Laut IQNA sind seit Beginn des Gaza-Kriegs und der Al-Aqsa-Sturmoperation, die die Hamas in den besetzten palästinensischen Gebieten durchführte soziale Netzwerke wie in der Vergangenheit bekannt zum Schauplatz der Präsenz zweier gegensätzlicher Ansichten geworden: der Verteidigung der Palästinenser und der Verteidigung der Zionisten. Diese Online-Debatte polarisierte den Social-Media-Bereich stark und machte zwar verschiedene Plattformen zu einer der ersten Informationsquellen, zeigte aber erneut Schwächen im Umgang mit Fake News, Hassreden und Doppelmoral dieser Plattformen.
Dieses ging so weit, dass viele glauben dass soziale Netzwerke trotz dieser Probleme bei verschiedenen Ereignissen nicht mehr als zuverlässige und vertrauenswürdige Quelle anerkannt werden können. Besonders in Angelegenheiten in denen beide Seiten versuchen ihre Versionen der Geschichte zu dominieren.
Trotz aller Leistungsfähigkeit stehen diese Plattformen immer wieder in der Kritik und in gewisser Weise werden ihre Nutzerzentrierung und Neutralität verschiedener Social-Networking-Plattformen auf verschiedene Weise verletzt. Beispielsweise hat der Eigentümer von X, Elon Musk, wiederholt deutlich seine politische Neigung zu Israel zum Ausdruck gebracht.
Doppelmoral von Facebook und Instagram
In einem Bericht wies die Website Raseef 22 auf die Verletzung der Neutralität der sozialen Medien im jüngsten Krieg in Gaza hin und schrieb: „In jedem Konflikt, in den Israel verwickelt ist, und bei jeder Kampagne dieses Regimes zur Bombardierung von Gaza senden Menschen Bilder, teilen Videos, Beiträge und Gespräche, die die Details und Fakten der Gewalt klar und deutlich dokumentieren.
Dies gilt insbesondere für Inhalte, die von Nicht-Mainstream-Nachrichtenmedien veröffentlicht werden, sei es aus politischen Gründen oder weil sie nicht den internationalen Gesetzen und ethischen Standards für die Medienausstrahlung entsprechen, die die Anzeige von Bildern von Menschen in Not sowie gewalttätigen Inhalten verbieten . Tote Kinder, verletzte Menschen oder menschliche Überreste sind Bilder, die bei diesen Angriffen häufig aus dem Gazastreifen auftauchen.
Wenn eine Person ein Facebook-Konto erstellt, muss sie implizit die Nutzungsbedingungen und Vorschriften der Plattform akzeptieren. Dieses umfasst Regeln und Vorschriften für Veröffentlichung von Inhalten
Zu den Verboten zählen auch Äußerungen, die zu Hass aufstacheln oder jede Form der Aufstachelung zur Gewalt. Die Frage ist ob diese Richtlinien und Einschränkungen gleichermaßen und genau auf alle Sprachen und politischen Orientierungen angewendet werden.
Tabarak Al-Yassin, ein palästinensischer Schriftsteller und Künstler, der in Zarqa/Jordanien lebt, sagte: „Mein Facebook-Konto wurde während der Operation (Höhle der Löwen) zweimal gesperrt, weil Videos der Märtyrer und ihrer Beerdigungen geteilt wurden.“
Auf die Frage von Raseef22, ob seiner Meinung nach die Sperren auf Voreingenommenheit oder das Vorhandensein gewalttätiger Inhalte zurückzuführen seien, antwortete er: „Ich habe das Gefühl, dass Facebook gegenüber uns voreingenommen ist. Facebook erlaubte uns, Fotos von israelischen Gefangenen zu veröffentlichen, aber andererseits war es verboten, Bilder von palästinensischen Märtyrern zu teilen.
Um diese Frage zu beantworten, haben wir die Expertin für digitales Marketing eines großen Unternehmens in New York Mona Al-Ghanem gefragt ob Facebook und Instagram auf eine Seite des israelisch-palästinensischen Konflikts ausgerichtet sind. Sie vertrat folgende Ansicht: Meiner Meinung nach gibt es etwas Wichtigeres und das sind die Daten, die in den eigenen Berichten von Meta (dem Unternehmen, das die Plattformen für Instagram und Facebook bereitstellt) präsentiert werden.
