Fatimah (Friede sei mit ihr) war Vorbild für die Suche nach Gerechtigkeit und Schutz der Mission des Propheten Gottes
Christopher P. Clohessy, Professor für schiitische Studien, studierte an der Päpstlichen Universität Urbanianum in Rom, Italien und promovierte an der Päpstlichen Universität für Arabistik und Islamstudien (PISAI) in Rom. Derzeit lehrt er an dieser Universität Theologie und Geschichte des Schiismus.
Er ist Autor von Angels Hastening: Die Karbala Träume (Georgias Publishing House, 2021); Die Hälfte meines Herzens: ÜBERLIEFERUNGEN VON ZAYNAB, TOCHTER VON ʿALI (2018), und Fatima, Tochter von Muhammad (2017) ) Ist.
In einem Interview mit IQNA sprach der Universitätsprofessor im Vatikan über sein Interesse an islamischen und schiitischen Studien und die Werke, die er in diesem Bereich verfasste.
Interesse eines afrikanischen Priesters an Islamstudien
„Ich bin in Südafrika geboren und aufgewachsen“, sagte Clohessy. „Ich war dort viele Jahre Priester, war immer in Kontakt mit Gruppen von Muslimen und dachte, es wäre gut mehr über den Islam zu lernen. Insbesondere in meiner Kirche gab es Mütter und Väter, deren Kinder oft durch Heirat zum Islam konvertierten und deshalb konnte ich die muslimische Gemeinschaft nicht ignorieren. Daher dachte ich, es wäre gut korrekte Informationen über den Islam zu erhalten. Aber nicht so, wie die Westler diese Religion verstehen sondern durch authentische islamische Quellen und Texte. So ging ich nach Kairo, um Arabisch zu lernen und ging dann nach Italien um Theologie und islamische Geschichte zu studieren und dann beschloss ich mich auf den schiitischen Islam zu spezialisieren. Denn zu dieser Zeit, in den frühen 2000er Jahren wurde den schiitischen Studien wenig Aufmerksamkeit geschenkt und die meisten Forscher widmeten sich der sunnitischen Geschichte und Rechtsprechung.
Er fügte hinzu: Ich beschloss mich auf das Gebiet des Schiismus zu spezialisieren und das tat ich indem ich die akademische Biographie der edlen Fatima (Friede sei mit ihr) schrieb. Ich denke, dass diese Forschung zu dieser Zeit die erste wissenschaftliche Biographie der edlen Fatima (Friede sei mit ihr) war, die ausschließlich auf Grundlage arabischer Quellen also aus erster Hand und Sekundärquellen erstellt wurde und dies war die erste vollständige Biographie der Tochter des Propheten Gottes.
Der Stand der Islamwissenschaft im Vatikan
Der Priester aus Südafrika fuhr fort: Ich arbeite für die Vatikanische Universität, wo fließend Arabisch und islamische Wissenschaften gelehrt wird und diese Fächer werden nur anhand islamischer Texte unterrichtet. Wir verwenden den Heiligen Koran, Texte der Überlieferungen, Koranexegesen, islamische Geschichte und Theoligie, weil der Zweck dieser Hochschule darin besteht wissenschaftliche Informationen über den Islam zu vermitteln. Unser Ziel ist es den Islam korrekt und auf wissenschaftliche Weise zu lehren und dabei auf die eigene Sicht des Islam auf diese Religion zu achten, nicht darauf, was wir darüber denken. Aus diesem Grund bieten wir Kurse im Bereich der Islamwissenschaft und Aufbaukurse in fließendem Arabisch bis zur Doktorstufe an und das ist ein Prozess der fast 100 Jahre bis heute andauert.
Notwendigkeit das Leben der edlen Fatima (Friede sei mit ihr) zu studieren
Clohessy fuhr fort: Zunächst wollte ich meine Doktorarbeit über Imam Hussein (a.s.) schreiben und ihn aus der Sicht der christlichen Theologie erforschen. Mit anderen Worten: Indem ich die Aspekte in Hussains Leben betrachte, in denen es Ähnlichkeiten mit den Ansichten christlicher Gläubiger gibt werde ich der Sache nachgehen. Aber als ich das Leben von Hussain (a.s.) studierte, entdeckte ich seine Eltern nämlich Fatima (a.s.) und Imam Ali (a.s.) und hier war ich sehr überrascht.
Er fügte hinzu: Ich stellte fest, dass es nur sehr wenige wissenschaftliche Arbeiten über Fatima (a.s.) gibt. Die edle Fatima (Friede sei mit ihr) ist in der gesamten islamischen Welt sehr beliebt, aber es gab fast keine ernsthaften Werke über sie. Da es kein seriöses und umfassendes Werk gab, beschloss ich Fatimas Biografie zu schreiben, was ich auch tat. Ich denke das ist wichtig, weil die liebe Fatima nicht nur im Hinblick auf das Leben in einer bestimmten Familie sondern auch als globales Vorbild sehr wichtig ist.
Er fuhr fort: Ich denke, dass die edle Fatima eine komplexe Persönlichkeit hatte und es angebracht ist, sie in mehr als einem Buch zu besprechen. So kam ich zur Islam- und Arabistik.
