
IQNA aus Pakistan: Zu den wichtigsten Aspekten von Allama Heravi Tehranis Persönlichkeit gehören seine kraftvollen Predigten und seine Redekunst, seine profunden Kenntnisse der traditionellen und intellektuellen Wissenschaften sowie seine wegweisende Rolle für zeitgenössische Denker, darunter Iqbal Lahori. Eine detaillierte Würdigung seines Lebens und Wirkens erfordert die erneute Lektüre verstreuter Quellen. Dieser Artikel versucht auf Grundlage der verfügbaren Quellen ein schlüssiges Bild von Allama Heravi Tehranis Leben, Werken, Lehren und Einfluss zu zeichnen.
Allama Abdul Ali Al-Haravi Tehrani wurde 1277 n. H. in Maschhad geboren und erhielt seine Grundschulbildung im Elternhaus. Anschließend besuchte er die Faiz-Schule und studierte bei Scheich Muhammad Kazem Khorasani. Neben den äußeren Wissenschaften widmete er sich auch den esoterischen Wissenschaften und erlernte die Prinzipien der Selbstreinigung von Mulla Muhammad Akbar Tarshizi. Er verbrachte einige Zeit in Herat, bevor er in den Irak ging um religiöse Wissenschaften zu studieren und während der Herrschaft von Nasser ad-Din Schah nach Iran zurückkehrte. Es heißt, Nasser ad-Din Schah Qajar bot ihm das Amt des stellvertretenden Außenministers an, das er eine Zeit lang besetzte.
Anschließend ging er nach Indien und ließ sich in Lahore nieder wo er wissenschaftliche und missionarische Tätigkeiten ausübte und Iqbal Lahori kennenlernte. Er war versiert in der Interpretation von Koranauslegungen, Überlieferungen, zeitgenössischer Rechtswissenschaft, Theologie und Philosophie und besaß neben Arabisch und Persisch auch Kenntnisse in Sprachen wie Türkisch, Russisch und Französisch. Diese sprachliche und gebildete Vielfalt ermöglichte es ihm mit unterschiedlichen Zielgruppen zu kommunizieren (Sayyids, Studenten, Gelehrten und dem einfachen Volk).
Er predigte auf dem gesamten indischen Subkontinent und gab die monatliche Zeitschrift „Al-Burhan“ heraus. Als er Punjab und Sindh erreichte hatten die dortigen Schiiten laut Allama Muhammad Sabtin Sarswi nichts anderes als erfundene Überlieferungen über das Leiden der Ahlul Bayt (a.s.) in Sindhi gehört. Daher berichtete er anstelle dieser erfundenen Überlieferungen die wahren Leiden.
Er hielt sich eine Zeit lang in Karatschi auf und predigte und lehrte anschließend in Gebieten wie Shikarpur, Punjab und Peshawar (Region Kohat) sowie anderen Orten. Sein Arbeitsumfeld umfasste sowohl die Teilnahme an wissenschaftlichen Zirkeln als auch die Organisation von öffentlichen Versammlungen und Vorträgen für die breite Bevölkerung. Diese Verbindung von wissenschaftlicher und missionarischer Arbeit war einer der Gründe für seinen Einfluss auf die damalige Generation.
Charakteristisch für seine wissenschaftliche Methode ist die Verbindung von „narrativem Denken“ mit „mystischer und moralischer Orientierung“: Er bezog sich sowohl auf Verse und Überlieferungen als auch darauf seinem Publikum die moralischen und reinigenden Dimensionen der Religion greifbar zu machen.
Der Gelehrte erreichte durch seine asketische Lebensweise und sein einfaches Verständnis verschiedene Gesellschaftsschichten. In öffentlichen Versammlungen vermittelte er die Lehren in Umgangssprache und mitunter auch in lokalen Sprachen (Sindhi, Punjabi, Paschtu), was zu einer größeren Verbreitung seiner Lehren in allen Bevölkerungsschichten führte. Diese sprachliche und interkulturelle Kompetenz galt unter Gelehrten als eines seiner herausragendsten Merkmale.
Zu den ihm zugesprochenen Werken und Sammlungen gehört eine Sammlung seiner Predigten und Vorträge, die unter Titeln wie „Gute Predigten“ oder als Broschüren in lokalen Publikationen erschienen. Er wirkte auch an einigen Publikationen jener Zeit mit oder betreute deren Entstehung. Da die meisten seiner Werke in Form von Predigten und mündlichen Überlieferungen veröffentlicht oder überliefert wurden, bedarf es Archivrecherchen und der erneuten Lektüre alter Manuskripte und Publikationen, um eine genaue Liste seiner Schriften zu erstellen.
