IQNA

2024: Jahr der Verschärfung der Gewalt gegen Muslime in Indien

19:35 - January 02, 2025
Nachrichten-ID: 3011938
IQNA- Im Jahr 2024 erlebte die muslimische Gemeinschaft Indiens einen alarmierenden Anstieg von Gewalt, Hassverbrechen, Mord, Zerstörung religiöser Stätten und systematischer Diskriminierung. Dies führte zu ernsthaften Bedenken hinsichtlich der Zukunft der Minderheiten in diesem Land.

IQNA: Im Jahr 2024 erlebte Indien einen alarmierenden Anstieg der Gewalt gegen Minderheitengemeinschaften, insbesondere gegen Muslime, Christen und Dalits. Hassverbrechen, Massaker, Übergriffe und systematische Diskriminierung gaben Anlass zu ernsthafter Besorgnis über die soziale Lage der Minderheiten im Land, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen zum Unterhaus. (Quelle: Madhyam Online)

Der auffälligste Aspekt dabei war die Zunahme gezielter Gewalt gegen indische Muslime, die in mehreren Bundesstaaten zunahm.

 

Fortsetzung des Anti-Islamismus in allen Teilen Indiens

In den Monaten Januar und Februar kam es zu Vorfällen, die die Eskalation der kommunalen Spannungen deutlich machten. In Uttar Pradesh führten Zusammenstöße wegen des Gebetsrufs in der Nähe einer historischen Moschee zu mehreren Festnahmen, während in Karnataka und Gujarat Muslime körperlich angegriffen und mit Wirtschaftssanktionen belegt wurden. In Telangana versuchten rechte Gruppen auf muslimischem Waqf-Gelände einen Tempel zu errichten und veranstalteten provokative Demonstrationen in der Nähe von Moscheen, die zu Zusammenstößen führten. Andere Berichte über Zerstörung muslimischer Orte durch Bulldozer in verschiedenen Gegenden zeigten das Leid der muslimischen Gemeinschaft zusätzlich auf.

 

Dieses Muster der Gewalt gegen Muslime setzte sich bis in den Februar hinein fort, mit Zwischenfällen in Mumbai, Indore und Rajasthan. In Mumbai wurde eine muslimische Familie angegriffen und gezwungen hinduistische religiöse Parolen zu skandieren. In Indore wurde ein muslimischer Jugendlicher angegriffen, weil er angeblich einer Hindu-Frau den Hof machte, während in Rajasthan zwölf Häuser in muslimischem Besitz abgerissen wurden, weil sie angeblich eine Kuh töteten. Die Gewalt breitete sich auch auf andere Regionen aus wobei in Maharashtra die Konflikte zunahmen. Der tragische Selbstmord eines 15-jährigen muslimischen Schülers in Akola, angeblich aufgrund von Misshandlungen durch die Schulbehörden, verstärkten das wachsende Gefühl der Unsicherheit in der muslimischen Gemeinschaft.

 

Im Laufe der Zeit kam es im ganzen Land immer wieder zu Massengewalttaten. Im März kam es in mehreren Bezirken zu gewalttätigen Holi-Feierlichkeiten mit Slogans und Symbolen, die sich an Muslime richteten. Im Beed-Bezirk von Maharashtra wurden hinduistische religiöse Parolen an die Wand einer Moschee geschrieben, während im Bijnor von Uttar Pradesh eine muslimische Familie schikaniert wurde.

 

Rolle der herrschenden Politiker bei Eskalation der Gewalt

Diese Spannungen wurden durch hetzerische Rhetorik seitens politischer Führer verschärft, wobei BJP-Führer, darunter Premierminister Narendra Modi und Innenminister Amit Shah, während des Wahlkampfs kontroverse Aussagen machten, die sich an Muslime richteten.

 

Im April gab es Reden politischer Führer, die die kommunalen Spaltungen vertieften. Mehrere BJP-Führer brandmarkten Muslime in Erklärungen als Ausländer, während andere versprachen der muslimischen Gemeinschaft die Einrichtungen zu entziehen. Diese Aussagen führten zu Spannungen, Protesten und öffentlichen Unruhen. Die Gewalt hielt im Mai an, als in Karnataka ein muslimischer Viehhändler angegriffen und ein Journalist, der für einen Muslim gehalten wurde bei einer Wahlkundgebung geschlagen wurde. Die Schändung eines islamischen Heiligtums in Ahmedabad und die anhaltende Verbreitung von Hassreden in den sozialen Medien, insbesondere im Wahlkampf, heizten das Feuer der Gewalt an.

 

Der Juni war ein sehr gewalttätiger Monat. In Chhattisgarh wurden zwei muslimische Männer getötet, weil sie angeblich Vieh transportiert hatten, während in Aligarh ein muslimischer Jugendlicher zusammengeschlagen wurde, weil er Interesse an einer Hindu-Frau bekundet hatte. Diese Vorfälle offenbarten tiefe Spaltungen zwischen den Gemeinschaften, auf die die lokalen Behörden häufig mit Untätigkeit oder Mitschuld an der Aufrechterhaltung der Gewalt reagierten.

 

Von Juni bis September eskalierte die Gewalt gegen Muslime, wobei mehrere Vorfälle landesweite Aufmerksamkeit erregten. Im Juli wurde in Rajasthan ein junger Muslim von einem Mob getötet, der ihn des Kuhschlachtens beschuldigte. Dieser Angriff löste breite Proteste aus. Viele Kritiker glauben, dass die Gewalt durch das Versäumnis der Regierung den zunehmenden Extremismus zu kontrollieren gefördert wurde. Im August wurden in Maharashtra während einer religiösen Prozession mehrere Muslime angegriffen.

 

Ähnliche Vorfälle ereigneten sich auch im September und in Madhya Pradesh und Haryana kam es zu Angriffen auf Muslime. In beiden Bundesstaaten wurde den Beamten vorgeworfen, dass sie es versäumten die Opfer zu schützen und in einigen Fällen sich gar auf die Seite von Kriminellen stellten. Die Rolle der sozialen Medien bei der Befeuerung dieser Angriffe wurde auch durch die Verbreitung von Hassreden und hetzerischen Inhalten hervorgehoben, die Gewalt und Antiislamismus schürten.

 

Notwendigkeit dringender Maßnahmen zur Reduzierung der Gewalt

Auch Christen und Dalits waren in dieser Zeit Ziel von Gewalt, obwohl die Gewalt gegen sie in den Medien kaum Beachtung fand. Insgesamt wurden 161 Vorfälle von Gewalt gegen Christen registriert, darunter Angriffe auf Kirchen und Gebetstreffen.

 

Zu Beginn Indiens im Jahr 2025 bleibt der Zustand des Zusammenlebens seiner Gesellschaften ein äußerst kontroverses Thema. Da Minderheiten weiterhin Gewalt, Diskriminierung und Marginalisierung ausgesetzt sind bleibt die Frage wie die große gesellschaftliche Kluft überbrückt werden kann eine entscheidende Herausforderung für die Menschen in diesem Land.

 

Die Eskalation der Gewalt und wachsende Unsicherheit, die Minderheitengemeinschaften verspüren, sind eine Warnung, dass zur Wiederherstellung des Friedens und zum Schutz der Grundrechte dringend gehandelt werden muss.

 

4257471

captcha