Laut IQNA unter Berufung auf Independent gibt es verschiedene Formen diplomatischer und öffentlicher Embargos mit politischen, religiösen und sozialen Methoden. Obwohl das Embargo in einem begrenzten Rahmen durchgeführt wird, verstärkten sich seine direkten oder indirekten Auswirkungen auf die Wirtschaft der Länder insbesondere nach dem Ausbau sozialer Netzwerke und der Einführung verschiedener Kampagnen.
Am 26. Juli rief die ägyptische Al-Azhar zum Boykott schwedischer und dänischer Produkte auf, wenn auch in kleinem Umfang, um „die Religion Gottes und seines Buches zu unterstützen“.
Die Erklärung von Al-Azhar zum Boykott der Produkte aus den beiden Ländern Schweden und Dänemark war Teil einer Reihe von Aufrufen, die nach Verbrennung von Koranexemplaren in diesen Ländern erhoben wurden.
In der Erklärung von Al-Azhar ging es um die Notwendigkeit eine einheitliche und umsichtige Haltung gegenüber den Verstößen von Ländern einzunehmen, die religiöse Heiligtümer nicht respektieren und erwähnte das Wirtschaftsembargo für schwedische und dänische Produkte. In der Erklärung heißt es: „Diese Länder respektieren religiöse Heiligtümer nicht und verstehen nur die Sprache des Materialismus und der Wirtschaft.“
Wirtschaftlicher Druck wirksamer Hebel
Gleichzeitig mit dem Aufruf von Al-Azhar zum Boykott schwedischer und dänischer Produkte wurden in sozialen Netzwerken Kampagnen mit verschiedenen Hashtags wie „Al-Qur'an, Al-Musaf, Schweden, Boykott und Verbrennung des Korans“ gestartet und riefen zum Boykott der Produkte der beiden europäischen Länder auf. Manchmal wurden Informationen über Produkte dieser beiden Länder aufgenommen und aufgefordert den Kauf dieser Produkte einzustellen und nach alternativen Produkten zu wählen.
Schweden ist für seine Exporte auf den großen Markt der arabischen Welt angewiesen und laut der Datenbank der Vereinten Nationen liegt der höchste Wert seiner Exporte in die arabische Welt in zehn Ländern: Saudi-Arabien, Ägypten, Vereinigten Arabischen Emirate, Marokko, Katar, Algerien, Oman, Tunesien, Kuwait und Irak. .
Mustafa Reza, ein junger in Kairo lebender Ägypter und an einem der Al-Azhar-Colleges studiert sagt, dass er über verschiedene Hashtags in sozialen Netzwerken nach schwedischen Produkten in Ägypten suchte, um diese und ihre dänischen Pendants zu boykottieren. Außerdem wurden von lokalen ägyptischen Zeitungen und Websites Listen der bekanntesten Marken veröffentlicht und beschlossen deren Einkäufe zu boykottieren.
In der arabischen Welt gibt es viele schwedische und dänische Produkte darunter Lebensmittel, Kosmetika, Kleidung, Möbel, Medikamente, Autos und virtuelle Plattformen von denen einige sehr beliebt sind aber andere weniger.
Bassem Abdellatif, ein junger Ägypter, sagt, dass er früher Möbel für sein Zuhause von einer schwedischen Marke kaufte, aber als er von den Sanktionen erfuhr beschloss er nicht mehr diese Marke zu kaufen. Dieser junge Ägypter, der dieses Thema in internationalen Medien verfolgt sagt: „Dieses Thema hat einen konkreten wirtschaftlichen Aspekt! Ich meine nicht dass es sofort Früchte tragen kann, sondern dass es eine Kleinigkeit ist, die ich selbst tun kann und dass ich es als meine Pflicht betrachte.
Notwendigkeit koordinierter Verwaltung von Sanktionen
Der Experte für internationale Beziehungen und Medien Mohammad Faras Al-Naib sagt, dass zu den Gründen für Forderungen nach Wirtschaftssanktionen ideologische, religiöse, ethnische und rassistische Missbräuche gehören und dass diese Forderungen grundsätzlich Teil einer zivilisierten Gesellschaft sein könnten. Andererseits beklagt er, der als Berater an der Fakultät für Massenkommunikation der American University in den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig ist, die Unfähigkeit einiger als zivilisiert beschriebener Regierungen im Bereich der Menschenrechte solche Beleidigungen zuzulassen. Er sagt, dass zwischen Gedanken- und Meinungsfreiheit und der Demütigung von Überzeugungen und Religionen oder der Rechtfertigung von Verbrechen und Abweichung unterschieden werden sollte. Er ist der Ansicht, dass einige Forderungen nach Sanktionen begrüßt werden, wenn Missbräuche und Abweichungen von den Werten und Heiligkeiten verschiedener Nationen auf Grundlage spezifischer systematischer Programme und unter dem Deckmantel der Freiheit gerechtfertigt werden.
Was Bassem und Mustafa taten indem sie schwedische Produkte boykottierten erinnert an die beliebte Boykottkampagne in der arabischen und islamischen Welt im Jahr 2020 als Muslime nach antiislamischen Äußerungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron französische Produkte boykottierten.
Mohammad Jamal, ein Lebensmittelverkäufer, sagt, dass viele seiner damaligen Kunden fragten, ob das Produkt, das sie kauften französisch oder etwas anderes sei, um dann nach Alternativen zu französischen Produkten zu suchen was zu einer Preissenkung dieser Produkte führte. Damals berichtete Reuters in einem Wirtschaftsbericht, dass die wirtschaftlichen Interessen von Paris nach Sanktionsforderungen in der muslimischen Welt gefährdet seien. Das französische Außenministerium bezeichnete die Sanktionsforderungen als absurd und forderte einen sofortigen Stopp.
Sanktionen aus religiösen Gründen haben eine lange Geschichte. Die vielleicht berühmteste davon ereignete sich Ende 2005 und 2006 als die norwegische Zeitung Jyllands Posten eine Reihe von Cartoons veröffentlichte, in denen der Prophet Gottes beleidigt wurde. Dieses Verbot wurde allgemein begrüßt. Im Januar 2006 veröffentlichte die International Union of Muslim Scholars eine Erklärung in der sie Millionen Muslime auf der ganzen Welt dazu aufrief, dänische und norwegische Produkte zu boykottieren.
Damals veröffentlichte die BBC einen Bericht aus dem hervorging, dass Sanktionen die dänische Wirtschaft Millionen von Dollar gekostet hatten und dass die Exporte des Landes zwischen Februar und Juni 2006 um 15,5 % zurückgingen. Dänische Milchprodukte litten am meisten unter diesem Embargo.
Daniel Melhem, ein auf Finanzmärkte spezialisierter Wirtschaftsprofessor, sagt dass die Erfahrungen mit Sanktionen in der islamischen Welt in den vergangenen Jahren nicht über eine vorübergehende Volksbewegung hinausgegangen seien und keine nennenswerten Auswirkungen auf die Wirtschaft einiger Länder gehabt hätten. Dies ist auf das Fehlen einer einzigen koordinierten Führung für diese Aufrufe zurückzuführen, sei es von Parteien, Verbänden oder großen Institutionen. Als Beispiel nennt Melhem den Boykott dänischer Produkte, der Dänemark Verluste bescherte weil die öffentliche und staatliche Wut in der islamischen Welt sehr groß war. Was das Embargo gegen französische Produkte betrifft ist er jedoch der Ansicht, dass diese Embargos trotz vieler Aufrufe in den sozialen Medien aufgrund des mangelnden politischen Willens in islamischen Staaten nicht sehr wirksam waren.
4163925