Entscheidend ist, dass Allamas Werke sich größtenteils an ein breites Publikum und Studenten der Mittelschicht richteten und nicht nur an spezialisierte akademische Texte. Sein Ziel war es Moral und praktisches religiöses Wissen zu fördern und die Spiritualität der Gesellschaft zu stärken. Diese praktische Ausrichtung führte dazu, dass seine Lehren von der Bevölkerung aufgenommen und durch seine Schüler, deren Schüler und lokale Publikationen weiterverbreitet wurden.
Zu seinen Schriften gehören unter anderem:
Interpretation von Isti'aza
Die Frage nach Schicksal und Bestimmung
Praktische Abhandlung
Den körperlichen Aufstieg mit den Argumenten der Naturphilosophie beweisen
Interpretation des heiligen Verses Anakal Shi Khalafna Baqdr (Anmerkung zum Imamat)
Interpretation der Sure Al-Kahf
Die Geschichte von Moses und Khidr (Rechtleitung, Rechtleiter und Leitfäden)
Gute Predigten
Quellen zufolge führte Allama Iqbal Gespräche, unterhielt sich mit drei bedeutenden schiitischen Gelehrten und hielt wissenschaftliche Treffen mit ihnen ab.
Allama Aqa Syed Ali Ha'iri (Shams al-Ulama), der in Lahore lebte, war kaschmirischer Herkunft. Sein Vater, Allama Syed Abul Qasim Razavi Kashmiri, ist der Autor des Tafsir (Lawame' al-Tanzil) in dreißig Bänden. Zwölf Bände verfasste er selbst, die übrigen wurden von seinem Sohn Aqa Syed Ali Ha'iri fortgeführt. Dieser konnte den Tafsir jedoch nicht vollenden, da er verstarb. Daher ist der Tafsir unvollständig und geht nicht über die Sure An-Najm hinaus.
Allama Abdol-Ali Heravi Tehrani: Diese Bekanntschaft führte zu verschiedenen wissenschaftlichen Treffen, Zusammenkünften und Konferenzen.
Allama Zanjani: Er war Gast seines Stammes in Lahore. Sein Stamm, die Qizilbasch, galt dort als Anführer. In Lahore fanden viele Gespräche zwischen Allama Zanjani und Iqbal statt, in denen sie sich über verschiedene Themen austauschten, darunter Religion und die Frage des Imamats.
Mehrere zeitgenössische regionale Quellen und einige ergänzende Studien belegen, dass Maulana Iqbal 1915/16 an Treffen und Zusammenkünften mit Allama Heravi teilnahm und dass zwischen Iqbal und Allama ein Briefwechsel und ein reger Austausch stattfanden. Iqbal betrachtete Allama Heravi zeitweise als spirituellen Meister und profitierte von dessen Weisheit und Predigten. Diese intellektuelle und spirituelle Beziehung spiegelt sich in Iqbals Werken und Gedichten wider – insbesondere in seinen zahlreichen Bezügen zur Ahl al-Bayt und zu mystischen Konzepten. Iqbals drei Bücher „Asrar Khudi“, „Ramzod Bi-Hudi“ und „Payamey Mushkil“ wurden von seinen Gesprächen mit Scheich Abdul Ali Heravi aus Teheran beeinflusst.
Allama Heravi spielte eine fördernde Rolle bei der Entstehung einiger Ideen Iqbals (wie etwa die Betonung der Liebe zum Ahl al-Bayt, Hervorhebung der sozialen Spiritualität und Verbindung von Mystik und Ethik) und dies kann nicht ignoriert werden.
Allama Harvi lebte hauptsächlich in Patiala, Malir Kotla, Lahore und Jhang. Die Bevölkerung von Lahore schätzte sein Wissen zweifellos am meisten und von dort aus verbreitete sich der Kern seiner Lehre. Seine Predigtreihe begann 1906 und dauerte sechzehn Jahre bis 1922. Zu seinen engen Freunden zählten Sir Ali Imam, Masih-ul-Mulk Hakim Ajmal Khan, Nawab Sir Zulfiqar Ali Khan, Khwaja Ghulam Thaqlain und Hakim Mashriq Allama Muhammad Iqbal – allesamt hochintelligente und freidenkende Persönlichkeiten.
In den Predigten und Vorträgen von Allameh Heravi Tehrani lassen sich mehrere wiederkehrende intellektuelle Themen beobachten:
Liebe für die Ahlul Bayt:
Die Liebe und Zuneigung zum Ahlul Bayt (AS) standen im Mittelpunkt seiner Lehren und er sprach ständig von der Ehre und dem Status des Ahlul Bayt und betrachtete diese Liebe als das moralische und spirituelle Fundament der Nation.
