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Von Aggression gegen Katar bis Israels neuen Besatzungspositionen

9:51 - September 23, 2025
Nachrichten-ID: 3013603
IQNA- Als der US-Präsident davon sprach, dass Israel klein sei, meinte er eigentlich, dass Israel mehr Land und Einfluss gewinnen müsse, um an einem zukünftigen, riesigen und dominanten Projekt teilhaben zu können.

IQNA: Der jordanische Analyst Sameh Al-Mahariq schrieb in einem Artikel über den israelischen Angriff auf Katar und Abhaltung eines Gipfeltreffens arabischer und islamischer Führer in Doha: Abu Dhabi reagierte positiv auf den israelischen Angriff auf Katar und der Präsident der VAE, Scheich Mohammed bin Zayed, reiste nach Katar und traf sich mit dessen Emir Tamim bin Hamad. Die offizielle Position der VAE in Bezug auf das Abraham-Abkommen mit Israel scheint sich einem entscheidenden Moment zu nähern, angesichts der Enthüllung des aggressiven Verhaltens der israelischen Rechten, die die traditionellen Verbündeten des israelischen Regimes herausforderte. Die Aussagen des emiratischen Geschäftsmannes Khalaf Al-Habtoor, der die Einrichtung einer Flugverbotszone für israelische Flugzeuge forderte, deuten auf Besorgnis über weitere Provokationen Israels hin.

Al-Habtoor selbst war ein glühender Befürworter des Normalisierungsabkommens , das während der ersten Amtszeit von US- Präsident Donald Trump unterzeichnet wurde. Sein Wechsel in die Opposition kann nur als indirekter und inoffizieller Ausdruck der Not der VAE erklärt werden, insbesondere nach den zunehmenden Forderungen nach einer Annexion des Westjordanlands durch Israel. Dies, zusammen mit den anhaltenden Bemühungen die Bevölkerung des Gazastreifens zu vertreiben und ihn wieder zu besetzen, widerlegt die Grundvoraussetzung der Abraham-Abkommen, die als Weg zur Erreichung des Friedens in der Region galten.

Diese Abkommen erfordern von Israel, dass es im Austausch für wirtschaftliche Vorteile schrittweise politische Zugeständnisse macht, die mit der Zeit zu einem Teil der Existenzgrundlage Israels werden und zur wichtigsten Plattform für den Handel zwischen Indien und Europa werden sollen.

Die Annahme, dass politische Lösungen über wirtschaftliche Kanäle erreicht werden können ist falsch und Israel bewies einmal mehr, dass es jedes Friedensabkommen nur dazu nutzt im Sinne seiner eigenen Interessen umzuinterpretieren ohne sich um den Schaden zu kümmern, der dem Partner im Friedensprozess dadurch entsteht.

Der Angriff auf Doha war nicht einfach ein überstürzter israelischer Schachzug, sondern vielmehr ein Zeichen für einen Wandel in Israels Sicht auf die Region. Die Bedingungen, die Israel dazu veranlasste Abkommen zu schließen und die Normalisierung der Beziehungen mit arabischen Ländern voranzutreiben bestehen nicht mehr nachdem die Bedrohung durch die Hisbollah neutralisiert, die Rolle des Iran in Syrien beendet und der Indische Ozeankorridor, ein für Israel ehrgeiziges Projekt, abgeschafft wurde. Dies könnte durch den David-Korridor oder ein anderes Abkommen in der neuen Einflusssphäre kompensiert werden, die die israelische Rechte durch Großisrael anstrebt. Solange Israel aufgrund der Lüge der „Opferrolle in der Region“ viele seiner Trümpfe verlor, ist Aggression zu einer seiner Optionen geworden und die israelische Rechte genießt diese Projekte, die mit ihren extremistischen Ansätzen im Einklang stehen.

Das Rote Meer erscheint auch als neue Option für israelische Aggressionen, nachdem die Bedrohung durch Ansar Allah im Jemen neutralisiert wurde und Ägypten und der Sudan weiterhin mit Sicherheits- und Wirtschaftsproblemen zu kämpfen haben. Saudi-Arabien, das durch den Angriff ernsthaft in Bedrängnis geriet, strebt ein gemeinsames Verteidigungsabkommen mit Pakistan an. Dies bedeutet implizit, dass der Iran nicht länger als Bedrohung für die Sicherheit und Stabilität am Persischen Golf gilt.

