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Hijab in Europa, zwischen Verbot und Akzeptanz

0:00 - May 01, 2023
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Teheran (IQNA)- In der gesamten EU sind die islamischen Kopftücher, die von einigen muslimischen Frauen getragen werden, seit Jahren heiß umkämpft. Einige Regierungen behaupten, dass das Kopftuch-Verbot eigentlich eine Art Kampf gegen ideologische Unterdrückung und Terrorismus sei während andere glauben, dass diese Verbote die Rechte der Frauen diskriminieren und die Integration von Muslimen in die europäischen Gesellschaften behindern würden.

Laut IQNA unter Berufung auf die Deutsche Welle verhängten einige Länder der Europäischen Union strenge Verbote für Burka (Schleier) und Niqab (Komplett-Schleier) verhängt. Gleichzeitig wurden in einigen EU-Ländern auch absolute oder teilweise Kopftuch-Verbote in Bildungseinrichtungen, Arbeitsplätzen und öffentlichen Räumen eingeführt.

Laut einem Bericht der Open Society Justice Initiative vom März 2022, einer Gruppe von Menschenrechtsanwälten wurden solche Schleier-Verbote umgesetzt, nachdem die US-Politiker nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 dem Terror einen globalen Krieg erklärten und weil Muslime wegen ihrer Schleier und Bekleidung verdächtigt wurden.

Die Autoren dieses Berichts sagen: Die Vorstellung, dass Muslime als Gruppe der neue innere Feind sind, zusammen mit den Überzeugungen und Handlungen, die niedrigere Werte und Normen (religiöse Toleranz) als europäische Normen aufweisen, wurde während dieser politischen Begegnung legitimiert.

Rumki Chowdhury, Herausgeberin des Blogs zum Welt-Hijab-Tag, teilte ähnliche Gefühle.

„Ich hatte eine schwere Zeit, weil ich in Amerika aufgewachsen bin und nach dem 11. September fiel es mir wirklich schwer überhaupt an das islamische Kopftuch zu denken, weil die ganze Propaganda darüber ging wie Muslime hinter diesem großen Terror stecken sollen.“

Chowdhury, die jetzt in Stockholm/Schweden lebt, sagt dass Diskriminierung wegen Tragen des islamischen Kopftuches befürchtet.

Sie sagte: „Aber tatsächlich ist das eine falsche Vorstellung, denn laut Koran ist es so als würde man die gesamte Menschheit töten, wenn man jemanden tötet und ich erkannte dass das, was die Leute über Muslime behaupteten nicht wahr ist. Die Leute suchten nur den Schuldigen und mit Wut und Gewalt entleerten sie diese Gefühle auf uns und das, was wir trugen.“

Chowdhury fügte hinzu: „Ich habe endlich überwunden, was die Leute mit dem ilsamischen Kopftuch über mich dachten, weil dieses Kopftuch für mich immer etwas war das mich meinem Herrn näher brachte.“

 

Verbot des islamischen Kopftuches in der EU?

Nach den Terroranschlägen vom 11. September in den Vereinigten Staaten verbot Frankreich 2010 als erstes EU-Land das Tragen von Burka und Niqab an öffentlichen Orten und bezeichnete sie als Zeichen der Unterdrückung.

Österreich, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Italien (in einigen Gebieten), die Niederlande (auf öffentlichen Plätzen) und Spanien (in einigen Gebieten Kataloniens) folgten diesem Beispiel. Andererseits gibt es in Deutschland immer noch zwei Meinungen zu Burka und Niqab. Einige Staaten verbannten sie aus Schulen und öffentlichen Plätzen, während andere befürchten, dass die Verbote die muslimische Integration behindern.

 

Hijab in Europa, zwischen Verbot und Akzeptanz

 

Im Juli 2021 entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass Frauen entlassen werden können, wenn sie sich weigern, das islamische Kopftuch abzulegen, wenn sie in einem Beruf arbeiten, der Umgang mit Menschen beinhaltet.

Die Richter dieses Gerichts sagen: Das Verbot, am Arbeitsplatz offensichtliche Symbole zu tragen, die politische, philosophische oder religiöse Meinungen zeigen, kann durch das Bedürfnis des Arbeitgebers gerechtfertigt sein gegenüber Kunden ein neutrales Bild zu präsentieren oder soziale Streitigkeiten zu verhindern. Ihr Urteil folgte einem Antrag deutscher Richter, die das Recht zweier Arbeitgeber bestätigten zwei Frauen zu kündigen, die darauf bestanden, bei der Arbeit ein Kopftuch zu tragen.

