Hojjatoleslam Wal-Muslimin Mohammad Masjeedjamei ist der ehemalige Botschafter des Iran beim Vatikan und in Marokko. Er hat einen Doktortitel in Geopolitik von der Universität Pisa / Italien und profitierte in den 1960er Jahren vom Studium der Rechtswissenschaft und Prinzipien von Vahid Khorasani und Mirza Javad Agha Tabrizi.
Hojjatoleslam Masjeedjamei ist Mitglied der Fakultät für Internationale Beziehungen des Außenministeriums und leitender Berater und Dozent an der Universität für Religionen und Konfessionen von Qom. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Artikel darunter das Buch „Christen und das neue Zeitalter: Kultur, Politik und Diplomatie“.
Dieses Buch wurde im Dezember 2017 veröffentlicht und enthält eine Sammlung von Artikeln und Interviews von Mohammad Masjid Jamei. Es kann als zweiter Band seines anderen Buches „Religiöser Dialog – Zivilisationsdialog: Islam und Christentum in der modernen Ära“ angesehen werden.
Das Buch wurde vom irakischen Verlag Dar Al-Rawaq ins Arabische übersetzt und die Übersetzung im August letzten Jahres auf der 25. Internationalen Buchmesse in Bagdad im Irak vorgestellt. Vor kurzem fand an der Universität für Islamische Religionen und Konfessionen in Ghom eine Zeremonie zur Veröffentlichung der arabischen Übersetzung des Buches im Iran statt.
Angesichts der Bedeutung des Schreibens dieses Buches in der heutigen Zeit, der wertvollen Erfahrungen des Autors auf dem Gebiet des Dialogs zwischen Islam und Christentum und seiner Interaktion mit der christlichen Welt, insbesondere während seiner Zeit als iranischer Botschafter beim Vatikan, sprachen wir mit ihm um mehr zum Buch „Christen und die Moderne“, „Das Verhältnis des Iran zum Vatikan“ und „Die Herausforderungen des Dialogs zwischen Islam und Christentum in der heutigen Welt“ zu erfahren. Im Folgenden der Text des Dialogs:
IQNA – Erzählen Sie uns zunächst etwas über das Buch „Christen und die Moderne“ und die wichtigsten Themen, die darin behandelt werden.
Das Buch hat sechs Kapitel und handelt hauptsächlich von der katholischen Kirche und dem neuen Papst. Das erste Kapitel trägt den Titel „Die sanfte Revolution in der katholischen Kirche“ und bezieht sich auf die Ankunft des neuen Papstes, die große Veränderungen in der katholischen Kirche mit sich brachte. Das zweite Kapitel über die Kirche. Das dritte Kapitel vom Iran und den Christen der Region, das vierte Kapitel vom Christentum in Lateinamerika, das fünfte Kapitel von den orthodoxen Kirchen, insbesondere ihre Situation nach dem Zerfall des Ostblocks und das sechste Kapitel befasst sich mit der Migration, insbesondere im Mittelmeerraum und ihren Folgen, die derzeit, insbesondere in den letzten Jahren, für die Europäer zu einem wichtigen Thema geworden sind.
IQNA – Dieses Buch wurde in Arabisch übersetzt und veröffentlicht. Können Sie das erklären?
Die arabische Übersetzung des Buches wurde im Irak angefertigt und von einem Forschungsinstitut namens „Dar al-Ruwaq“ veröffentlicht, das über eine Verlagsabteilung verfügt. Die arabische Übersetzung des Buches wurde erstmals im Spätsommer auf dem 25. Internationalen Kongress in Bagdad in der Buchmesse im Irak im Spätsommer (September) vorgestellt. Und ich war selbst dort und an der Ausstellung beteiligten sich verschiedene Institutionen und Organisationen aus dem Irak.
IQNA - Im dritten Kapitel des Buches beschreiben Sie die gegenseitigen Beziehungen zwischen dem Iran und den Christen, also allen religiösen Minderheiten im Nahen Osten. Sie sind er Ansicht, dass die Christen im Nahen Osten als anderer Teil als der westlichen Welt betrachtet werden sollte und man müsse ihnen gegenüber eine friedliche Politik verfolgen. Was ist der Grund für diese Unterscheidung zwischen Christen im Nahen Osten und im Westen?
