Laut IQNA unter Berufung auf New Arab befasste sich Maher Mezahi, ein algerischer Journalist und Kolumnist der Website „Sports Football“ in einer Notiz mit der Frage des Hijab-Verbots in französischen Schulen und der Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele im nächsten Jahr auf die Stadt Paris und schrieb: Die erste Runde der Olympischen Sommerspiele fand 1896 in Athen, Griechenland statt und es nahmen 241 Athleten aus 14 Ländern teil allesamt männlich und entweder Europäer, Australier oder Amerikaner.
Mehr als ein Jahrhundert später machte das Internationale Olympische Komitee bedeutende Fortschritte bei der Förderung der Inklusivität und Sportler aller Rassen, Nationalitäten, Religionen und Fähigkeiten wurden in die Olympischen und Paralympischen Spiele einbezogen.
Da jedoch die bevorstehenden Sommerspiele 2024 in Paris näher rücken, sind die französischen Funktionäre gezwungen, ein leidenschaftliches Gespräch über die wahren Werte des Sports auf und neben dem Spielfeld zu führen.
Frankreich ist eines der wenigen Länder, das muslimischen Frauen aufgrund seiner grundlegenden Doktrin der Laizität als radikale Interpretation des Säkularismus das Tragen des Hijab im öffentlichen Raum und in Sportarenen verbietet. Letzten Monat wurde es Mädchen sogar verboten die Abaya in Schulen zu tragen und viele wurden nach Hause geschickt weil sie sie trotzdem trugen.
Nun eine wichtige Frage zu Paris 2024: Wird Frankreich seinen Bürgern weiterhin Beschränkungen auferlegen während es den internationalen Wettbewerb ausrichtet? Wird die Regierung dieses Landes versuchen ihre Verbote auf Sportlerinnen aus anderen Ländern auszudehnen?
Wir haben Anfang des Sommers während der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland einen Vorgeschmack auf dieses bevorstehende Duell erhalten. Die marokkanische Verteidigerin Nahele Benzine schrieb Geschichte als sie als erste Fußballspielerin bei der FIFA-Weltmeisterschaft einen Hijab trug. Obwohl Benzine zunächst als Ersatzspieler für Marokkos Eröffnungsspiel gegen Deutschland fungierte spielte sie später mit ihrer herausragenden Leistung eine Schlüsselrolle bei der Stärkung der Verteidigung der Atlas Lions (Titel Marokkos Nationalmannschaftstitel).
In Frankreich jedoch lieferten aufsehenerregende rechte Fernsehsender wie CNEWS und BFM TV die Grundlage für Kritik und Demütigung von Nahileh Benzine.
Ein Account namens @najourno schrieb am 12. September 2023: Wenn Ihr Feminismus dadurch gestärkt wird, dass Sie sehen wie Frauen den Hijab abnehmen, aber beeinträchtigt werden, wenn dieselben muslimischen Frauen sich bedecken wollen, dann dient Ihr Feminismus niemandem außer weißen Frauen.
Französischer extremer Säkularismus
Frankreich ist das einzige Land der Welt, das aufgrund seiner Interpretation von Laicité das Verbot des Kopftuchs auf dem Fußballplatz befürwortet. Anfang dieses Jahres bestätigte der Staatsrat das Verbot, nachdem es von Breitenfußballspielern angefochten wurde, die sagten, es dürfe verhindert werden, dass Kleidung während Spielen hängenbleibt.
Dies trotz der Tatsache, dass es, seit der Hijab 2012 zu einer der von der FIFA zugelassenen Spielkleidung auf dem Fußballplatz wurde, noch nie einen Vorfall gegeben hat, der ein solches Problem verursacht hätte.
Als Reaktion auf weltweite Reaktionen zitieren Befürworter dieser französischen Position wie etwa Annie Sugier, eine berühmte französische Physikerin und Feministin häufig Artikel 4 des FIFA-Statuts und Artikel 50.2 der Olympischen Charta als Beweis dafür, dass internationale Sportorganisationen selbst Rechtfertigungen für das Verbot des Hijabs in ihren Gesetzen haben.
Das von Sugier angesprochene Thema ist ein wackeliges Argument. Es ist beispielsweise schwer vorstellbar, wie Artikel 4 des FIFA-Statuts, der jede Form von Diskriminierung verbietet als Argument für ein Verbot des Schleiers auf dem Spielfeld interpretiert werden kann. Tatsächlich kann durchaus argumentiert werden, dass Artikel 4 ein stärkeres Argument dafür ist Fußballerinnen das Tragen des Hijab zu erlauben als es zu verbieten.
