IQNA

Koranmanuskripte im Herzen der christlichen Schätze des Vatikans

10:45 - September 01, 2025
Nachrichten-ID: 3013448
IQNA- Obwohl die Vatikanische Bibliothek eine christliche Bibliothek ist, nimmt das islamische Erbe darin einen besonderen Platz ein. Zu diesem Erbe gehören viele Koranmanuskripte, die in dieser Bibliothek aufbewahrt werden.

IQNA: Arabische Manuskripte wurden im Laufe der Jahrhunderte auf unterschiedliche Weise in verschiedene Teile der Welt transportiert, sodass in keiner Bibliothek der großen Städte der Welt ein Teil des Schatzes des arabischen Erbes fehlt. Auf diese Weise verbreitete das arabische Manuskript auf beispiellose Weise eine enorme Menge an Wissen in mehreren Sprachen.

Italien trug, wie andere westliche Länder auch einen bedeutenden Anteil zu diesem Reichtum bei. Die erste Sammlung orientalischer Handschriften wurde 1441 auf dem Konzil von Florenz von der Vatikanischen Bibliothek in Rom angelegt. Diese religiösen Handschriften wurden von orientalischen Geistlichen mitgebracht, die aus Alexandria und Jerusalem angereist waren, um an den Konzilssitzungen teilzunehmen.

Mit der Eröffnung des Medici-Verlags in Florenz (1584) begann die Entwicklung der Manuskripte. Laut dem Autor des Buches „Weg der Briefe“ (2012) waren die ersten Manuskripte, die dieser Verlag erwarb vom syrischen Patriarchen Athanasius Nematullah (gest. 1587) gestiftete Manuskripte über die Geheimnisse des Universums, Astronomie und Astrologie.

 

Giuseppe Caprotti und jemenitische Manuskripte

Die Zahl jemenitischer Manuskripte in Italien wird auf 3.300 geschätzt. Giuseppe Caprotti spielte eine wichtige Rolle bei der Überführung jemenitischer Manuskripte nach Italien und ihrer Ankunft im Staat Monaco. Valentina Rossi schrieb in ihrem Buch „Italienische Manuskripte“, dass Caprotti 1885 in der jemenitischen Stadt Al-Hodeidah ankam und sich anschließend in Sanaa niederließ. Er blieb dort etwa drei Jahrzehnte und sammelte in dieser Zeit eine große Anzahl jemenitischer Manuskripte, die er heimlich nach Mailand in Italien schickte. Die Lieferung bestand aus fast 60 Kisten mit Manuskripten, insgesamt über 1.800 Bände.

Bis 1909 wurden 1.610 arabische Manuskripte aus der Caprotti-Sammlung in die Ambrosiana-Bibliothek in Mailand überführt und 1914 250 weitere aus dieser Sammlung von Senator Luca Beltrami in diese Bibliothek überführt. Die Ambrosiana-Bibliothek enthielt somit 2.040 Manuskripte von denen die meisten von der südlichen arabischen Halbinsel gebracht worden waren.

 

Koranmanuskripte im Herzen der christlichen Schätze des Vatikans

 

Vatikanische Bibliothek

Die Vatikanische Bibliothek ist einer der geheimnisvollsten und wertvollsten Schätze des menschlichen Wissens. Ein Ort der der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, dessen kultureller und historischer Wert jedoch unvorstellbar ist. Ein prächtiges Gebäude mit Tausenden von Manuskripten, historischen Dokumenten und wertvollen Büchern von denen einige Tausende von Jahren alt sind.

Die Vatikanische Bibliothek, kurz VAT, wurde offiziell im Jahr 1475 gegründet. Die Bibliothek enthält etwa 75.000 Manuskripte und 85.000 Exemplare früher Druckwerke, also Bücher, die seit der Erfindung des Buchdrucks in der Mitte des 15. bis zum 16. Jahrhundert veröffentlicht wurden und umfasst mehr als eine Million Bücher.

Die Bibliothek enthält 2.217 arabische Manuskripte, ausgenommen christliche arabische Manuskripte.

 

Koranmanuskripte im Herzen der christlichen Schätze des Vatikans

 

Ambrosiana-Bibliothek

Diese Bibliothek befindet sich in Mailandn / Italien und ist nach der Vatikanischen Bibliothek die zweitgrößte Bibliothek mit arabischen Manuskripten. Sie enthält 2.040 arabische Manuskripte.

 

Universitätsbibliothek Lincei

Die Lincei Bibliothek in Rom enthält eine Schatzkammer erlesener arabischer Manuskripte. Laut Katalogisierung umfasst sie 82 arabische Manuskripte sowie 75 neue Manuskripte, die der Bibliothek hinzugefügt wurden, darunter 63 jemenitische Manuskripte.

