Der irakische Analyst Hassan Arbash Al-Amiri äußerte sich in einem Interview mit IQNA zu den Merkmalen der Schule des Märtyrers Sayyid Hassan Nasrallah: Sayyid Hassan Nasrallah war eine außergewöhnliche Persönlichkeit in der politischen, religiösen und Widerstandsszene der Region und der ganzen Welt und seine Fähigkeit erstklassige Führungsqualitäten zu erreichen war kein Zufall, sondern Ergebnis persönlicher und objektiver Eigenschaften und Merkmale wie Führungscharisma und Charakterstärke.
Er fuhr fort: Der Märtyrer Sayyed Hassan Nasrallah hatte eine starke Präsenz, wirkungsvolle Redekunst und verfügte über religiöse und politische Eloquenz. Er besaß die Fähigkeit die Massen mit einer Sprache des Gewissens und der Emotionen anzusprechen. Seine Ruhe, Bescheidenheit und Würde waren in seinen Reden deutlich zu erkennen was sein Image als standhafter Generalsekretär unterstrich.
Al-Amiri betonte: Der Märtyrer Sayyed Hassan Nasrallah stieg dank seines akademischen Hintergrunds im Hauza-Seminar, seiner Verbindungen zur religiösen Autorität seiner Zeit als Student am Seminar in Najaf Ashraf vom Schüler des Märtyrers Sayyed Mohammad Baqir Al-Sadr zum Schüler von Imam Khomeini auf. Er verband seinen politischen Intellekt als Generalsekretär einer politischen Partei mit seinem militärischen Intellekt als Anführer des religiösen Widerstands der Hisbollah und der Religionswissenschaften und konnte eine ideologische Basis für seine Gefährten bilden und verfügte über organisatorische und administrative Macht.
Er fuhr fort: Seit 1992 als der Märtyrer Nasrallah das Amt des Generalsekretärs der Hisbollah im Libanon übernahm, wurde die Struktur der Partei neu aufgebaut und ihre militärischen, sozialen und medialen Institutionen machten Fortschritte. Politischer Pragmatismus war eines der herausragenden Merkmale dieses Märtyrerführers und er ließ sich nicht von einem ideologischen Rahmen einschränken.
In Bezug auf Sayyed Hassan Nasrallahs Redegewandtheit und seine Fähigkeit das Publikum anzuziehen erklärte Al-Amiri: Seine Medienpräsenz und sein geschickter Umgang mit Reden verhalfen ihm zu einer größeren Fangemeinde und Anhängerschaft und selbst seine Feinde fühlten sich zu ihm hingezogen. Es gelang ihm sich als Mudschaheddin-Kommandeur darzustellen, der seine Feinde ebenso respektiert wie seine Freunde.
Dieser irakische Analyst sagte auch über Sayyed Hassan Nasrallahs Kämpfe: Er war ein Kämpfer auf dem Schlachtfeld und Siege der Hisbollah im Krieg mit Israel, insbesondere in den Jahren 2000 und 2006, erhöhten seinen Status als arabisch-islamisches Symbol.
Seine Fähigkeit Gefühle gegen den zionistischen Feind zu schüren verschaffte ihm auch außerhalb seines religiösen Kreises große Popularität.
Zur Zukunft des Widerstands im Libanon und der Region nach dem Märtyrertod von Sayyed Hassan Nasrallah erklärte Al-Amiri: Die Hisbollah ist keine einzelne Partei sondern eine Führungsinstitution, die aus einem Beratungsrat, Dschihad-Rat und politischen Rat besteht. Sie wird ihre Arbeit also fortsetzen. Der Verlust von Sayyed Hassan Nasrallahs besonderem Charisma wird jedoch eine große Lücke hinterlassen. Es ist natürlich, dass sich mit einem Führungswechsel auch die Führungspolitik ändert, sei es im Negativen oder im Positiven. Die Eigenschaften dieses Märtyrers, die wir zuvor erwähnten machen es schwierig eine Persönlichkeit zu ersetzen, die vollständig mit der Persönlichkeit von Sayyed Hassan Nasrallah übereinstimmt. Eine Person, die seiner Persönlichkeit am nächsten stand war Sayyed Hashem Safi al-Din, der ebenfalls unmittelbar nach dem Märtyrertod von Sayyed Hassan Nasrallah den Märtyrertod starb. Daher ist es natürlich, dass der libanesische Widerstand von dieser Angelegenheit deutlich betroffen ist.
