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Taschkent Zentrum der Islamischen Zivilisation: Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft der islamischen Welt + Video

9:52 - October 14, 2025
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IQNA- Das Taschkent-Zentrum für Islamische Zivilisation in Usbekistan ist ein Symbol für die Wiederbelebung des islamischen wissenschaftlichen und kulturellen Denkens in der Neuzeit. Das Zentrum versucht die glorreiche Vergangenheit der islamischen Zivilisation mit der strahlenden Zukunft der islamischen Welt zu verbinden.

IQNA: Das Zentrum für Islamische Zivilisation Usbekistans ist im Herzen Taschkents, neben dem historischen Komplex Hazrati Imom, eines der größten kulturellen und wissenschaftlichen Projekte in der modernen Geschichte Usbekistans. Die Idee zur Gründung dieses Zentrums wurde erstmals 2017 vom Präsidenten Usbekistans, Shavkat Mirziyoyev, vorgeschlagen. Ziel seiner Gründung war es das wahre Gesicht des Islam als Religion des Friedens, Wissenschaft, Toleranz und Fortschritts zu präsentieren und die herausragende Rolle usbekischer Wissenschaftler und Denker für die Blüte der islamischen Zivilisation widerzuspiegeln.

 

Geschichte des Baus des Taschkent-Zentrums für Islamische Zivilisation

Der Bauplan für diesen Komplex wurde am 23. Juni 2017 vom Präsidenten offiziell genehmigt und der Grundstein am Eid al-Fitr 2018 in Anwesenheit des Präsidenten symbolisch gelegt. Das Zentrum wurde von Anfang an mit der Mission konzipiert das intellektuelle und wissenschaftliche Erbe der islamischen Zivilisation wiederzubeleben und es mit der heutigen Gesellschaft zu verbinden. Usbekistan, Geburtsort von Persönlichkeiten wie Imam Bukhari, Imam Tirmidhi, Abu Rayhan Biruni, Avicenna, Khwaja Ahmad Yesavi und Mirza Ulugh Beg, wollte deren wissenschaftliche und spirituelle Errungenschaften in einem modernen und internationalen Format wiedergeben.

Das Projekt wurde unter direkter Aufsicht der Regierung und in Zusammenarbeit mit der UNESCO, der Organisation für Islamische Zusammenarbeit und wissenschaftlichen Einrichtungen der islamischen Welt umgesetzt. Der Bau begann 2018 und befindet sich nun in der Endphase der Fertigstellung im Jahr 2025. Das Taschkent-Zentrum für Islamische Zivilisation ist nicht nur ein islamisches Museum, sondern auch ein umfassendes Zentrum für Forschung, Bildung und internationalen kulturellen Austausch.

 

Architektur- und Designspezifikationen

Das Gebäude des Zentrums für Islamische Zivilisation ist ein einzigartiges Beispiel für die Verschmelzung islamischer Kunst mit moderner Architekturtechnologie. Es wurde von Abdukahhor Turdiyev entworfen und ist von den architektonischen Traditionen der Khorezmshahi-, Timuriden- und Karachaniden-Dynastien inspiriert. Das Gebäude steht auf einem etwa 7,5 Hektar großen Grundstück im Imam-Reza-Komplex in Taschkent und hat eine Gesamtfläche von etwa 42.000 Quadratmetern.

Das Zentrum besteht aus drei Stockwerken und sein Außenhof hat eine riesige, 65 Meter hohe Kuppel. An den vier Seiten des Gebäudes befinden sich vier Haupttore, jedes etwa 34 Meter hoch. Dieses viereckige Design erinnert an das traditionelle Muster islamischer Schulen und Karawansereien in Samarkand und Buchara.

Die Außenfassade ist mit blau-türkis glasierten Fliesen mit geometrischen Mustern und islamischen Knoten verziert. Die Trend Group war für die Fliesen der Kuppel und der Vorhallen verantwortlich. Teile der Innenausstattung sind mit Kristallglas und Vergoldungen verziert.

Das Zentrum wurde mit modernen Technologien wie Acousticork U85 Schallschutz im Bodenbelag, einem intelligenten Belüftungssystem und natürlicher Beleuchtung gebaut. Der Innenbereich ist mit einem zentralen Innenhof, reflektierenden Pools und traditionellen Gärten ausgestattet, die ein Gefühl von Frieden und Spiritualität vermitteln.

Dieses Gebäude ist eine Verschmelzung von historischer Identität und Moderne. Einerseits verkörpert es den Geist der timuridischen Architektur, andererseits moderne Stahl- und Glaskonstruktionen. Seine weithin sichtbare Kuppel ist ein Symbol für die wissenschaftliche und kulturelle Wiederbelebung der islamischen Welt in Zentralasien.