Der erste Punkt ist, dass ich dieses Buch zu einer Zeit schrieb, als ISIS auf dem Höhepunkt seiner Aktivitäten war und ISIS entweder Christen tötete oder ihre Kirchen in die Luft sprengte und sie gefangen nahmen. Unter solchen Umständen schrieb ich diesen Teil des Buches dies zu beleuchten. Der Punkt ist: Zweitens geht es darum, den Unterschied zwischen Christen im Nahen Osten und katholischen Christen in europäischen Ländern, Amerika, Lateinamerika und anderen Teilen der Welt zu erkennen.
Christen im Nahen Osten sind Teil der Kultur des Nahen Ostens und ihre Zugehörigkeit zu den Ländern der Region löste eine Debatte über christlichen Glauben, Ethik, Verhalten und ihre Eigenschaften aus. Daher haben Christen im Nahen Osten eine Reihe Unterschiede zu Christen in anderen Regionen der Welt und sie unterscheiden sich kulturell und im Verhalten von den Menschen im Nahen Osten weniger.
IQNA: Welche Haltung nimmt der Iran im Umgang mit Christen ein und wie sah diese Haltung in verschiedenen historischen Epochen aus?
Historisch gesehen war der Iran eines der wichtigsten Zentren des Christentums. Bevor das Christentum anerkannt wurde und seit den frühen Jahrhunderten des Christentums, als Christen verfolgt und gefoltert wurden, konvertierten viele Iraner zum Christentum und wurden im Sinne des Christentums getötet und gemartert. Sogar in In der Stadt Rom gibt es zumindest sieben iranische christliche Märtyrer, die getötet wurden bevor das Christentum anerkannt wurde.
Das Christentum verbreitete sich über den Iran in der ganzen Welt, darunter in Indien, Fernasien und China. Der Iran war also von Anfang an historisch mit dem Christentum verbunden. Obwohl Christen in Zeiten wie den Sassaniden schwer verfolgt wurden, fanden sie später viele Möglichkeiten und die Frauen vieler Sassanidenkönige waren Christen. Die Universität von Jundishapur, die während der Sassanidenzeit gegründet wurde und eine wichtige Universität war hatte viele christliche Professoren.
Nach dem Islam hatten wir eine Beziehung zu den Christen und sie sind Teil unserer Geschichte. Seit der Safawiden-Ära sind Beziehungen zu europäischen Christen Teil der iranischen Außenpolitik und das war auch während der Zeit von Nader Shah und der Kadscharen-Dynastie so. Es gab schon immer und auch danach eine starke Beziehung zwischen dem Iran und dem Christentum. Diese besteht seit dem Islam und dauert bis in die Gegenwart noch immer an.
IQNA: Wie wichtig ist die Beziehung zwischen dem Iran und dem Vatikan und welchen Themen sollte in diesem Zusammenhang mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden?
Der Vatikan hat symbolische Bedeutung, zumindest für muslimische Länder, insbesondere den Iran und die Beziehung zu dieser religiösen Institution drückt viele Probleme aus. Die Beziehung zum Vatikan ist so wichtig und hat interne Bedeutungen wie zu keinem anderen Land, denn der Iran ist Basis und Schwerpunkt ist des Schiitentums. Der Vatikan wiederum wünscht sich ein gutes Verhältnis zum Iran. Dieses Verhältnis ist kein bilaterales Verhältnis im traditionellen und konventionellen Sinne und wird erreicht, wenn verschiedene Themen von beiden Seiten berücksichtigt werden und starke Diplomaten aktiv sind sowie diese Gelegenheit gut nutzen können.
IQNA – Was sind die Herausforderungen und Hindernisse für den Dialog zwischen Islam und Christentum, insbesondere den Dialog und die Interaktion mit wichtigen Institutionen wie dem Vatikan?