Al-Ghanem betont, dass Meta, Mutterkonzern von Facebook und Instagram, im Jahr 2022 ein unabhängiges Beratungsunternehmen damit beauftragte die soziale Verantwortung seiner Plattformen zu prüfen. Sie fügt hinzu: „Die Frage, die dieser entscheidende Bericht beantworten sollte war, ob es Voreingenommenheit gibt. Ist diese Voreingenommenheit beabsichtigt oder unbeabsichtigt? Dieser Bericht (von einem unabhängigen Beratungsunternehmen) machte deutlich, dass diese Voreingenommenheit tatsächlich beabsichtigt ist.
Al-Ghanem erklärt: „Es scheint, dass Metas Aktionen im Mai 2021 einen negativen Einfluss auf die Menschenrechte palästinensischer Nutzer auf freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit, politische Teilhabe und Nichtdiskriminierung hatten. Das Gleiche gilt für die Fähigkeit der Palästinenser, Informationen und Perspektiven über ihre Erfahrungen auszutauschen, wenn es zu Zwischenfällen kommt.
Abschließend empfiehlt der Bericht, dass Meta mehr Fachkräfte einstellen sollte, die mit der arabischen Kultur vertraut sind und sich mit dem Kontext der Ereignisse auskennen.
Verwirrung und Diskriminierung auf Plattformen
Qasim Ahmad, ein in Amman tätiger Architekt, brachte seine Verwirrung zum Ausdruck und erklärte: „Ich verstehe nicht wie man Kriegsnachrichten diskutieren kann, ohne Hass und Gewalt anzusprechen. Sind Hass und Gewalt nicht die treibende Kraft von Krieg und Konflikt?
Qasim sagte zu Raseef22: Ich persönlich interessiere mich mehr für Gaza-Nachrichten auf Instagram und TikTok als auf Facebook. Ich habe das Gefühl, dass ich Nachrichten schneller und weniger genau unter die Lupe nehme. Ich könnte mich irren, aber ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Qasim könnte sich jedoch irren, da sich Instagram wie Facebook an Richtlinien zum Teilen von gewalttätigen Bildern und Videos oder Inhalten hält, die zu Hassreden anstiften, da sie derselben Muttergesellschaft angehören. Was TikTok betrifft, das in Jordanien verboten wurde, hat die Plattform viele Konten deaktiviert, die die palästinensische Sache unterstützen.
Kürzlich hat die Nachrichtenseite Mondoweiss, die sich auf den israelisch-palästinensischen Konflikt spezialisierte ihr Konto auf TikTok verloren, und die Verantwortlichen der Seite veröffentlichten eine Mitteilung, in der zie darauf hinweisen, dass es ihnen verboten ist auf ihrem eigenen Konto auf der X-Site auf TikTok zu erscheinen.
Sameeh, ein Journalist aus Kairo, machte eine andere Erfahrung. Nachdem er auf einen israelischen Account gestoßen war, der die völlige Zerstörung des Gazastreifens befürwortete, meldete er ihn auf Facebook. Er erinnert sich: Ich bin auf ein israelisches Benutzerkonto gestoßen, das Smiley-Reaktionen und spöttische Kommentare zu Beiträgen veröffentlichte, in denen auf der Facebook-Seite des Gesundheitsministeriums von Gaza die Zahl der Todesopfer veröffentlicht wurde.
Er fuhr fort: Ich dachte, das sei ein Troll-Account. Aber dann fand ich auf diesem Account einen Beitrag der ausdrücklich zur Zerstörung von Gaza aufrief. Ich versuchte es Facebook zu melden, weil es eine offensichtliche und hetzerische Hassrede gegen eine Nation war. Facebook blockierte mich mehrmals weil ich Inhalte oder Kommentare gepostet habe, in denen gesagt wurde, dass es sich um Hassreden handelt, ob diese Hassreden nicht auch für Israelis illegal sind. Man konnte diese Leute nicht einmal melden. Nach drei Tagen reagierte Facebook und verkündete, dass der Beitrag, der zur Zerstörung Gazas und seiner Bewohner aufruft nicht gegen die Standards der Plattform verstößt!