Die fragile Prämisse der Abraham-Abkommen ignorierte die duale Natur der Doktrin der israelischen Überlegenheit; einerseits basiert die israelische Wahrnehmung noch immer auf einer traditionellen Kolonialideologie, andererseits gibt es ein Überlegenheitsgefühl, das durch den Mythos des auserwählten Volkes verstärkt wird. Das bedeutet, dass Israel die Gleichberechtigung keiner arabischen Partei anerkennen kann mit der es Friedensabkommen schließt. Nur weil es ein kostenloses Friedensabkommen erhält, erwartet Israel dauerhafte Zugeständnisse, die nicht unbedingt Zugeständnisse von israelischer Seite erfordern. Diese versteckte Gleichung, vermischt mit dem Gefühl strategischen Erfolgs in einem Konflikt, der seit langem ein Hindernis für regionalen Fortschritt darstellt, wurde nach dem Angriff auf Katar deutlich, ein Land, das sich Ziel von Netanjahus Vorwürfen sah, Israel in Bezug auf Legitimität und neue Medien zu isolieren.

War die Hamas das Ziel oder Katar? Auffällig ist, dass Israel zwischen dem Konflikt mit der Hamas und den Entwicklungen unterscheidet, die zur Darstellung eines Modells ungezügelter Macht in der Region führten. Dies gilt insbesondere nach den negativen Positionen der USA, ihrer Unklarheit in Bezug auf die Hamas und Missachtung des Konzepts des Persischen Golfs als mehr als nur ein geographischer Raum, der gegen andere Siedlungsgebiete ausgetauscht werden kann.

Die Bedrohungen sind vielfältig und reichen von direkten Bedrohungen, die sich vor allem gegen die umliegenden Länder richten bis hin zu indirekten Bedrohungen, die sich auch auf die arabischen Golfstaaten erstrecken, die Israels Handelswege kontrollieren. Israels Strategie reicht von der Schaffung einer instabilen Situation die es aus dem Wettbewerb ausschließt bis zur Durchsetzung einer neuen Realität, die es Israel ermöglicht Routen zu kontrollieren für die der Golf nicht mehr auf der Landkarte erscheinen muss.

Der David-Korridor, der von Südsyrien durch den Irak verläuft, ist nicht mehr nur ein von Israel geförderter Sicherheitsgürtel, sondern ein System tiefgreifender Veränderungen hin zu neuen Routen. Diese Routen bringen auch die geographisch weit entfernten Länder Türkei und Pakistan gegeneinander auf.

An dieser Stelle erinnern wir uns an die Aussagen des ehemaligen saudischen Außenministers Saud Al-Faisal, der von einer israelischen Sicherheitsdoktrin sprach, die sich von Afghanistan bis Marokko erstreckt. Die Idee die Wirtschaft als Tor zum Frieden zu nutzen ist nun von der Tagesordnung verschwunden, da Israel versucht sich in Richtung Asien auszudehnen und neue Einflusssphären zu erschließen. Dies spiegelt sich in den Ereignissen der letzten Monate wider, in der Rede von Mehrfrontenkriegen und Nutzung dessen, was man aus Israels einzigartiger Sicht als Terrorismus bezeichnen könnte, als Vorwand für die Umsetzung seiner umfangreichen Programme.

Als der US-Präsident von Israels Kleinheit sprach, meinte er damit eigentlich Israels Notwendigkeit mehr Territorium und Einfluss zu gewinnen, um an einem zukünftigen, gewaltigen und dominanten Projekt teilhaben zu können. Was nun nötig ist, ist die Kosten dieses Projekts durch umfassende arabische und regionale Maßnahmen auf ein für die USA untragbares oder ungerechtfertigtes Niveau zu treiben. Al-Habtours Vorschlag könnte eine erste Möglichkeit für die Umsetzung eines mehrstufigen Eskalationsprozesses gegen Israel sein.

Der Angriff auf den Persischen Golf veränderte die Perspektive auf die Stabilität des Golfs grundlegend, die ein grundlegender und nicht verhandelbarer Faktor in seinem System ist. Tatsächlich lassen sich aufgrund der gegebenen Umstände alle Interaktionen und Positionen der Golfstaaten nur mit dem Wunsch nach Stabilität und Distanzierung der Golfgesellschaften von Sicherheitsbedrohungen erklären.

Dieser Angriff erfolgt jedoch vor dem Hintergrund einer unbeständigen Lage in der arabischen Region. Die Entwicklung einer neuen Vision wird daher viel Zeit und komplexe Maßnahmen erfordern, die viele der aktuellen Probleme im Jemen, Sudan und Libyen angehen müssen. Die Ergebnisse des Doha-Gipfels lassen sich im Rahmen dieser Vision verstehen. In der Praxis lieferte der Gipfel jedoch nicht mehr als eine Reihe von Zielen, da jede Maßnahme angesichts der Realität vielfältige Nebenwirkungen haben kann. Verzögerungen werden jedoch sehr kostspielig sein.

Übersetzt ins Persische von Mitra Farhadi

Übertragen vom Persischen ins Deutsche von Stephan Schäfer

 

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