Maryam al-Sabawi sagt, dass sie oft von dem Geräusch eines vorbeifahrenden Autos aufschreckt, verfolgt von der Erinnerung an ihre Freundin, die vor zwei Jahren bei einer verheerenden Autoattacke in London, Ontario, ihr Leben verloren hatte.
Al-Sabawi, eine Sechzehnjährige, die jetzt in der elften Klasse ist, hatte Yumna Afzaal, die mit ihrer Familie eine Straße am 6. Juni 2021 überquert hatte, nahegestanden.
Die Anwälte behaupten, dass die Attacke eine terroristische Tat auf die muslimische Gemeinde Londons gewesen sei. Nathaniel Veltman, der zum Zeitpunkt seiner Festnahme zwanzig Jahre alt gewesen ist, steht einer Strafe für viermaligen Mord ersten Grades und einmaligem versuchten Mordes gegenüber und soll im September verhört werden.
Al-Sabawi sagte, dass es wirklich schwierig gewesen sei, sich von diesem Angriff zu erholen: „Yumna war nicht nur meine Freundin gewesen, sondern sie war für dieselbe Sache getötet worden, an die ich glaube. Ich bin eine augenscheinliche Muslimin, daher ist es schwierig jeden Tag durch die Straßen zu laufen und zu versuchen, nicht daran zu denken, dass dies auch mir passieren könnte.“
Al-Sabawi und Gemeindeführer sagen, dass sich London seit dieser Attacke, welche die schlimmste Massenermordung in der Geschichte der Stadt gewesen sei, verändert habe.
Salman Afzaal, 46 Jahre alt, seine 44-jährige Ehefrau Madiha Salman, ihre 15-jährige Tochter Yumna und ihre 74-jährige Großmutter Talat Afzaal waren bei der Attacke getötet worden. Der neunjährige Sohn war schwer verletzt worden.
Rumina Morris, Direktorin der Einheit für Antirassismus und Unterdrückung für London-Stadt sagt: „In der Gemeinde ist noch immer viel Furcht und Beängstigung, aber es ist auch schon viel verheilt. Wir haben wirklich den Schmerz dieser Attack in einen Zweck umgewandelt.“
Seit der Attacke hat London das Einrichten von Initiativen zur Beseitigung sowohl Islamfeindlichkeit als auch Rassismus gegen Schwarze und Indigene beschleunigt. Dies umfasst auch die Zusammenarbeit der Gemeinde mit muslimischen, schwarzen und indigenen Gemeinden.
Londons Division für Anti-Unterdrückung und Anti-Rassismus hat einen Rahmen vorgeschlagen, der der Stadt erlauben würde, alle Regeln durch eine antirassistische Linse passieren zu lassen.
Die Stadt hat auch der Mitglieder der Familie Afzal durch Parks, Gedenksteine und Gärten, die ihnen zur Ehre in der Stadt errichtet worden waren, gedacht.
Morris sagte: „Wir stehen bei diesem Spiel unbedingt vorne, aber wir haben trotzdem noch viel zu tun.“
Al-Sabawi, die nach dem Tod ihrer Freundin die Jugendgruppe zur Bekämpfung von Islamfeindlichkeit gegründet hatte, sagt, dass es wichtig sei, Hass zu bekämpfen: „Obwohl wir vom Kämpfen müde sind, setzten wir das Kämpfen fort, weil wir nicht möchten, dass andere so etwas erleben. Wir wissen, wie schmerzhaft dies ist.“
Die Jugendgruppe hat Erziehungsprogramme über Islamfeindlichkeit und ihren Effekt auf die Jugend entwickelt, die von den Schulen in der Stadt angenommen worden waren. Sie arbeitet auch an einem Dokumentarfilm über Islamfeindlichkeit.
Al-Sabawi sagte, dass die Gruppe eine Wache organisiere, um der zwei Jahre, vor denen die Familie Afzaal umgekommen war, zu gedenken. Das Thema dieser Veranstaltung ist „Belastbarkeit“. Die Angriffe auf muslimische Kanadier haben nicht aufgehört, weshalb „Belastbarkeit“ notwendig sei.
Frühe Ergebnisse eines Senatskommittees, dass dieses Problem diskutiert hatte, zeigte, dass Islamfeindlichkeit und Gewalt gegen Muslime in der kanadischen Gesellschaft weitverbreitet und verwurzelt ist.
In den letzten Monaten waren im Raum von Groß-Toronto verschiedenen Fälle der Gewalt außerhalb von Moscheen vorgekommen. Nach Polizeiberichten hatte im April, während des Monats Ramadans, ein Mann versucht, Gruppen muslimischer Gläubiger, die vor einer Moschee in Markham, Ont., gestanden hatten, zu überfahren.
Al-Sabawi hatte selbst einige furchteinflößende Erfahrungen gehabt. Sie sagte, dass sie einige Tage nach dem Angriff auf die Familie Afzaal mit ihrer Mutter in einem Auto gesessen hätte, als ein Fahrzeug versucht hatte, sie von der Straße abzudrängen. In der Schule habe man ihr und ihren Freundinnen gesagt, dass sie dahin zurückkehren sollten, woher sie kämen.
„Die Tatsache, dass es solche Beispiele der Islamfeindlichkeit in London noch gibt, ist schockierend,“ sagte Morris von der Anti-Rassismus- und Anti-Unterdrückungsdivision: „Aber das Verlangen etwas anders zu tun ist überwältigend, und lauter und stärker ist besser.“
Josh Morgan, der Bürgermeister von London, sagte, dass die Stadt seit der Attacke eine phänomenale Umformung vollzogen hätte. Er sagte in einem Interview: „Dieses Zusammkommen geschah auf eine Weise, wie ich sie vorher noch nie gesehen hatte. Leute mit allen möglichen Lebensansichten hatten sich entschieden, dass die Antwort darauf sein wird, dass wir Hass, Islamfeindlichkeit und Rassismus entgegentreten werden.“ Er sagte, dass es jetzt in London für die verschiedenen Gemeinschaften üblich geworden sei, sich einander zu unterstützen: „Es könnte auch eine Veranstaltung für die Gemeinschaft der Sikh sein, und wir werden Mitglieder anderer glaubensbasierter Gemeinschaften herauskommen und die Veranstaltung unterstützen sehen.“
Al-Sabawi sagte, dass es das ultimative Ziel sei, Islamfeindlichkeit und Rassismus auszulöschen und den Fortschritt, der auf dem Weg gemacht worden war, zu kennzeichnen. Sie sagte: „Wir freuen uns darauf zu zeigen, wie weit wir als Gemeinschaft gekommen sind. Das ist wirklich wichtig.“
Quelle: globalnews.ca
3483832