Eine weitere Krankheit der Zunge, die Feindschaft und Zerfall der menschlichen Gesellschaft verursacht, ist Streitsucht. Streitsucht bedeutet Feindschaft und Konflikt und nach Ansicht von Ethikern bedeutet es verbaler Kampf mit anderen mit Absicht Reichtum zu erlangen oder Recht zu bekommen. Die verbale Auseinandersetzung einer Person mit anderen, wenn sie etwas nehmen oder beanspruchen will, was ihr zu Recht oder zu Unrecht weggenommen wurde, wird Streitsucht genannt. Der Zweck dieses Kampfes ist also finanzieller oder rechtlicher Natur. Natürlich wird Streitsucht manchmal auch im Sinne eines verbalen Konflikts mit anderen verwendet, um die eigene Meinung zu belegen, was als eine Form der Rechtfertigung bezeichnet werden kann.
Wie man sieht, kann nicht jede Art von Streit zu moralischen Lastern gezählt werden. Deshalb teilen die Gelehrten der Ethik die Streitigkeit in zwei Arten ein: lobenswert und verwerflich. Die Vernunft und islamische Regelung lobten einige Arten von Feindseligkeit aber verurteilten andere. Streitsucht ist nur dann akzeptabel, wenn jemand sich ihrer Richtigkeit sicher ist oder einen Beleg aus der islamischen Gesetzgebung dafür hat und andererseits keine andere Möglichkeit findet sein Recht zu etablieren. Die menschliche Vernunft hält Akzeptanz von Unterdrückung für hässlich und geschmacklos; somit ist «Begründung des Rechts»=«استیفای حق» und Verteidigung gegen Unterdrückung lobenswert, und wenn kein anderer Weg möglich ist das Recht zurückzugewinnen als Streit lobt er sie und ordnet sie gar an. Natürlich bestätigt die islamische Gesetzgebung alles, was der gesunde Menschenverstand akzeptiert. Aber wenn der Streitende weiß, dass er nicht recht hat oder an deren Richtigkeit zweifelt sagte der Heilige Prophet (Friede sei mit ihm):
«إِنَّ أَبْغَضَ الرِّجَالِ إِلَى اللَّهِ الْأَلَّهُ الْحَصِيمُ»
«Wahrlich, derjenige, den Gott am meisten hasst, ist den Streitüchtigen.»
Er verurteilte die Streitsucht ebenfalls:
«مَنْ جَادَل فِي خُصُومَةٍ بِغَيْرِ عِلْمٍ لَمْ يَزَلْ فِي سَخَطِ اللَّهِ حَتَّى يَنْزَعَ»
«Wer in einem Streit ohne Wissen argumentiert, wird im Zorn Gottes bleiben, bis er damit aufhört.»
Einige der Wurzeln der verurteilten Streitsucht können als Feindschaft, Groll, Neid, Liebe zu Reichtum oder Status angesehen werden. Eine der praktischen Möglichkeiten, diese Krankheit zu behandeln ist die Verwendung ihres Gegenmittels, nämlich «طيب کلام»=«Gute Worte».
Mit «guten Worten» ist nette und höfliche Sprache gemeint. Man sollte sich zu guten Worten verpflichten! Das heißt, wenn man mit anderen spricht, sollte man versuchen höflich zu sein und gute und angenehme Worte zu verwenden. Genauso wie Feindschaft, Stolz und Streit Feindseligkeit erzeugen, schafft das Gegenteil, nämlich gute Rede und Freundschaft Segen. Wenn das Publikum jemand sieht, der in seiner Rede vorsichtig ist fühlt man sich zu ihm hingezogen. Wenn dieses Merkmal nun in der Gesellschaft vorhanden ist, wird es Einheit und Vereinigung bewirken, im Gegensatz zur zerstrittenen Feindseligkeit.
IQNA