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Papst übt Kritik am Abzug des Westens in Afghanistan

11:45 - September 02, 2021
Nachrichten-ID: 3004681
Teheran (IQNA)- Papst Franziskus hat sich kritisch über die Art des Abzugs der westlichen Truppen aus Afghanistan geäußert. Seiner Meinung nach seien bei der Planung "nicht alle Eventualitäten" in Betracht gezogen worden, sagte er in einem Interview.

In einem langen Radiointerview mit dem spanischsprachigen Sendernetzwerk COPE hat sich Papst Franziskus kritisch über die Art des Abzugs der westlichen Truppen aus Afghanistan geäußert.

Seiner Meinung nach seien bei der Planung „nicht alle Eventualitäten“ in Betracht gezogen worden, sagte er im Interview des spanischen Senders Cope (Mittwoch).

„Ich will nicht urteilen“, so das Kirchenoberhaupt. Aber offenbar sei „viel Naivität“ mit im Spiel gewesen. Der Abzug an sich sei zwar rechtmäßig. Es komme jedoch auf die Modalitäten und die entsprechenden Verhandlungen an. Keinesfalls dürfe die afghanische Bevölkerung einfach ihrem Schicksal überlassen werden.

Der Vatikan wolle sich auf diplomatischem Wege für die Menschen in Afghanistan einsetzen. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sei „wirklich der beste Diplomat“, den er kenne, betonte Franziskus. „Ich bin sicher, dass er hilft oder zumindest Hilfe anbietet.“ Die Situation sei schwierig. Seine persönliche Aufgabe als Papst sehe er darin, die Christen zu Gebet und Fasten aufzurufen, so der 84-Jährige.

 

Papst Franziskus verwechselte im Interview Merkel mit Putin

 Bundeskanzlerin Angela Merkel lobte Papst Franziskus in dem Interview. Ein Zitat von ihr zur Lage in Afghanistan habe ihn sehr berührt, sagte er dem spanischen Sender. Tatsächlich war dieses Zitat aber nicht von der Kanzlerin, sondern vom russischen Präsidenten Vladimir Putin.

Das Kirchenoberhaupt zitierte den Satz, den er Merkel zuschrieb, in spanischer Sprache. Darin wird eine „unverantwortliche Politik“ des Westens kritisiert, die versuche, Demokratien in anderen Ländern zu errichten, ohne dabei auf religiöse Besonderheiten und Traditionen Rücksicht zu nehmen.

Die Kanzlerin habe dies am 20. August bei einem Besuch in Moskau gesagt, behauptete Franziskus. Er hoffe, dass die Übersetzung korrekt sei. „Ich spürte eine gewisse Weisheit angesichts dessen, was diese Frau sagte“, fügte er hinzu.

Doch dieser Satz stammt nicht von Merkel, sondern von Putin. Die Kanzlerin sprach bei dem Treffen mit Blick auf die Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban von einem „sehr frustrierenden Moment“. Sie bat Putin um Hilfe für die Ortskräfte in Afghanistan. (kna)

 

tagesspiegel.de

 

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