Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff hat die Rolle der Religionen für den Zusammenhalt der Gesellschaft gewürdigt. „Die Gesellschaft der Zukunft muss eine des Miteinanders und der Vielfalt sein“, betonte Wulff am Samstag bei einer Podiumsdiskussion auf dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund.
Die titelgebende Frage „Nicht nur der Islam gehört zu Deutschland – Wie viel Religion verträgt unsere Gesellschaft?“ behandelte Wulff im Gespräch unter anderem mit dem Vorsitzenden des Zentralrat der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, der Bischöfin und Ökomene-Expertin Petra Bosse-Huber sowie der Bloggerin und Journalistin Merve Kayikci.
Deutschland verträgt viel Religion
Wulff hatte der Debatte mit seinem Islam-Satz vor etwa neun Jahren einen neuen Schub gegeben. Jetzt betont er: „Selbstverständlich gehört der Islam neben Christen und Juden zu Deutschland.“ Das Grundgesetz habe auf anderslautende Annahmen eine klare Antwort gegeben – Religionsfreiheit. Eine liberale, bunte Gesellschaft sei die Zukunft. „Ich will lieber Vielfalt und nicht ihr Gegenteil, die Einfalt“, erklärte Wulff.
Es sei wichtig zu signalisieren, dass die Menschen mit allem, was sie ausmache, zur Gesellschaft dazugehörten. Entscheidend sei gegenseitiger Respekt, so Wulff. „Deutschland verträgt einen großen Teil Religion, wenn es übergreifende Regeln gibt, an die sich alle halten.“
Laut Wulff ist es in allen Teilen der Gesellschaft wichtig klarzumachen, dass die Menschen mit allem, was sie ausmacht, dazugehören. „Deutschland verträgt viel Religion – wenn es übergreifende Regeln gibt, an die sich alle halten“, betonte er. Gegenseitiger Respekt sei dafür unverzichtbar.
Vor knapp neun Jahren hatte Wulff als Bundespräsident gesagt: „Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“. Diesen Satz sage er heute „noch vehementer“, betonte Wulff. Was ihm Sorge bereite: Damals hätten 60 Prozent der Bevölkerung dieser Aussage zugestimmt, heute seien es nur noch 40 Prozent.
Keine Benachteiligung wegen Glauben
Die Frage, wie viel Religion das Land vertrage, berge viel Konfliktpotenzial, sagte der Katholik. Das Grundgesetz gebe eine eindeutige Antwort: Niemand dürfe wegen seines Glaubens benachteiligt werden.
Mazyek rief dazu auf, demokratische Werte nicht „nur im stillen Kämmerlein“, sondern auch in der Öffentlichkeit zu vertreten. „Wir müssen raus und der Trägheit der Masse etwas entgegensetzten.“ Verantwortliche in Politik, Kirche und Gesellschaft müssten zurückkehren zu jenem positiven Geist, der an den Reaktionen der Mehrheit bei der „vermeintlichen Flüchtlingskrise“ im Jahr 2015 erkennbar gewesen sei. (dpa/KNA/iQ)
http://www.islamiq.de/2019/06/23/wulff-deutschland-vertraegt-viel-religion/