IQNA

Corona-Maßnahmen

Forscher rechnet mit mehr Gewalt als Folge der Corona-Krise

23:19 - March 26, 2020
Nachrichten-ID: 3002397
Teheran (IQNA)- In Zeiten der Corona-Krise werden viele Verschwörungstheorien verbreitet. Der Konfliktforscher Professor Andreas Zick warnt vor der steigenden Gewalt gegenüber Minderheiten.

Der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick sieht wegen der Einschränkungen im Zuge der Corona-Krise ein erhöhtes Risiko von Gewalttaten. „Die Konflikt- und Gewaltforschung rechnet in Krisenzeiten mit solcher Gewalt, die sich vor allem gegen vermeintlich Schwächere richtet“, sagte er dem „Westfalenblatt“ (Montag): „Wir müssen sie ernst nehmen, und sie kann zunehmen, wenn die Krise sich verschärft und die Stresssituation durch die eingeschränkten Freiheiten das Erregungs- und Aggressionsniveau bei jenen steigert, die eh schon aggressiv gestimmt sind.“

Außerdem bietet das Corona-Virus Verschwörungstheoretikern und Rechtsextremen ein optimales Betätigungsfeld, sagte der Konfliktforscher Andreas Zick. Man müsse davon ausgehen, dass die Szene die derzeitige Verunsicherung in der Coronakrise ausnutze und versuche ihre Ideologien zu verbreiten. „Es ist ein soziales Phänomen. Wo die einen anderen helfen, versuchen andere ihren eigenen Vorteil zu sichern“, so der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld.


„Menschen müssen aufpassen, nicht aggressiver zu werden“

Auch in und nach der Wirtschafts- und Finanzkrise sei nach Analysen der Gewaltforschung die Menschenfeindlichkeit gestiegen, so Zick weiter: „Wir wissen aus der Forschung, dass im Auslauf der Krisen der Konkurrenzkampf wieder losgeht und dann Gruppen verdrängt werden.“ Beispielsweise nähmen viele das Elend der Geflüchteten an der griechisch-türkischen Grenze derzeit leichter hin. „Wir gewöhnen uns vielleicht an härtere Maßnahmen. Wir müssen aufpassen, nicht autoritär und aggressiv zu werden.“


Corona-Krise: Hamsterkäufe als Panikreaktion

Die verbreiteten Hamsterkäufe erklärte Zick als Panikreaktion auf eine sich ausbreitende Verunsicherung: „Schwer verunsicherte und ängstliche Menschen neigen dazu, nur noch Informationen zu verarbeiten, die in ihr Weltbild passen.“ Wenn man dann fest daran glaube, dass es bald nichts mehr zu kaufen gibt, erzeuge die Panik weiteren Stress: „Panik erzeugt einen Wahrnehmungstunnel, und dann orientieren sich panische Menschen an panischen Menschen und Panikinformationen.“ (KNA, iQ)

 

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