Artikel 50.2 der Olympischen Charta ist etwas komplizierter. In diesem Artikel heißt es: „An keinem Ort des olympischen Austragungsortes oder in anderen Bereichen ist politische, religiöse oder rassistische Zurschaustellung oder Propaganda gestattet.“
Jeder, der die Geschichte der Olympischen Spiele auch nur oberflächlich kennt, weiß dass es sowohl auf nationaler als auch auf individueller Ebene immer eine politische und rassische Meinungsäußerung gab.
Tatsächlich haben protestierende Athletinnen oft für einige der besten und denkwürdigsten Momente in der olympischen Geschichte gesorgt. Zum Beispiel hat jeder den Black Power Salute von John Carlos und Tommy Smith aus dem Jahr 1968 gesehen, mit dem gegen Rassenungerechtigkeit in Amerika protestiert wurde.
Es gibt sogar moderne Bewegungen, die Artikel 50.2 abschaffen und Sportaktivitäten fördern wollen, die den Idealen der Olympischen Charta entsprechen.
Ein weiteres großes Problem von 50.2 ist seine Unverständlichkeit. Was genau wird in diesem Artikel als Werbung eingestuft? Macht die persönliche Entscheidung über die Kleiderlänge eines Sportlers ihn zum Missionar? Nach Ansicht vieler französischer Politiker ist dies der Fall.
Spielplatz kein religiöser Ort
Amelie Oudéa-Castéra, die französische Sportministerin, und Marlene Schiappa, die ehemalige stellvertretende Innenministerin behaupteten beide, dass der Hauptgrund für das Verbot des Hijab im Fußball die Neutralisierung religiöser Propaganda sei. Persönlich habe ich (der Autor) noch nie gesehen, dass verschleierte Fußballerinnen ihre Teamkollegen oder Gegner auf dem Spielfeld aktiv zum Konvertieren ermutigen.
Darüber hinaus weiß jeder, der sich mit französischem Fußball auskennt, dass der Fußballplatz nicht religiös ist. Männliche Fußballer aller Glaubensrichtungen beten offen vor, während und nach den Spielen und das wundert und stört niemanden.
Es ist überhaupt nicht verwunderlich, dass katholische Spieler beim Betreten des Spielfelds die Brust kreuzen oder, dass muslimische Spieler sich nach einem Tor dankbar verbeugen.
Seit Jahrzehnten tragen gläubige männliche muslimische Fußballer Bärte und lange Hosen, um ihren Körper zu bedecken, aber das zusätzliche Stück Stoff über den Köpfen der Frauen scheint das Feuer entfacht zu haben. Der Kern der Sache ist folgender: Befürworter dieses Arguments argumentieren, dass das Verbot des Hijab den Säkularismus verteidigt, oder dass es sich sogar um ein Hygieneproblem handele.
Doch die unbequeme Wahrheit ist, dass es beim Hijab-Verbot in Frankreich es eher um die Obsession geht, Frauen zu kontrollieren und muslimischen Frauen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung zu entziehen als um die Wahrung der Neutralität im Sport.
Sollte ein solches Verbot für die Pariser Spiele 2024 genehmigt werden, könnte es mehrere Weltklassesportler treffen. Frühere Olympische Spiele boten verschleierten Sportlern wie den Bronzemedaillengewinnerinnen Hedaya Malek und Gianna Farogh aus Ägypten und der amerikanischen Fechterin Ibtahaj Muhammad die Bühne. Diese drei sind zusammen mit vielen anderen zu positiven Vorbildern für kleine Mädchen auf der ganzen Welt geworden. Aber wenn ihnen wegen ihres Kopftuchs die Teilnahme an den Olympischen Spielen verboten worden wäre, wäre das nie passiert.
Was wird das Internationale Olympische Komitee also tun, wenn Frankreich auf einem vollständigen Hijab-Verbot in Paris 2024 besteht? Bisher wurde keine offizielle Antwort oder Stellungnahme abgegeben.
Doch je länger die Beantwortung dieser Frage dauert desto schlimmer wird es für muslimische Frauen in Frankreich und auf der ganzen Welt. Frauen, die sich fragen ob die internationale Gemeinschaft ihnen bei diesem Angriff auf ihre Freiheit beistehen wird oder nicht?
Übersetzt ins Persische von Mohammad Hasan Gudarzi
Übertragen vom Persischen ins Deutsche von Stephan Schäfer
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