IQNA

Premierminister des Sudan:

Verurteilung des Verbrechens in der Al-Fasher-Moschee im Sudan und Bekanntgabe schockierender Details

9:35 - September 22, 2025
Nachrichten-ID: 3013593
IQNA- Der sudanesische Premierminister verurteilte den Angriff auf eine Moschee in El Fasher aufs Schärfste und betonte: Die Regierung ist dem Schutz aller Moscheen im Sudan verpflichtet und garantiert die Sicherheit der Gläubigen und Bürger. Ein Angriff auf eine Moschee und Begehung eines blutigen Verbrechens an Gläubigen werden nicht ungestraft bleiben.

IQNA: Am 19. September, tötete eine Drohne der Schnellen Eingreiftruppe bei einem Angriff, der als der blutigste seit Beginn des Krieges im Sudan gilt, Dutzende Zivilisten, während diese in einer Moschee im Viertel „Al-Darja Al-Awli“ in El Fasher, der Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Darfur im Westen des Landes, ihr Morgengebet verrichteten. Der Angriff gilt als der blutigste seit Beginn des Krieges im Sudan. (Quelle: Al Jazeera)

Der sudanesische Premierminister verurteilte den Drohnenangriff auf eine Moschee in El Fasher deutlich und betonte, dass dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen, um das Leben der Zivilbevölkerung zu schützen und religiöse Stätten vor Gewalttaten zu bewahren.

Er bekräftigte, dass der Angriff auf die Al-Fasher-Moschee ein Verbrechen ist, das sich gegen die Religiosität der sudanesischen Bürger richte.

Der sudanesische Premierminister forderte die Sicherheits- und Justizbehörden auf unverzüglich eine Untersuchung des Vorfalls einzuleiten und alle nachweislich an dem Angriff auf die Al-Fasher-Moschee beteiligten Personen strafrechtlich zu verfolgen.

Er betonte, dass die sudanesische Regierung alle rechtlichen Maßnahmen ergreifen werden um sicherzustellen, dass sich solche Verbrechen nicht wiederholen.

Die Bewohner des Viertels „Al-Darjah Al-Awli“ wurden gezwungen Dutzende Leichen verstorbener Gläubiger im Hof der angegriffenen Moschee zu beerdigen.

Quellen vor Ort und aus der Praxis zufolge war die Entscheidung die Leichen der Märtyrer zu beerdigen keine freiwillige Entscheidung, sondern vielmehr eine Notwendigkeit, die sich aus der Luftblockade der Stadt durch Drohnen ergab, die den Einwohnern den Zugang zu öffentlichen Friedhöfen verwehrte.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Nord-Darfur liegt die Zahl der Todesopfer bei über 70. Das Ministerium bestätigte, dass die Zahl wahrscheinlich noch steigen wird, da sich unter den Trümmern noch Leichen befinden und einige schwer zu identifizieren sind.

Er erklärte, dass ihre Beerdigung in der Moschee stattfand nachdem öffentliche Friedhöfe zu militärischen Zielen wurden und Drohnen nun jede Bewegung in ihre Richtung bombardierten.

Lokale Quellen betonten, dass der Zeitpunkt des Bombenanschlags, der mit der zweiten Gebetsrak‘ah (Gebetseinheit, das Morgengebet hat zwei Gebetsabschnitte) zusammenfiel, zur Zunahme der Opferzahlen beitrug, da die Gläubigen sich in niedergeworfener bzw. kniender Position befanden und daher weder Schutz suchen noch fliehen konnten.

In den sozialen Medien veröffentlichte Videos zeigen schreckliche Szenen aus dem Inneren der Moschee: Risse in den Wänden, zwischen den Trümmern verstreute Leichen und blutbefleckte Gebetsteppiche.

 

Schockierende Details zum Verbrechen in der Al-Fasher-Moschee

Einer der Freiwilligen, der an der Massenbestattung teilnahm und lieber anonym bleiben wollte, sagte gegenüber Al Jazeera Net, dass sie, nachdem der öffentliche Friedhof von Drohnen angegriffen wurde, gezwungen wurden im Hof der Moschee Gräber auszuheben.

Er fügte hinzu: Wir beerdigten Vater, Sohn und Bruder gemeinsam in einem Grab. Wir unterschieden nicht mehr zwischen den Leichen, sondern beerdigten sie einfach schnell bevor die Flugzeuge auf uns schossen. Die Heiligkeit der Leichen war verletzt und wir konnten nicht einmal ihre Heiligkeit bewahren.

Khadija Musa, Generaldirektorin des Gesundheitsministeriums in Nord-Darfur, gegenüber Al Jazeera in einer Erklärung, sagte: Viele Leichen wurden noch nicht identifiziert und einige liegen noch unter den Trümmern. Die Szene unterscheidet sich nicht von den Massakern, die wir vor Jahrzehnten in Darfur erlebten, nur dass tödlichere und präzisere Mittel zum Einsatz kamen.