Es gibt viele Probleme, das wichtigste Problem besteht darin, dass es auf beiden Seiten nur sehr wenige Leute gibt, die den Dialog technisch und angemessen führen können. Denn der Dialog zwischen Islam und Christentum bedeutet nicht die eigene und die Religion des anderen kennenzulernen sondern ist ein rein technischer, ja sogar künstlerischer Prozess und eines seiner größten Probleme ist das fehlende gegenseitige Verständnis zwischen den Parteien.
IQNA - Sie sagten, der Dialog zwischen Islam und Christentum sei eine technische und künstlerische Angelegenheit, die ihre eigene Literatur und Anforderungen erfordere. Bitte erläutern Sie dies näher.
In diesem Zusammenhang muss gesagt werden, dass die Sprache des Dialogs mit Christen aus dem Nahen Osten, mit Orthodoxen, Russen, Serben, Rumänen oder Griechen und mit katholischen Christen in jedem Land anders ist und es muss eine aktive, angemessene Trennung zwischen den Beziehungen und der Kommunikation auf gutem Glauben geben und zum Beispiel muss die Qualität des Dialogs mit der armenischen, koptischen und georgischen Kirche eine andere sein als die Art des Dialogs mit den deutschen Katholiken.
Auch der religiöse Dialog zwischen dem Iran und dem Christentum oder zwischen Indonesien und dem Senegal und dem Christentum ist unterschiedlich und für einen aktiven und erfolgreichen Dialog müssen diese Unterschiede und Variationen berücksichtigt werden, um ein gutes und akzeptables Ergebnis zu erzielen.
IQNA – Wie Sie wissen hat die Besetzung Palästinas religiöse Gründe und zionistische Christen haben maßgeblich zur Förderung der Besetzung durch das zionistische Regime beigetragen. Wie ist Ihre Analyse dieser Angelegenheit?
Christen spielen eine sehr einflussreiche Rolle in der Politik des zionistischen Regimes und sind manchmal sogar extremistischer als zionistische Juden. Was sind ihre religiösen Grundlagen, was ist ihre aktuelle Position, was war diese Position in der Vergangenheit und welche Position werden sie jetzt finden mit der Ankunft von Trump? Dies ist eine ausführliche Diskussion. Aber kurz gesagt, sie sind in ihrer Rolle in der israelischen Politik sehr extrem.
IQNA - In der heutigen Welt ist Apostasie in vielen Ländern zu einem vorherrschenden Phänomen geworden, insbesondere unter jungen Menschen. Was glauben Sie als muslimischer Geistlicher ist der Ursprung der Apostasie im Islam und im Christentum?
Die Ursprünge und Faktoren, die zum Abfall vom Glauben bei Christen und Muslimen führen sind unterschiedlich und haben unterschiedliche Ursachen. Die Faktoren, Bedingungen, Entwicklungen und die Zukunft dieses Phänomens sind eine detaillierte und technische Diskussion, die nicht in kurzer Zeit analysiert werden kann. Denn eine kurze Antwort führt zu Missverständnissen.
IQNA – Sagen Sie uns abschließend bitte, ob die Islamophobie einen Einfluss auf die Frage des Abfalls vom Glauben und die abnehmende Tendenz zum Islam hatte?
Ja! War sehr einflussreich. Das Thema Islamophobie und die Faktoren, die sie verstärken, ist ein ausführliches Thema und im sechsten und letzten Teil des Buches „Christen und die Moderne“ habe ich die Migration aus dem Mittelmeerraum erörtert. Migration aus afrikanischen und nordafrikanische Länder fallen in diesen Rahmen, was ein völlig komplexes Thema ist. Und man muss sagen, dass Islamophobie zu einem politischen und medialen Thema wurde und einer der Faktoren, die das Publikum in den Medien anziehen, ist die Diskussion über Islam und Islamophobie. Und auch bei Wahlen ist dieses Phänomen eines der Themen, die angesprochen werden, um mehr Wählerstimmen zu gewinnen.
Das Interview führte Zahra Nokani
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