Aber im Oktober 2022 entschied der EuGH, dass EU-Unternehmen möglicherweise ein Verbot des Tragens religiöser Symbole rechtfertigen müssen. Das Gericht reagierte auf einen Fall einer muslimischen Frau in Belgien, der gesagt wurde, sie dürfe kein Kopftuch bei der Arbeit tragen. Das Unternehmen sagte, die Entscheidung sei Teil einer „Unparteilichkeitsregel“, die darauf abzielt, die Gleichstellung der Mitarbeiter zu fördern.

 

Kopftuch-Verbot ist Diskriminierung

Auch Asma Al-Idrisi, Rechtsanwältin und Antidiskriminierungsberaterin aus Bochum sagte, dass solche Gesetze das Wachstum von Unternehmen nicht fördern und diskriminierend sind.

Al-Idrisi sagte: „Als ich im hessischen Justizministerium tätig war, musste ich mich mit dem Thema des Kopftuch-Verbots am Arbeitsplatz auseinandersetzen, das besagte, dass ich im Rahmen der praktischen Übungen und Praktikum wegen des Tragens eines Kopftuchs im Gericht nicht erscheinen durfte. Das bedeutete, dass ich nicht neben dem Richter sitzen und Zeugen aus der Nähe sehen durfte. Es war mir auch nicht gestattet, an bestimmten Pflichten der Staatsanwaltschaft teilzunehmen, als Staatsanwalt zu fungieren oder die Staatsanwaltschaft öffentlich zu vertreten.“

Sie stellte klar: Aber für mich ist das Kopftuch ein Zeichen der Identität und ein Instrument der Ermächtigung, so habe ich dagegen geklagt und meinen Fall vor das Bundesverfassungsgericht gebracht. Das Gericht erkannte dieses Verbot schließlich als verfassungsgemäß an. Das hilft mir nicht und auch Unternehmen nicht die Vielfalt anstreben.

 

Hijab in Europa, zwischen Verbot und Akzeptanz

 

Unternehmen in Europa müssten mehr tun als nur über Diversitätspolitik zu reden, sagte Al-Idrisi. Wenn wir strukturellen Rassismus ändern wollen, müssen wir Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund annehmen und unterstützen und dürfen sie aufgrund ihrer Kleidung nicht diskriminieren.

Laut dem Bericht der Open Society Justice Initiative gibt es in den meisten EU-Ländern Verbote und Gesetze zum Kopftuch.

Kopftuchverbote wurden hauptsächlich von nationalistischen und rechtsextremen politischen Parteien gefördert. Der Bericht stellt auch fest dass fünf EU-Länder nämlich Kroatien, Zypern, Griechenland, Polen und Portugal nie öffentlich über ein Verbot von Kopf- und Gesichtsbedeckungen sprachen.

 

Kopftuch ist Teil unserer Individualität

Um solchen Einstellungen entgegenzuwirken, hatte Nazme Khan, ein muslimisches Mädchen aus New York, die Idee den 1. Februar 2013 zum World Hijab Day (WHD) zu erklären, um die Millionen muslimischer Frauen zu würdigen, die sich für das Tragen des islamischen Kopftuches entscheiden.

Ramki Chowdhury, Redakteurin des Blogs zum World Hijab Day, sagte: „Der Hauptzweck der Feier dieses Tages in Europa und den Vereinigten Staaten besteht darin, zu sagen, dass dies unsere Wahl ist und wir in der Lage sein sollten, die Art der Kleidung zu wählen, die wir möchten. Es ist Teil unserer Individualität. Das ist unser Kleidungsstil und das was wir tragen.“

Chowdhury sagt: Ich weiß, dass es diese Angst (vor dem Hijab) gibt, was er darstellen könnte. Islamophobie ist laut Mainstream-Medienberichten seit dem 11. September 2001 stetig auf dem Vormarsch. Daher ist es unser Ziel durch die Anerkennung dieses Tages einer solchen Rhetorik gegen den Hijab entgegenzuwirken. Es ist das 21. Jahrhundert und Individualität ist ein grundlegend neues Thema. Ob Hijab oder nicht, die europäischen Länder sollten daher die Menschen so annehmen wie sie sind und ihnen die Freiheit geben zu wählen, was sie wollen und sich frei auszudrücken.

Übersetzung ins Persische: Mohammad Hasan Gudarzi

Übersetzung vom Perischen ins Deutsche: Stephan Schäfer

 

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