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Muslime und Deutschrap

0:14 - May 11, 2020
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Teheran (IQNA)- Ein Genre, welches seit einiger Zeit im Fokus der Öffentlichkeit steht, ist der sogenannte Deutschrap. Die Sänger haben häufig einen Migrationshintergrund und sind Muslime. Ist diese Art der Musik erlaubt? Welche Schäden richtet Haram-Musik an, wer profitiert davon und gibt es Alternativen?

Lahwi, also unerlaubte Musik, wird in der islamischen Rechtswissenschaft [fiqh] anhand mehrerer Merkmale definiert. So sagt Imam Chamenei u. a., dass Musik, die einen vom Gedenken an Allah fernhält und zu sündhaften Taten hinzieht, unerlaubt ist. Zusätzlich ist Musik, wenn sie für Veranstaltungen der Vergnügung und Falschheit geeignet ist, haram. Er nennt als Voraussetzung nicht etwa vulgäre Sprache; Emotionen wie Weinen oder Melancholie beschreibt er als unerheblich. Dies widerspricht der Behauptung, dass eine solche Beurteilung ausschließlich subjektiv sei. Vielmehr lässt sich anhand der Fatwa erkennen, dass ein Großteil der Musik, die in der deutschen bzw. den westlichen Gesellschaften konsumiert wird, verboten [haram] ist. Anhand eines aktuellen Beispiels möchte ich die negativen Auswirkungen von unerlaubter Musik genauer beleuchten.


„Deutschrap“

Ein Genre, welches seit einiger Zeit im Fokus der Öffentlichkeit steht, ist der sogenannte Deutschrap. Die Sänger haben häufig einen Migrationshintergrund und sind Muslime. Die Themen dieser Lieder, die bereits von Kindern im Grundschulalter gehört werden, sind folgende: Geld, Gewalt, Geschlechtsverkehr und selten etwas, was man noch Politik nennen kann. Die dazugehörigen Videos sind stark sexualisiert und von den Rivalitäten verschiedener Gruppen geprägt.

Mich erinnert dies an die Araber in der vorislamischen Zeit, die in ihren Gedichten mit solchen materiellen Dingen prahlten. Reichtum, Abstammung und Frauen sind in dieser Hinsicht ziemlich gleich wichtig geblieben, nur sind nun aus Pferden und Kamelen Autos und Privatjets geworden.

Nun scheint es offensichtlich, dass die durch diese Musik propagierten „Werte“ auf keinen Fall denen der abrahamitischen Religionen auch nur ansatzweise nahe kommen. Auch der Rechtsstaatlichkeit, Gleichheit und dem Respekt, die einen wichtigen Platz in unserer Gesellschaft haben (sollten), scheint diese Musikrichtung stark zu widersprechen. Es würde einen nicht wundern, wenn solches von staatlicher Seite verboten wäre oder nur von kleinen Randgruppen gehört werden würde. Die Realität ist jedoch eine andere:
Insbesondere junge Muslime hören meist ausschließlich diese Musik, obwohl sie eindeutig (religionsrechtlich) verboten [haram] ist.


Persönliche Ebene

Einen Großteil des Publikums bilden Jugendliche und Kinder, also eine Bevölkerungsgruppe, die besonders leicht manipulierbar ist. Der Einfluss durch die Musik wirkt hauptsächlich durch die ständige Wiederholung gewisser Aspekte, welche die Gedanken und somit auch die Handlungen dominieren. Das gepredigte Lebensziel ist an erster Stelle Reichtum, und obwohl es nicht dem Islam entspricht, bleibt es ständig präsent. Zwar ändert einmaliges Hören nicht direkt das Weltbild des Hörers, jedoch werden die Werte der Musik langfristig mindestens als Norm angesehen. Von dieser Norm weicht der islamische Lebensweg, als Ideal für diesseitige und jenseitige Glückseligkeit, ab. Auch werden islamische und damit menschliche Werte schlichtweg diffamiert und als Zeichen von Schwäche oder Angst abgetan. Das Respektieren von Regeln und Gesetzen, friedliches Miteinander und sogar Gleichwertigkeit zwischen Mann und Frau verlieren an Bedeutung und individuelle Vorteile stehen beim Hörer im Vordergrund. Eine weitere negative Entwicklung, die durch den Deutschrap mindestens beschleunigt wurde, ist die Etablierung und Normalisierung von Vulgärausdrücken in der Sprache.