Tipps zum Veröffentlichen von Inhalten über Palästina
Al-Ghanem betont: Facebook rangiert an erster Stelle als der schlechteste Umsetzer der Zensur und Instagram folgt der gleichen Politik und rangiert an zweiter Stelle. Dann gibt es noch X, das in geringerem Maße zensiert. Alle diese Plattformen verstoßen gegen das Grundrecht der Gedanken- und Meinungsfreiheit.
Er rät Nutzern, sich mehr auf geschriebene Inhalte als auf Bilder und Videos zu konzentrieren, da visuelle Beiträge von den Algorithmen der Plattform schneller erkannt werden. Darüber hinaus ist es notwendig, Bindestriche oder Wortumbrüche zu verwenden, um einer algorithmischen Erkennung zu entgehen. Beispielsweise könnte man IS ra el anstelle von Israel verwenden.
Der Experte für digitales Marketing sagt weiter: Ich empfehle jedem, der ein Instagram-Konto hat auf seine Einstellungen zuzugreifen und die Sensibilität der Inhalte von „Sensible Inhalte“ auf „Mehr“ zu ändern. Dadurch werden viele verbotene Inhalte aufgedeckt, die heutzutage normalerweise einen Bezug zu Palästina haben. Es ist auch wichtig, das Kopieren und Teilen einzelner Texte über Kampagnen hinweg zu vermeiden, da dies der einfachste Weg ist Inhalte zu identifizieren und zu entfernen. Vermeiden Sie außerdem die übermäßige Verwendung von Hashtags. Ein Hashtag genügt.
Es ist schwierig eine Voreingenommenheit nachzuweisen, es sei denn es stellt sich heraus, dass Beiträge auf Hebräisch oder solche, die Israel unterstützen einer ähnlichen Zensur wegen Hassreden und gewalttätigen Inhalten ausgesetzt sind.
Al-Ghanem sagt dazu: Der Bericht des Beratungsunternehmens Meta für soziale Verantwortung im letzten Jahr, der eindeutig auf einer datenbasierten Analyse basiert, besagt dass die Zahl der entfernten Beiträge, die Palästina unterstützen, deutlich höher ist als die Zahl der anderen entfernten Beiträge ist. Dies ist eher zugunsten Israels und die Zahl der gelöschten Beiträge in arabischer Sprache ist viel höher als die der hebräischen.
Raseef22 kontaktierte Nadim Nashif, Generaldirektor (7Amleh) des in Haifa ansässigen Arab Center for the Advancement of Social Media und fragte, ob Israelis dem gleichen Verhalten von Facebook, X und Instagram ausgesetzt seien. Als Antwort sagte er: „Sicherlich verhängen Social-Media-Plattformen Sanktionen nicht gleichermaßen gegen die palästinensische und israelische Seite und es gibt eine offensichtliche und unbestreitbare Voreingenommenheit zugunsten Israels.“
Er fügt hinzu: „In den letzten Tagen konnten wir einen deutlichen Anstieg der Rechtsverletzungen beobachten. Seit Beginn der Ereignisse am 7. Oktober wurden lediglich mehr als 259 Beschwerden registriert. Die Beschwerden umfassten 99 Verstöße im Zusammenhang mit der Sperrung und Einschränkung pro-palästinensischer Konten und der Entfernung pro-palästinensischer Inhalte sowie 160 Verstöße im Zusammenhang mit hasserfüllten und hetzerischen Äußerungen, meist auf Hebräisch.“
Er fügt außerdem hinzu: In Bezug auf X gibt es keine Klassifizierung für die hebräische Sprache. Dies lässt Raum für die Veröffentlichung schädlicher Inhalte ohne Konsequenzen zu, was genau das Gegenteil davon ist wie diese Plattform mit der arabischen Sprache umgeht.
Übersetzung: Mohammad Hasan Gudarzi
4175464