 

Koranmanuskripte im Herzen der christlichen Schätze des Vatikans

 

Handschriften des Korans in der Vatikanischen Bibliothek

Obwohl die Vatikanische Bibliothek eine christliche Bibliothek ist, nimmt das islamische Erbe in dieser Bibliothek einen besonderen Platz ein. Zu diesem Erbe gehören viele Koranmanuskripte, die jedoch größtenteils Teile des Korans darstellen, aber nicht den gesamten Koran, von der Sure Fatiha bis An-Nas, umfassen.

Die Manuskripte des Heiligen Korans in der Vatikanischen Bibliothek gelten als erlesene und seltene Bücher und umfassen 144 Exemplare in verschiedenen Bänden. In anderen Bibliotheken Roms befinden sich 71 Manuskripte des Korans.

In diese Bibliothek gelangten Handschriften des Korans aus Marokko, Afrika südlich der Sahara, dem arabischen Osten, dem Osmanischen Reich, dem Iran und Indien. Die wichtigsten davon sind die aus Marokko stammenden Handschriften.

Marokkanische Manuskripte zeichnen sich durch ihren Luxus, kunstvolle Vervielfältigung und überwiegende Schreibweise auf Papier aus. Es gibt auch eine marokkanische Sammlung auf Papier aus dem Jahr 1488, die aus der Großen Moschee von Zaytouna in Tunesien stammt und sich durch ihr großes Format und hohe Qualität auszeichnet.

Unter diesen Manuskripten befindet sich ein Exemplar des Korans, der sich von anderen Manuskripten durch seine wunderschönen Illuminationen und Verzierungen auf den ersten beiden Seiten abhebt. Dieser Koran ist in Naskh-Schrift verfasst, doch sein Schreiber und Zeitpunkt der Abschrift sind unbekannt.

 

Koranmanuskripte im Herzen der christlichen Schätze des Vatikans

 

Die zweite Handschriftensammlung umfasst Korane aus der osmanischen Zeit von denen sich in den Bibliotheken Roms 157 Exemplare befinden. Diese Sammlung stellt zahlenmäßig den größten Teil der Koranhandschriften dar und unterscheidet sich von anderen Koranen dadurch, dass sie als besondere und mittelgroße Korane klassifiziert werden.

Eine dritte Sammlung von Koranhandschriften wurde aus verschiedenen Quellen in die Bibliotheken Roms überführt. Dazu gehören zwölf Handschriften aus östlichen Ländern, zwölf aus dem Iran und vier aus Afrika südlich der Sahara, die in marokkanischer Schrift verfasst sind. In der vatikanischen Handschriftensammlung befindet sich außerdem eine in hebräischen Buchstaben verfasste Koranhandschrift. Diese Handschrift gehört Giovanni Pico della Mirandola und stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert.

 

Einige Manuskripte in der Vatikanischen Bibliothek

Prophetische Traditionen: Dieses Buch ist ein andalusisches Manuskript, das eine Sammlung prophetischer Traditionen enthält und offenbar ein Lehrbuch war. Auf der Titelseite steht auch, dass das Buch der Schule von Granada (in Spanien) gewidmet war.

 

 

Al-Anwar al-Muhammadiyah: Dieses Manuskript stammt von Abu al-Hasan Abdullah al-Bakri, aber sein Schreiber sowie Zeit und der Ort des Schreibens sind unbekannt.

Jawaher al-Quran wa Darrah: Dieses Manuskript stammt von Abu Hamid al-Ghazali, aber der Schreiber dieses Buches hatte weder Informationen über Zeit und Ort des Schreibens noch seinen Namen genannt.

Al-Kafi fi al-Fiqh: Dieses Buch ist ein Werk von Abu Omar bin Abdullah bin Muhammad bin Abdulbar al-Numiri. Es handelt von der Rechtsprechung der Schule von Imam Malik bin Anas, einem der sunnitischen Imame und umfasst mehrere Kapitel, darunter: Gebetbuch, Buch der Waschung, Buch der Zakat und ...

Am Ende dieses Buches steht: Das Buch Al-Kafi wurde mit Gottes Hilfe in den ersten zehn Tagen des Monats Sha’ban im Jahr 849 n. H. Mit der Hand eines Bediensteten geschrieben, der der Barmherzigkeit Gottes bedurfte, Abu al-Khalil Ibrahim al-Qalbi, Prediger der Großen Moschee der Stadt Tarazuna (in Spanien).

Geschichten der Propheten: Dieses Manuskript hat 5 Kapitel und umfasst die Lebensgeschichten der Propheten, beginnend mit dem Propheten Ismael (AS) und seinen Kindern und geht dann weiter mit der Lebensgeschichte des Propheten Muhammad (sas) und der Erwähnung seines Namens in der Thora und Büchern der Propheten (a).

Bericht von Fereshteh Seddiqi

 

4284774

captcha