Gesellschaftliche Ebene

Die Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft durch den Deutschrap sind dramatisch, denn er dient der Trennung zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

Zum einen schafft diese Musik einen Nährboden für Islamfeindlichkeit in Deutschland. Schließlich müsse ja das Problem in der Religion liegen, denn sonst verbindet sie wenig. Man liest auch oft von Familienclans und Ehrenmorden und wenn es einem als Produkt des Islams verkauft wird, so ist es nur verständlich, dass manche Leute diese Lüge annehmen und den Islam verabscheuen. Die Muslime werden in ein schlechtes Licht gerückt und die Botschaft vom wahren Islam, der ein friedliches und gerechtes Zusammenleben vorsieht, erhält keine Beachtung.

Von der anderen Seite machen die Sänger oft „Deutsche“ für ihre Probleme verantwortlich und lassen sie oft als Spießer oder ähnliches auftreten. Selbstverständlich ist Rassismus und Diskriminierung gegenüber Muslimen und anderen Minderheiten in Deutschland längst nicht überwunden, aber eine (rassistische) Verurteilung aller Deutschen und eine Abspaltung ist keineswegs eine Lösung.

Um es kurz und direkt zu sagen, erhält der Deutschrap die scheinbare Trennung von Muslimen und Deutschen, als sei die Religion mit einer bestimmten Nationalität verbunden und umgekehrt. Hierbei besteht einerseits die Furcht vor einer Islamisierung, denn man erfährt fast ausschließlich Negatives über Muslime. Andererseits sehen sich die Muslime in der Opferrolle, denn der Misserfolg sei ein alleiniges Ergebnis von Diskriminierung von deutscher Seite.


Wem nützt es?

Verschiedene Gruppen, die scheinbar komplett gegensätzlich sind, profitieren enorm vom Deutschrap und seinen negativen Einflüssen.
Zunächst gibt es eine kleine Anzahl an Rappern, die mit der Manipulation einer Generation ihr Geld verdient. Entweder sind denen die Folgen nicht bewusst, oder ihnen ist es wirklich egal, was mit den Jugendlichen passiert.
Dazu kommen politische Akteure, denen eine Spaltung der Gesellschaft hilft. Sie können ihre Vorurteile von den kriminellen Ausländern mit einem mittelalterlichen Frauenbild perfekt bedienen und kommen mit einer Distanzierung davon an wertvolle Wählerstimmen.
Den größten Profit jedoch kassieren diejenigen, die eine schlafende Jugend wünschen und keine aktiven, religiösen, revolutionären, aufgeweckten Jugendlichen haben wollen. Mit dieser Musik bleiben sie in der materiellen Welt gefangen und denken nicht weitsichtig darüber nach. Ein jemand, der im Hinterkopf nur das Befriedigen der Lust und materiellen Gewinn hat, wird sicherlich nicht politisch aktiv sein, um die Welt für die Menschheit besser zu machen.
Lohnt es sich nun für Ablenkung oder etwas gute Laune sowohl eine Sünde zu begehen, als auch die genannten diesseitigen Auswirkungen zu riskieren?!


Alternativen

Es gibt zuhauf Alternativen für Haram-Musik. Neben Koranrezitationen und Trauergesang gibt es spirituelle und revolutionäre Musik, die einen an Allah erinnern und im Idealfall auf vielerlei Weise bereichern kann. Aber ist es überhaupt immer notwendig etwas zu hören? Bei einem Spaziergang kann man die Kopfhörer doch lieber aus dem Ohr nehmen und stattdessen seine Umgebung wahrnehmen und über Gott und die Welt nachdenken. Vielleicht lässt es sich so aktiver und vor allem gottergebener leben.

 

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Stichworte: Deutschrap ، Musik ، Haram ، islamfeindlichkeit
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