Kultivierung und praktische Ethik:
Allamah sprach häufig über Selbstverbesserung, Frömmigkeit und die Erfüllung religiöser Pflichten und seine Predigten zielten oft darauf ab bei den Zuhörern eine moralische Wandlung herbeizuführen. Der Einsatz von Alltagsbeispielen, einfacher Sprache und bildhafter Moral gehörte zu seinen Mitteln, um tiefgründige religiöse Konzepte verständlich zu machen.
Kohärenz zwischen Vernunft und Mystik:
Im Gegensatz zum reinen Dualismus von Intellekt und Herz versuchte Allamah eine gedankliche Brücke zwischen rationalem Denken (Kalam und Jurisprudenz) und Herzenserfahrung (Mystik und Handeln) zu schlagen. Mit anderen Worten: Er bestand sowohl auf narrativen Belegen als auch darauf, dass religiöse Konzepte in der mystischen Erfahrung des Einzelnen Gestalt annehmen sollten.
Sprache als Mittel der Propaganda:
Wie bereits erwähnt ermöglichte ihm seine Beherrschung mehrerer regionaler und sogar europäischer Sprachen, seine Botschaft in verschiedenen Formaten zu präsentieren und mit unterschiedlichen Zielgruppen zu kommunizieren. Dieser Aspekt erwies sich insbesondere während seiner Missionstätigkeit auf dem sprachlich vielfältigen Subkontinent als äußerst wirksam.
Allama Heravi hatte zahlreiche Schüler von denen einige seine Werke und Predigten sammelten und veröffentlichten oder seine Lehren mündlich weitergaben. Dieses Netzwerk von Schülern und die mündliche Überlieferung trugen dazu bei den Einfluss des Allama in den Jahrzehnten nach seinem Tod zu vergrößern. Einer von Allama Heravis wichtigsten Schülern war Maulana Muhammad Sabtain. Maulana Muhammad Sabtain besaß eine gottgegebene Gabe der Feder, der Sprache und des Gedächtnisses und diese Eigenschaften machten ihn berühmt.
Seine (Heravis) Vorlesungen wurden übersetzt und in Form von Artikeln veröffentlicht, da er in den rationalen Wissenschaften und islamischen Philosophie bewandert war. Seine Vorträge und argumentativen Schriften beeindruckten die Gelehrten seiner Zeit und jeden, der ihn hörte. Er leistete dem Islam und dem Schiismus im Punjab wertvolle Dienste und sein Verhalten, seine guten Sitten und Größe trugen zur Bewunderung der Bevölkerung bei.
Sein Vermächtnis stützt sich jedoch zum Teil auf handschriftliche und gedruckte Quellen. Daher könnten weitere Studien und Archivrecherchen zwei Punkte klären: erstens ein detailliertes Verzeichnis seiner schriftlichen und gedruckten Werke und zweitens eine kritische Analyse seiner Lehren im Kontext der zeitgenössischen intellektuellen Strömungen. Feldforschungen in den Archiven religiöser Institutionen und lokaler Bibliotheken in Pakistan, Iran und Afghanistan dürften neue und belegte Informationen liefern.
Er starb am 9. Dezember 1922 (1341 n. H.) und wurde in Lahore beigesetzt. Am 6. Juni 1936 wurde sein Leichnam von Lahore in den Irak überführt und am 22. Juni 1936 in Nadschaf-Aschraf beigesetzt.
Der Tod von Allama Heravi Tehrani fand in den religiösen Kreisen des Subkontinents breite Beachtung.
Ressourcen:
https://wifaqtimes.com/۳۹۸۲۵/
https://www.sukhankada.com/ali-asghar/iqbal-aur-muhabbat-e-ahl-e-bait.aspx
https://www.islamtimes.com/ur/article/
https://aalmiakhbar.com/archives/۷۰۷۲
https://www.islamtimes.com/ur/
https://dailyurducolumns.com/blog/ali-asghar/iqbal-aur-muhabbat-e-ahl-e-bait.aspx
https://hawzah.net/fa/Magazine/View/
https://ulamaehind.in/scholar/maulana-syed-sibtain-sirsivi
https://archive.org/stream/tazkra-ulma-e-imamia-pakistan-persian-by-syed-hussain-arif-naqvi/tazkra-ulma-e-imamia-pakistan-persian-by-syed-hussain-arif-naqvi_djvu.txt
10. Sayed Rawzatullah Majeed, Die Dari-Persische Sprache; Der reflektierende Spiegel von Iqbals Gedanken, Zeitschrift für Positive Schulpsychologie 2023, Band 7, Nr. 1, 1198-1207
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