Die öffentlichen Friedhöfe von El Fasher, die während der monatelangen Belagerung mit Tausenden von Toten gefüllt waren, sind zum Ziel von Drohnen geworden, was die Bewohner dazu veranlasste im Stadtzentrum einen neuen Friedhof anzulegen.

Diese erzwungene Änderung der Bestattungsrituale spiegelt das Ausmaß des Zusammenbruchs der menschlichen Infrastruktur wider und erinnert an Szenen aus den Kriegen, die die Region in den letzten Jahren zerrissen.

 

Leichenschändung

Beobachtern zufolge handelt es sich bei dem was in der Moschee im Viertel „Al-Darjah Al-Awli“ passierte, um eine zweifache Schändung: Erstens wurden die Gläubigen im Gotteshaus angegriffen und zweitens wurde die Moschee in ein Massengrab verwandelt.

Beobachter bezeichneten den Vorfall als beispiellos in der Stadt, da die Bewohner gezwungen waren alle religiösen und sozialen Normen im Zusammenhang mit Bestattungsritualen zu verletzen, da es weder Unterstützung noch humanitäre Übergänge gab.

Die Moschee wurde nicht mehr nur ein Ort an dem Gläubige getötet werden. Sie ist zum stillen Zeugen der totalen Belagerung von El Fasher geworden. Ihre Mauern, die einst Verse aus dem Koran widerspiegelten, beherbergen heute Leichen, die nur in ihren Ecken Zuflucht finden. Diese Verwandlung vom Heiligtum zum Friedhof hat tiefgreifende psychologische Auswirkungen auf die Überlebenden, die heute in Angst, Entbehrung und Schock leben.

 

Systematische Bedrohung des Zusammenhalts der Bevölkerung

Das Massaker ereignete sich inmitten eskalierender militärischer Zusammenstöße in El Fasher, wo schnelle Unterstützungstruppen versuchen ihre Kontrolle innerhalb der Stadt auszuweiten, während sie auf heftigen Widerstand der sudanesischen Armee und der vereinten Kräfte bewaffneter Kampfbewegungen stoßen.

Beobachtern zufolge könnte der Angriff auf die Moschee Teil einer Strategie sein, um Druck auf Stadtteile auszuüben in denen ein wachsender Zusammenhalt der Bevölkerung und ziviler Widerstand herrscht.

Seit dem 10. Juni 2024 steht El Fasher unter einer erdrückenden Belagerung und die Vorräte an Medikamenten und Lebensmitteln wurden knapp.

Da es keine internationale Intervention gibt werden die Forderungen der Bewohner lauter die Belagerung zu durchbrechen und humanitäre Grenzübergänge zu öffnen, die eine würdige Bestattung der Leichen ermöglichen, den trauernden Familien ein Mindestmaß an Schutz bieten und die Lebenden vor einer scheinbar endlosen Hölle bewahren.

Die erdrückende Belagerung von El Fasher, das täglich unter Artilleriebeschuss steht, verhindert die sichere Bewegung der Bewohner und die Lieferung humanitärer Hilfe. Die Zivilbevölkerung ist mit schwierigen Lebensbedingungen konfrontiert, es herrscht ein nahezu vollständiger Mangel an Medikamenten und Lebensmitteln und die Grundversorgung ist völlig zum Erliegen gekommen.

Die belagerten Bewohner forderten die internationale Gemeinschaft und Hilfsorganisationen wiederholt und dringend auf sich für die sofortige Einrichtung humanitärer Korridore und Beendigung der Belagerung der Stadt einzusetzen, die bislang noch nicht umgesetzt wurde.

El Fasher ist die letzte Großstadt in der Region Darfur, die nicht unter der Kontrolle der Schnellen Eingreiftruppen steht. Diese versuchen den Verlust der sudanesischen Hauptstadt Khartum Ende März auszugleichen. Seit April 2023 herrscht im Sudan ein Krieg zwischen der Armee und den Schnellen Eingreiftruppen, der Zehntausende Tote und mindestens 13 Millionen Vertriebene forderte.

Die sudanesische Armee und lokale UN-Hilfskräfte gaben bekannt, dass bei dem Drohnenangriff mehr als 70 Menschen getötet wurden.

Die 6. Infanteriedivision der sudanesischen Armee in El Fasher gab in einer Erklärung bekannt: Die Schenlle Eingreiftruppe beging ein schreckliches Verbrechen indem sie Moscheebesucher mit einer Drohne angriff. Dies führte zum Märtyrertod von mehr als 75 Bürgern, darunter Dutzende Vertriebene.

Seit zwei Jahren kämpfen sudanesische Armee und Rebellen der Schnellen EIngreiftruppe um die Macht in dem riesigen, verarmten Land. Die Miliz belagert seit Beginn des Konflikts El Fasher, die Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Darfur.

 

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