Laut IQNA unter Berufung auf Al-Jazeera, versuchten Koran-Exegeten seit Beginn des Islam den Koran auf unterschiedliche Weise zu interpretieren. Die Bemühungen seit den Anfängen des Islam wurden bis heute entsprechend den Erfordernissen der Zeit und dem Wissen der Kommentatoren fortgesetzt. Koran-Exegesen konzentrierten sich von Anfang an auf sprachliche und syntaktische Aspekte und dann auf rechtswissenschaftliche und philosophische Aspekte. Mittlerweile wurden unterschiedliche Kenntnisse wie zum Beispiel Geschichte genutzt.
Die Interpretation des Korans führte vor Jahrhunderten dazu, dass sich die Sprachforschung in der islamischen Welt mit wichtigen Themen wie Metaphern und anderen damit zusammenhängenden Themen befasst. Viele Forscher der Wissenschaftsgeschichte beschrieben diese Studien als verblüffend und sehr präzise und sind mit den zeitgenössischen Bemühungen westlicher Linguisten zur Analyse linguistischer Sachverhalte vergleichbar.
Mit dem Fortschritt der Humanwissenschaften, insbesondere der Psychologie zog die Interpretation des Korans aus dieser Sicht jedoch auch die Aufmerksamkeit von Gelehrten, Forschern und Exegeten des Heiligen Korans auf sich.
Bemühungen von al-Rafi'i
Abdul Ghani Al-Azhari, ein bekannter Al-Azhari-Gelehrter, schrieb drei Artikel mit dem Titel „Psychologische Interpretation des Heiligen Korans“ in der Zeitschrift „Minbar al-Islam“, die kürzlich mit anderen Artikeln zusammengestellt wurden. Mit einem Werk mit dem Titel „In der Stimmung der Korangeschichten“, das von Al-Azhar als Teil der Sammlung von Büchern zeitgenössischer Al-Azhar-Gelehrter veröffentlicht wurde, untersuchte er die Interpretationen der Vorgänger darunter Zamakhshari und Razi sowie die Rezension koranischer Geschichten einige seiner Zeitgenossen, darunter Abd al-Wahhab al-Najjar.
Dies veranlasste Mustafa Sadiq al-Rafi'i, den großen ägyptischen Schriftsteller dieser Zeit, ein Buch über den Aspekt des psychologischen Wunders des Korans mit dem Titel „Al-Tariqa al-Siqafi fi Tariqa al-Faziyah: Psychologische Methode im Koran“ zu schreiben.
Koran und Psychologie
Der vielleicht erste zeitgenössische Denker, der diesem Bereich besondere Aufmerksamkeit schenkte und versuchte sich wissenschaftlich damit auseinanderzusetzen, ist Abdul Wahab Hamouda. Er befasste sich mit diesem Thema in einem Buch mit dem Titel „Al-Quran wa Ilm AL-Nafs: Der Koran und die Psychologie“. Später veröffentlichte auch Muhammad Osman Nejati, ein ägyptischer Korangelehrter, ein Buch mit demselben Titel. Hamouda befasst sich jedoch mit dem Koran und seinen Kommentaren aus der Perspektive der Psychologie, während Nejatis Buch als aktueller Kommentar betrachtet werden sollte, der den Heiligen Koran auf Grundlage der Prinzipien der neuen Psychologie und Sicht des Korans auf der Psyche des Menschen untersucht. In dieser Arbeit untersucht er die Sicht des Korans auf menschliche Motivationen, spirituelle Tendenzen, Unterschiede und verschiedene Arten von Emotionen und die menschliche Persönlichkeit.
Moderne koranische Psychologie
Mustafa Mahmoud, ein weiterer Korandenker in Ägypten, hat ebenfalls auf diesem Gebiet gearbeitet. Er untersuchte dieses Thema in einem seiner Bücher mit dem Titel „Moderne Koranpsychologie“ und widmete sich in seinem Buch „Geheimnisse des Korans“ einem Kapitel zu „Koranpsychologie“. Diese Bücher befassen sich jedoch nicht speziell mit dem Thema und enthalten nur Artikel, die er in der Zeitung Al-Ahram verfasste. Mahmouds Hauptschwerpunkt in seinem Buch liegt auf den Mängeln der modernen Psychologie, insbesondere der Freud-Schule, der westlichen Schule der Psychologie und der Erklärung der koranischen Einsichten im Umgang mit der Psyche und den damit verbundenen Problemen sowie den Methoden der Behandlung dieser Krankheiten davon.
Einsatz von Mohammad Al-Bahi
Auch der große islamische Denker Muhammad al-Bahi befasste sich in seinem Buch „Al-Tafsir al-Musayi llal-Qur'an al-Karim: Thematische Interpretation des Heiligen Korans“ teilweise mit der psychologischen Interpretation. Entsprechend Bahis Kenntnissen auf dem Gebiet der Philosophie und Psychologie befasst er sich in einem Teil seines Buches mit der psychologischen Interpretation des Heiligen Korans. Doch leider verstarb er bevor er sein Werk beendete.
Tafsir „Im Schatten des Korans“ von Seyyed Qutb ist der wichtigste Versuch zur psychologischen Interpretation
Seyyed Qutbs Buch „Fi Thalal Al-Quran: Im Schatten des Korans“ kann als wichtigstes Werk unter den Neuinterpretationen des Korans angesehen werden, das der psychologischen Interpretation sehr nahe kommt. Er nutzt seinen Studienhintergrund im Bereich der Linguistik, Literatur und Literaturkritik und vermittelt im Buch „Künstlerische Illustration im Koran“ auch die Grundlagen der psychologischen Interpretation des Korans.
In Teilen des aktuellen Buches, in denen sich Seyyed Qutb mit dem Thema Geschichten im Koran beschäftigt, schafft er diese Grundlagen und nutzt diese dann für die psychologische Interpretation einiger Verse im der wichtigen Koran-Exegese „Im Schatten des Korans“.
Mangel der vollständigen psychologischen Interpretation des Korans
Wenn man jedoch die Versuche untersucht den Koran psychologisch zu interpretieren, kann man erkennen dass sich die meisten dieser mit der psychologischen Wirkung des Korans auf den Menschen oder den psychologischen Faktoren der Führung und Abweichung befassten. Allerdings ist die Untersuchung aller Verse des Heiligen Korans aus psychologischer Sicht, wie sie in der rechtswissenschaftlichen Untersuchung der Verse des Heiligen Korans und des wichtigen Themas „Verse der Urteile“ erfolgt noch ein unvollständiges Werk. Es scheint, dass die vollständige Zusammenstellung der psychologischen Interpretation des Heiligen Korans die Bemühungen von Kommentatoren wie Qurtubi auf dem Gebiet des Ayat al-Ahkam (Verse der Rechtsprechung) erfordert.
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