Zum Einfluss des Korans auf die dschihadistischen Entscheidungen des Märtyrers Nasrallah sagte er außerdem: Sayyed Hassan Nasrallah stellte in den meisten seiner Reden neben den Widerstand auch spirituelle und religiöse Aspekte. Für ihn war der Heilige Koran nicht nur ein Buch zum Rezitieren sondern Quelle der Inspiration und praktische Referenz, die sich auch in seinen Entscheidungen widerspiegelte. Denn er betrachtete den Widerstand als eine Verpflichtung gemäß dem Koran und betrachtete den Dschihad gegen die Besatzung im Einklang mit den Worten Gottes des Allmächtigen in Vers 190 der Sure Al-Baqara: „Und kämpft auf Gottes Weg gegen diejenigen, die euch bekämpfen und übertretet nicht die Gebote.“ Aus diesem Grund zitierte er wiederholt den Text des Heiligen Korans und sagte: „Widerstand gegen Israel ist keine politische Option, sondern religiöse Verpflichtung.“
Der irakische Universitätsprofessor äußerte sich zu den Auswirkungen des Märtyrertods von Sayyed Hassan Nasrallah auf den Druck auf den libanesischen Widerstand und Entwaffnung der Hisbollah: Libanesische Kräfte wie die Kataeb-Partei und die Bewegung des 14. März, die schon seit einiger Zeit die Entwaffnung der Hisbollah fordern, sehen in der Abwesenheit von Sayyed Hassan Nasrallah eine Gelegenheit ihre Forderungen zu verstärken. Sie sind davon überzeugt, dass der mit Nasrallahs charismatischer Persönlichkeit verbundene Widerstand beendet ist und nun die Zeit für eine Entwaffnung gekommen ist.
Er fügte hinzu: Trotz der Abhängigkeit der Schiiten vom Widerstand schwächte die Abwesenheit dieses historischen Führers die nationale Macht der Schiiten angesichts des Abrüstungsdiskurses. Im Gegensatz dazu betrachten die libanesischen Schiiten Waffen als Garantie für die Existenz des Widerstands, daher wird nicht erwartet, dass sie ihre Waffen so leicht aufgeben werden.
Al-Amiri fuhr fort: Israel betrachtet die Abwesenheit von Sayyed Hassan Nasrallah als eine goldene Gelegenheit den internationalen und politischen Druck auf die Hisbollah zu erhöhen. Gleichzeitig ist man sich jedoch bewusst, dass die militärische Macht der Hisbollah nicht von einer Einzelperson abhängt und dass jeder militärische Versuch eine Entwaffnung durchzusetzen zum Aufflammen eines Krieges führen wird.
Der irakische Analyst betonte die Position der USA und des Westens zur Entwaffnung der Hisbollah: Die USA und der Westen erhöhen ihren Druck die Hisbollah in die libanesische Regierung zu integrieren unter dem Vorwand, dass die Hisbollah keine Leitungspersönlichkeit wie Nasrallah mehr haben wird. Sie nutzen diese Gelegenheit um die Vorstellung zu fördern, dass Waffen ohne einen charismatischen Generalsekretär zu einem internen Problem werden.
Zur Haltung des Irans zur Entwaffnung der Hisbollah sagte er: Der Iran setzt sich für die Bewaffnung der Hisbollah ein und betrachtet die Hisbollah als eine der Säulen der Achse des Widerstands.
Zu Sayyed Hassan Nasrallahs Haltung die Sache Palästina und den Widerstand des unterdrückten Volkes Palästinas zu unterstützen erklärte Al-Amiri: Der Märtyrer Nasrallah war eine Persönlichkeit, die ethnische und religiöse Grenzen überschritt und ein allumfassendes Symbol für die Sache Palästina war. Nach dem Krieg im Jahr 2006 stieg seine Popularität im Gazastreifen, im Westjordanland und in anderen Teilen Palästinas so stark, dass er als arabisches Oberhaupt beschrieben wurde, das Palästina nicht aufgab.
