IQNA

Vorwürfe gegen Muslime in Frankreich

20:50 - September 15, 2025
Nachrichten-ID: 3013546
IQNA- In Frankreich online veröffentlichten Videos werden Muslime beschuldigt eine Kirche in Brand gesteckt und eine katholische Bibliothek im Land zerstört zu haben.

IQNA: In sozialen Medien wurdeb kürzlich Videos veröffentlicht in denen behauptet wird Muslime seien an zwei getrennten Vorfällen gegen christliche religiöse Einrichtungen in Frankreich beteiligt gewesen. Dies löste eine breite Welle der Hetze gegen Muslime aus. (Quelle: Al Jazeera)

Die Videos verbreiteten sich schnell unter rechtsgerichteten Accounts und zeigten wie groß der Einfluss dieser Accounts bei der Anstiftung und Schürung von Hass gegen Muslime im Internet ist.

Auf einem X-Account namens „Faraz Parvez“ postete er ein Video von einer in Brand gesteckten Kirche im französischen Saint-Omer, begleitet von dem Satz: Eine weitere katholische Kirche von Islamisten niedergebrannt. Schützen Sie Ihre Kirchen vor Dschihadisten.

Das am 8. September veröffentlichte Video wurde mehr als eine Million Mal angesehen und löste anti-muslimische Stimmungen sowie Forderungen nach einer ähnlichen Reaktion gegen islamische Einrichtungen aus.

Fatima Khan, die sich als in New York lebende Journalistin ausgibt, behauptete, die Brandstiftung sei Teil einer Serie von Anschlägen gewesen, die sich gegen Christen in Europa richteten.

David Yashua schrieb, der Vorfall sei von „illegalen Einwanderern“ verübt worden und sah darin einen Beweis für einen Angriff auf das Christentum in Frankreich.

Das Ermittlungsteam von Al Jazeera führte eine umgekehrte Bildsuche des abgespielten Videos durch und fand heraus, dass sich der Brand am 2. September 2024 in der Kirche der Unbefleckten Empfängnis in der französischen Stadt Saint-Omer ereignete.

Die Behauptung es handle sich um einen Zusammenhang mit Muslimen und Einwanderern ist jedoch irreführend. Die französische Staatsanwaltschaft gab die Festnahme eines 39-jährigen obdachlosen und arbeitslosen Mannes bekannt, der bereits 26 Mal vorbestraft war, unter anderem wegen vorsätzlicher Brandstiftung an vier Kirchen im Jahr 2021. Der Mann gestand die Kirche mit der Absicht betreten zu haben, sie auszurauben und sie nach dem Verlassen in Brand gesteckt zu haben. Ermittlungen ergaben, dass der Vorfall in keinem Zusammenhang mit Muslimen oder Einwanderern stand.

In einem ähnlichen Zusammenhang behaupteten Accounts auf Platform X am 9. September „Dschihadisten“ hätten die katholische Bibliothek Dupree im französischen Nantes angegriffen, angeblich weil dort katholische Bücher sowie Marien- und Jesusstatuen verkauft würden. Die Geschichte wurde von mehreren Accounts auf Platform X geteilt und in den letzten Stunden millionenfach aufgerufen.

Das Ermittlungsteam von Al Jazeera führte eine umgekehrte Bildsuche durch. Diese ergab, dass die Videos nicht mit einem religiösen Angriff in Zusammenhang standen, sondern mit den weit verbreiteten Unruhen in der französischen Stadt Nantes im Juli 2023. Am 27. Juli desselben Monats war dort ein kleiner Junge namens Nael Marzouki von der Polizei getötet worden. Der Vorfall löste damals in mehreren französischen Städten weit verbreitete Proteste aus.

Islamophobie ist insbesondere in Frankreich zu einem hoch sensiblen Thema geworden und wird von Regierungsvertretern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens weithin verurteilt. Denn Islamophobie beschränkt sich nicht nur auf religiösen Hass oder Bigotterie, sondern kann auch zu körperlichen Angriffen und manchmal sogar zu Mord führen. Mehrere französische Regierungen erließen Gesetze die sich speziell gegen Muslime richten.

 

4305020

captcha