September darüber informiert dass es das größte muslimische Land (Amerika) in der westlichen Welt ist. In Bezug auf die Bevölkerung sind Indonesien im Pazifischen Ozean die Länder mit der größten muslimischen Bevölkerung gefolgt von Indien (wo Muslime eine Minderheit darstellen). Mit anderen Worten würde ich sagen, dass der 11. September dem Westen klar machte dass nicht alle Muslime Araber sind (was ein weit verbreitetes Missverständnis ist).“

„Natürlich gab es nach dem 11. September plötzlich eine große Angst und einen großen Konflikt in der muslimischen Welt, weil es das Schockierendste war, was jemals in den Vereinigten Staaten passierte/“, erklärte der Experte für amerikanische Angelegenheiten. „Viele dieser Befürchtungen waren unbegründet denn das was einige Extremisten tun kann nicht jedem angelastet werden. Aber es dauerte zwei Jahrzehnte, bis die Westler insbesondere die Amerikaner aufhörten Muslime zu hassen und zu fürchten und die muslimische Welt zunehmend als potenzielle Verbündete und Freunde betrachteten.“

Als Antwort auf die Frage: Was war der Zweck Muslime als böse zu bezeichnen und den Islam nach den Terroranschlägen extremer Nationalisten in Amerika vom 11. September mit Terrorismus gleichzusetzen? Er sagte: „Ich glaube, dass wir endlich einen Punkt erreichten, an dem wir amerikanische Muslime zunehmend wie andere in diesem Land als das vielfältigste Land der Welt betrachten. Tragischerweise hat der 11. September unser Land, das auf dem Prinzip der Trennung von Kirche und Staat basiert langsam zu der Erkenntnis erweckt, dass muslimische Amerikaner Teil unserer vielfältigen Bevölkerung sind und zwar weder zum Besseren noch zum Schlechten. Aber ohne den Schrecken des 11. September wäre dies schon vor langer Zeit passiert.“

 

Vorfall 11. September steigerte Interesse am Islam

 

Rockland befasste sich mit den Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September auf die Innenpolitik und die sozialen Belange der Vereinigten Staaten sowie mit der Sichtweise auf Muslime und sagte: „Anfangs neigten die Amerikaner dazu alle Muslime als Feinde zu betrachten. Nach und nach erkannten Amerikaner und Westler im Allgemeinen, dass Muslime wie andere Menschen sind. Es gab gute, gewöhnliche und schlechte, und diese Muslime waren eine kleine Gruppe.“

Rockland zum Schluss und als Antwort auf die Frage: Was ist Ihrer Meinung nach die größte Lektion, die man aus den Terroranschlägen vom 11. September lernen kann? „Was die 9/11-Kommission lernte und zum Ausdruck brachte war, dass die Zusammenarbeit zwischen dem F.B.I. und der CIA und der Polizei das war was uns fehlte und dass die größte Tragödie des 11. September darin besteht dass diese Elemente der Regierung miteinander konkurrierten.“, sagte er. „Außerdem hätte der 11. September möglicherweise verhindert werden können wenn sie zusammengearbeitet hätten. Daher wurde auf Kabinettsebene eine neue Position geschaffen nämlich den Direktor für Heimatschutz, der künftig dafür sorgen sollte, dass die mit Sicherheit befassten Regierungselemente bei Bedarf eng zusammenarbeiten.

 

Das Interview führte Mohammad Hasan Gudarzi

 

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