 

Wissenschaftliche und kulturelle Abteilungen des Zentrums

Das Gebäude des Islamic Civilization Center besteht aus drei Hauptgeschossen und jedes Stockwerk hat eine bestimmte Funktion:

A) Erdgeschoss

Dieser Bereich beherbergt exquisite Artefakte und wissenschaftliche Workshops. Er umfasst:

Handschriftenrestaurierung und Restaurierungswerkstatt;

Workshop zur Digitalisierung antiker Texte;

Eine Halle zur Aufbewahrung historischer Artefakte und seltener Manuskripte mit kontrollierten Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen;

Öffentliche Lobby, Besucherempfangszentrum und Kulturcafé mit einer Kapazität von etwa 200 Personen.

B) Erster Stock

Auf dieser Etage befindet sich das Museum der Geschichte der islamischen Zivilisation Usbekistans. Auf einer Fläche von etwa 15.000 Quadratmetern sind Ausstellungen aus verschiedenen Epochen der islamischen Zivilisation – von den Anfängen des Islam bis zur Timuriden-Ära – untergebracht. Im zentralen Teil, unter der Hauptkuppel, befindet sich die Halle des Heiligen Korans in der der Mushaf (Exemplar des Korans) von Uthman und Dutzende seltener Koranmanuskripte ausgestellt sind. Außerdem wurde ein internationaler Konferenzsaal mit einer Kapazität von 550 Personen für wissenschaftliche und religiöse Konferenzen errichtet.

C) Zweiter Stock

Die zweite Etage des Zentrums gilt als dessen wissenschaftliches und forschungsorientiertes Zentrum. Auf dieser Etage:

Die Zentralbibliothek beherbergt über 100.000 Manuskripte und Lithografien sowie Tausende wissenschaftliche Bücher in Arabisch, Persisch, Türkisch und Russisch.

Spezialforschungsbereich Geschichte der islamischen Wissenschaft und Philosophie,

Das Institut für Höhere Islamische Bildung zur Ausbildung zeitgenössischer Gelehrter und Dolmetscher,

Informationstechnologiezentrum und digitale Manuskriptdatenbank.

Ein weiteres Projekt ist der elektronische Katalog eurasischer islamischer Manuskripte, dessen Ziel es ist Manuskripte mit Bezug zur islamischen Kultur im eurasischen Raum zu sammeln, digitalisieren und öffentlich zu präsentieren.

Im Zentrum läuft außerdem ein Projekt mit dem Titel „Seltene Manuskripte mit Bezug zu Usbekistan in globalen Sammlungen“. Im Rahmen des Projekts wurden in mehreren Ländern (England, Frankreich, Indien, Türkei, Russland, den USA, Iran, Ägypten, Italien und Irland) Recherchen durchgeführt um Manuskripte zu wissenschaftlichen, literarischen, medizinischen und religiösen Themen mit Bezug zu Usbekistan zu identifizieren.

 

 

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Manuskripte und Koranabteilung

Eine der wichtigsten und wertvollsten Komponenten des Zentrums für Islamische Zivilisation Usbekistans ist die Abteilung für Manuskripte und Korane. Diese Abteilung ist nicht nur als Schatzkammer des islamischen schriftlichen Erbes konzipiert, sondern auch als Brücke zwischen Geschichte und zeitgenössischer Forschung.

Unter den Koranwerken ist der Mushaf von Uthman (Uthman Qur'an) das wertvollste. Historischen Quellen zufolge handelt es sich dabei um eines der sechs Originalexemplare des Korans, die während des Kalifats von Uthman ibn Affan verfasst wurden. Dieser Mushaf, der jahrhundertelang in Taschkent aufbewahrt wurde, ist nun unter besonderen Schutzmaßnahmen in der zentralen Koranhalle des Zentrums ausgestellt.

Darüber hinaus enthält dieser Abschnitt mehr als 114 seltene Manuskripte des Heiligen Korans, darunter Manuskripte aus dem 8. bis 18. Jahrhundert n. Chr., alte Übersetzungen ins Persische, Türkische und Khwarizmi-Dialekt sowie mit Gold und Lapislazuli vergoldete Exemplare.

Eines der bedeutendsten noch existierenden Koranwerke ist ein Exemplar der türkischen Koranübersetzung aus dem 14. Jahrhundert, die Muhammad ibn Scheich Yusuf al-Abari im Jahr 737 n.H. verfasste. In dieser Sammlung befinden sich auch Exemplare wissenschaftlicher und philosophischer Werke mit Bezug zum Koran, wie Kommentare von Imam Tabari, Zamakhshari und Baydawi.