Er fuhr fort: Sayyed Hassan Nasrallah betonte in seinen Reden stets, dass Jerusalem und Palästina die Hauptthemen der islamischen Welt sind und erinnerte daran, dass der Widerstand im Libanon und in Palästina ein Krieg gegen das zionistische Projekt ist.
In Bezug auf das Festhalten des Märtyrers Nasrallah an den Richtlinien des Oberhaupts der Islamischen Republik Iran und an der Wilayat al-Faqih erklärte der irakische Universitätsprofessor: Sayyid Hassan Nasrallahs Festhalten am Wilayat al-Faqih (oberste islamische-jusistische Autorität) nicht nur oberflächlich, sondern vielmehr ein tiefes ideologisches Engagement und zeigte sich praktisch in seinen wichtigsten Entscheidungen. Dieses Engagement machte ihn zu einem prominenten Kommandanten der Widerstandsachse und verschaffte ihm große Popularität innerhalb der Widerstandsachse, doch im Gegenzug trug er die Last vieler Anschuldigungen über seine absolute Verbindung zum Iran.
Er stellte klar: Man kann sagen, dass Nasrallah ein klares Beispiel für die Verkörperung der Idee von Wilyat al-Faqih außerhalb des Iran war, weil er diese Idee in einer komplexen Gesellschaft wie dem Libanon politisch und militärisch umsetzte.
Al-Amiri sagte über die Rolle des Märtyrers Nasrallah bei der Schaffung einer globalen Identität für die libanesische Nation: Sayyed Hassan Nasrallahs Rolle bei der Schaffung der globalen Identität der libanesischen Nation war außergewöhnlich und gleichzeitig komplex, weil er das Bild des Libanon von dem eines kleinen, von inneren Krisen geplagten Landes in ein einflussreiches Land in regionalen und internationalen Gleichungen verwandelte.
Er begründete dies mit den Worten: Dank der Leitung des Märtyrers Nasrallah wurde der Name Libanon in der Welt mit dem Namen des Widerstands gegen die israelische Besatzung in Verbindung gebracht, insbesondere nach dem Rückzug Israels im Jahr 2000 und dem Sieg des Libanon im Krieg im Juli 2006. Dies stärkte die nationale Identität des Libanon – zumindest in der externen Dimension – und machte den Libanon zu einem Beispiel für einen kleinen Staat, der eine große Regionalmacht besiegte.
Al-Amiri erläuterte die Rolle des Märtyrers Nasrallah in diesem Zusammenhang aus islamisch-schiitischer Sicht und sagte: Nasrallahs Diskurs und die Position der Hisbollah in der Achse des Widerstands machten den Libanon zu einem globalen Bezugspunkt für Schiiten im Widerstand gegen Israel und USA und trugen somit dazu bei das Image des Libanon als Basis der schiitischen Dschihad-Ideologie zu prägen, die mit der Wilayat al-Faqih im Iran verbunden ist.
Er fügte hinzu: Nasrallahs Persönlichkeit hatte die Grenzen des Libanon überschritten und war zu einem Symbol unter den arabischen Nationen geworden. Sein Name wurde mit der Verhinderung und Ablehnung einer Normalisierung der Beziehungen zu Israel in Verbindung gebracht und dies hatte dem Libanon eine neue nationale und arabische Dimension verliehen.
Al-Amiri betonte die Rolle des Märtyrers Nasrallah bei der Entstehung des Widerstandsdiskurses und dessen Auswirkungen auf die Sicherheit und die regionalen Beziehungen: Sayyed Hassan Nasrallah spielte eine entscheidende Rolle bei der Umwandlung des Widerstands von einer internen Aktion im Libanon in einen globalen, multilateralen religiösen, politischen, humanitären und medialen Diskurs und sorgte dafür, dass der Widerstand die Grenzen auf eine Weise überschritt, die direkte Auswirkungen auf die Weltöffentlichkeit hatte und Israel und USA in einen ungewöhnlichen Krieg führte.
Das Interview führte Ashraf Basiri
Übersetzt ins Persische von Fereshteh Seddiqi
Übertragen vom Persischen ins Deutsche von Stephan Schäfer
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