Dem IQNA-Bericht zufolge sind soziale Diskriminierungen in den USA zu einem Problem für dieses Land geworden. Nicht nur Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe oder der ethnischen Herkunft, sondern auch organisierte Diskriminierung von religiösen Minderheiten wie Muslimen kommen in diesem Land häufig vor. Mohamed Brahimi hat in seinem Artikel, der auf der Webseite „Morocco World News“ veröffentlicht worden ist, auf Ähnlichkeiten zwischen dem Tod von George Floyd und der Diskriminierung von Muslimen in den USA hingewiesen.
Brahimi ist seit langem Mitglied des Forschungsteams „Islam im Westen“ an der Universität Harvard und lehrt zurzeit am „Worcester Polytechnic Institute“. Außerdem ist er Gründer und Chefredakteur der Zeitung „Al-Arab“, die sich mit den Problemen der Marokkaner und der Muslime in der Region Boston befasst.
In seinem Artikel bezieht sich Brahimi auf Hindernisse, die bei dem Bau der größten Moschee in Neuengland (New England) seitens der Mitglieder einer extremistischen Gruppe namens „The David Project“ - einer von amerikanischen Juden gegründeten gemeinnützigen Organisation - in den Weg gelegt wurden. Er erklärt: „Die Mitglieder der Gruppe zielten nicht darauf ab, sich in rechtlicher Hinsicht durchzusetzen, aber es gelang ihnen doch, der muslimischen Gemeinde in finanzieller Hinsicht gewisse Schwierigkeiten zu bereiten. Sie verfügten über keine rechtlichen Mittel, um sich durchzusetzen, aber sie schafften es, die rechtzeitige Fertigstellung des Bauvorhabens zu verhindern, indem sie unsere dringend benötigten Ressourcen verschwendeten und uns zwangen, darüber rechtlich zu klagen.“
Der Chefredakteur von „Al-Arab“ schreibt weiter: „Ich erinnere mich an ein Treffen, bei dem der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft in der Region versuchte, sich von Gemeindemitgliedern aus allen Staaten beraten zu lassen. Mehrere Gemeindemitglieder schienen sich einig zu sein, dass die Bildung einer Koalition der beste Weg sei, um unsere Ziele zu erreichen. Die Islamische Gemeinschaft verbrachte lange Zeit isoliert wie in einem Kokon. Es war so, als ob Muslime in einer geschlossenen Gemeinschaft lebten und kaum in Interaktion mit Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft verwickelt waren.“
Er schreibt: „Dies ist auch der Grund dafür, dass der Vorgang der Vereinigung verzögert und die soziale Stellung von Muslimen in Europa erschüttert worden ist. Als amerikanische Muslime wussten wir, dass wir nicht den gleichen Fehler wie unsere Glaubensgeschwister in Europa machen durften. Wie sich herausstellte, suchten wir Zuflucht in einem Spinnenhaus, dem wackeligsten aller Häuser, wie der Heilige Koran betont.“
Brahimi verweist dann auf die Treffen, die man zum Moscheebauprojekt in New England organisierte und schreibt weiter: „Bei diesen Treffen erklärte der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft, dass wir dringend Geldmittel brauchen, um die diesbezüglichen Kosten zu bezahlen. Wir mussten uns mit anderen Gruppen verbinden, insbesondere mit denen, die mit den bestehenden Zuständen unzufrieden waren, um Probleme im Zusammenhang mit dem Bau der Moschee zu lösen. Wir mussten uns mit sozial unterdrückten Gruppen identifizieren und dadurch stärker werden. Es war ein herrlicher Moment, als die muslimische Gemeinde in New England zur Besinnung kam und beschloss, die Politik der Isolation, welche sie sich auferlegt hatte, zu neutralisieren.“
Er fügt hinzu: „Bei diesem Treffen habe ich darauf hingewiesen, dass, wenn wir uns mit der Bitte um Unterstützung an andere Gemeinden wenden, es in Form wechselseitiger Unterstützung sein muss. Ich beklagte die Gleichgültigkeit der islamischen Gemeinden gegenüber den Problemen anderer Gemeinden in ihrem ständigen Kampf gegen Ungleichheit, Ungerechtigkeit, Bigotterie und Fanatismus, Polizeigewalt und wirtschaftliche Ungleichheit.“
Er erklärt, dass die Vorsitzenden islamischer Gemeinden bisher nicht in der Lage waren, mit den Mitgliedern anderer Sozialgruppen in Kontakt zu treten. Er verweist dann darauf, dass die Anschläge von 11. September 2001 große Auswirkungen auf das Verhalten von Muslimen in den USA gehabt hätten. Dann betont er: „Bis zu diesem Zeitpunkt verweigerten es die Mitglieder der muslimischen Gemeinde, sich mit denjenigen Menschen, die wegen ihrer Hautfarbe für Kriminelle gehalten wurden, solidarisch zu zeigen. Der 11. September 2001 hat uns das Elend anderer verständlich gemacht, und so, wie Martin Luther King junior, Führer der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung, einmal sagte, Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedrohe die Gerechtigkeit an jedem anderen.“
Brahimi glaubt, dass die brutale Tötung von George Floyd eine Gelegenheit für Muslime sei, ihre starke Präsenz in den USA zu wahren. Er kommt dann zum Schluss: „Das angesprochene Problem betrifft nicht nur die Afroamerikaner. Das gilt auch als Respektlosigkeit gegenüber dem, woran wir als Muslime glauben. Wir müssen im Kampf für Gerechtigkeit an vorderster Front stehen.“