Die Handschriftenabteilung verfügt über ein Restaurierungs- und Digitalisierungslabor, das mit modernen Scan- und digitalen Restaurierungstechnologien ausgestattet ist, um Forschern aus aller Welt den virtuellen Zugriff auf seltene Handschriften zu ermöglichen.

Zu den weiteren im Zentrum verfügbaren wissenschaftlichen Werken gehören Manuskripte von „Qanun fi al-Tibb“ von Avicenna, „Al-Tafhim“ von Abu Rayhan al-Biruni, „Zij Gurkani“ von Mirza Ulugh Beg und ein Faksimile von Timurids Shahnameh.

Alle diese Werke werden in einem speziellen Bereich mit kontrolliertem Licht und Feuchtigkeit aufbewahrt und jedes Exemplar verfügt über einen mehrsprachigen digitalen Personalausweis (Arabisch, Usbekisch, Englisch).

Basierend auf der entwickelten Roadmap für die wissenschaftlichen und kreativen Projekte des Zentrums wird in drei Phasen ein Forschungsfeld in Form von 823 wissenschaftlichen Projekten umgesetzt.

 

An der Umsetzung der wissenschaftlichen und kreativen Projekte des Zentrums werden sich zudem über 100 staatliche und lokale Organisationen beteiligen. Mehr als 4.000 Wissenschaftler, Spezialisten sowie in- und ausländische Experten werden am Forschungsprozess teilnehmen.

 

Die Forschungsergebnisse und Berichte über die Aktivitäten dieses Zentrums werden von 270 in- und ausländischen Medien und Bloggern veröffentlicht. Zudem werden wissenschaftliche und pädagogische Werbeveranstaltungen organisiert. Die Ergebnisse wissenschaftlicher Projekte werden Arbeitsgruppen vorgestellt und vom Wissenschaftlichen Rat geprüft. Für die Aktivitäten der wissenschaftlichen und kreativen Gruppen, die die Projekte umsetzen, steht ein Budget zur Verfügung.

 

Im Rahmen dieses Projekts werden 200 Bücher, 97 Kunstwerke, 65 Kataloge, 31 Karten, 58 Modelle und 200 Puppen erstellt. 171 wissenschaftliche Reisen werden durchgeführt. 163 Ausstellungen werden aus dem Ausland ins Zentrum gebracht. Abgeschlossene Projekte werden umgesetzt und basierend auf ihren Ergebnissen werden 114 Videos und 63 Filme produziert.

 

Das Zentrum für Islamische Zivilisation Usbekistans ist nicht nur ein schönes Gebäude, sondern auch ein Symbol für die Wiederbelebung islamischen wissenschaftlichen und kulturellen Denkens in der Moderne. Es zeigt, dass Usbekistan als Geburtsort einiger der größten islamischen Denker versucht, seine glorreiche Vergangenheit mit der strahlenden Zukunft der islamischen Welt zu verbinden.

Ihre prächtige Kuppel schmückt, wie die der Bibi-Khanum-Moschee in Samarkand, die Skyline von Taschkent und erinnert an das goldene Zeitalter der islamischen Zivilisation. Manuskripte, Exemplare des Heiligen Korans, die Werke von Biruni und Avicenna sowie das intellektuelle Erbe anderer muslimischer Gelehrter stehen Seite an Seite und erzählen die Geschichte der ewigen Verbindung von Glaube, Wissenschaft und Kunst.

Diese Manuskriptsammlung bietet internationalen Forschern eine hervorragende Gelegenheit auf Quellen aus erster Hand zur Geschichte der islamischen Wissenschaft, Literatur, Religion und Kunst zuzugreifen. Durch digitale Kataloge können diese Manuskripte zu Studien in Bereichen wie der Entwicklung der Wissenschaften, der Interaktion zwischen Kulturen, der Linguistik und der Analyse von Kalligraphie und Kalligrafie beitragen. Das Zentrum für Islamische Zivilisation bewahrt das Erbe und fungiert gleichzeitig als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, indem es die islamische Wissenschaftstradition in der Sprache der Zeit und mit moderner Technologie vorstellt und eine neue Generation inspiriert.

Unten sehen Sie ein Video des Zentrums für Islamische Zivilisation Usbekistans, das sich im Herzen von Taschkent neben dem historischen Komplex Hazrati Imom befindet.

Bericht von Mohsen Haddadi

 

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