Fatima (Friede sei mit ihr), Modell für Geltendmachung von Rechten und Verteidigung der Mission
Er fügte hinzu: Die Menschen sollten Zugang zu den Fakten ihres Lebens in anderen Sprachen als Arabisch und Persisch haben und das habe ich versucht. Meine Methode in diesem Buch war sehr einfach. Ich wollte die Ansichten eines französischen Orientalisten widerlegen, der vor hundert Jahren schrieb. Er hatte einen sehr falschen Artikel über Ahl al-Bait geschrieben und sich darin kritisch über die edle Fatima (Friede sei mit ihr) geäußert. Er schrieb, dass die Rolle der edlen Fatima nicht wichtig sei und sie in den frühen Jahren der islamischen Geschichte keine Rolle spielte. Ich beschloss, diese Theorie abzulehnen und versuchte aus diesem Grund zu zeigen, dass Fatima (a.s.) eine große Rolle spielte, indem ich sunnitische Texte einschließlich Überlieferungen und sunnitische Geschichte verwendete.
Clohessy fügte hinzu: Ich wollte zeigen, dass die Schiiten ihren Charakter nicht schufen, um sich von anderen abzugrenzen. In vielen wichtigen sunnitischen Büchern spielt die edle Fatima (Friede sei mit ihr) eine entscheidende Rolle. Ich bewies, dass die edlet Fatima (a.s.) sehr hart arbeitete, um ihren Vater zu unterstützen als er berufen wurde, seine Gemeinschaft zu leiten und spielte eine entscheidende Rolle dabei den Propheten vor Gegnern und Feinden zu schützen.
Er fuhr fort: Die edle Fatima (Friede sei mit ihr) war das einzige überlebende Kind des Propheten Gottes. Sie ist diejenige, die die Generation des Propheten fortsetzte und in den ersten Tagen nach dem Tod des Propheten (s.a.s.) eine sehr starke Position innehatte, um Gerechtigkeit in der Nachfolgefrage zu schaffen. Damals protestierte sie heftig gegen die Ältesten des Islam, trat gegen deren Verhalten auf und vertrat eine standhafte Position. Wenn wir daher die Ereignisse in den ersten Stunden nach dem Tod des Propheten beobachten, so sehen wir, dass sie zu einem Vorbild für die Schaffung von Gerechtigkeit wurde, den richtigen Weg beibehält und nicht von der Vergangenheit abweicht. Sie ist nicht nur eine wütende Frau, die ihren Vater vermisste und ihren Mann zum Kalifat führen wollte. Sie ist der beste Mensch, der den wahren Islam und den Charakter seines Vaters, des Propheten Gottes, kannte. Meiner Meinung nach ist sie ein wichtiges Vorbild und Symbol für die Bewahrung der wahren Botschaft der Mission des Propheten.
Zunehmende Interesse westlicher Wissenschaftler an Islamwissenschaften
Auf die Frage welche Defizite er als Islamwissenschaftler im Bereich der islamisch-schiitischen Studien an westlichen Universitäten sieht antwortete er: An westlichen Universitäten besteht ein wachsendes Interesse am schiitischen Islam und zwar heute mehr denn je sind Studierende, die sich für die Erforschung von schiitischen Texten interessieren.
Ich beobachte diesen Trend seit 15 oder 20 Jahren. Viele Bücher über schiitische Theologie sowie die Sprüche und Geschichte schiitischer Imame wurden in westliche Sprachen übersetzt. Viele Forscher interessieren sich für die Diskussion der Apokalypse aus der Sicht der Schiiten und des Imam Mahdi.
Er fuhr fort: Das Problem der meisten westlichen Forscher besteht darin, dass sie Arabisch und Persisch nicht gut beherrschen. Das Erlernen dieser beiden Sprachen ist schwierig insbesondere das Erlernen der arabischen Sprache ist eine zeitaufwändige Aufgabe und dauert ein Leben lang. Ich selbst bin zu alt, um Persisch zu lernen und je älter ich werde, desto schwieriger wird es. Die persische Sprache ist für die Lektüre schiitischer Texte sehr wichtig.
Klohesi fügte hinzu: „Ein sehr wichtiges Thema ist meiner Meinung nach, dass heute wichtige schiitische Bücher ins Englische und in westliche Sprachen übersetzt werden insbesondere im Iran. Einige wichtige Bücher über Rechtswissenschaft und die Grundsätze der Rechtswissenschaft und der Überlieferungen wie zum Beispiel «Bihar al-Anwar» wurden ins Englische übersetzt was sehr wichtig ist und den Zugang für Wissenschaftler erleichtert.
Dialog zwischen den Religionen: Grundlage des Weltfriedens
Auf die Frage, welche Notwendigkeiten und gemeinsamen Grundlagen er als Priester, der im Vatikan tätig ist und als Forscher, der auf dem Gebiet der Islamwissenschaft tätig ist im Dialog zwischen Islam und Christentum sieht antwortete er: „Ich muss sagen, dass es gute Dialoge zwischen der katholischen Religion und dem Schiismus gab. In diesem Bereich wird bereits seit mehreren Jahren sehr intensiv gearbeitet. Der Dialog zwischen schiitischen und katholischen Denkern ist sehr wichtig, da es zwischen ihnen viele Gemeinsamkeiten gibt. Glücklicherweise gibt es heute tiefe Dialoge zwischen Schiiten und Katholizismus. Meiner Meinung nach führt der Dialog zum gegenseitigen Verständnis und zur Anerkennung der Überzeugungen des anderen und trägt zur Vertiefung der Freundschaft und des Weltfriedens bei.“
Das Interview führte Mohsen Haddadi
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